Mülheim. Heino Thiel zahlt 1900 Euro auf ein Commerzbank-Konto. Wegen Technik-Problemen kommen die nie an. Nach Anfrage der Redaktion geht alles schnell.
Mit 1900 Euro in der Tasche macht sich Mülheimer Heino Thiel (66) am Donnerstag (27. Juni) auf den Weg zur Commerzbank-Filiale an der Althofstraße. Er will das Geld mit der Bankkarte seines Sohns Heiko auf dessen Konto einzahlen – damit es für die BVB-Dauerkarte der nächsten Saison rechtzeitig abgebucht werden kann. Thiel legt das Geld in das Fach des Automaten, doch auf dem Konto kommt es wegen eines technischen Fehlers nie an. Nun soll er mehrere Wochen auf sein Geld warten.
Nach dem Vorfall am Vormittag habe Heino Thiel direkt das Gespräch mit einem Bank-Mitarbeiter gesucht. Weil es keine Vollmacht für das Konto gab, seien Vater und Sohn um 14 Uhr direkt zur Öffnung der Bank zurückgekommen. Der Automat gehört jedoch einem Drittanbieter, deshalb habe der Filialleiter nicht viel machen können. Auch weil auf der Quittung nicht steht, wie viel Geld Heino Thiel eingezahlt hat. Lediglich von der technischen Störung ist dort die Rede. „Die Mitarbeiter waren am Anfang sehr freundlich“, berichtet Heino Thiel. Das habe sich aber schnell geändert:
Vater und Sohn wollen nicht wochenlang auf Geld warten
Wochenlang auf das Geld warten – das kommt für Heino und Heiko Thiel nicht in Frage. Sie hätten mehrmals beim Filialleiter nachgefragt, bis dieser angefangen habe, mit Polizei und Rausschmiss zu drohen.
Am Dienstag (2. Juli) habe Heino Thiel erneut nachgefragt. Und habe vom Bank-Filialleiter als Antwort bekommen, dass er nicht ständig vorbeikommen und nachfragen solle. Sonst würde er eine Anzeige wegen Belästigung bekommen. Diese Aussagen bestreitet die Commerzbank auf Anfrage. Vielmehr habe sich der Kunde gegenüber den Mitarbeitern sehr ausfallend verhalten.
„Nach Abzug der Miete bin ich fast pleite“
1900 Euro sind für Heino Thiel eine Menge Geld. Weshalb er mehrmals bei der Commerzbank nach seinem Geld gefragt habe: „Nachdem die Miete und andere Kosten abgebucht wurden, bin ich fast pleite“, sagt er. Zumal er, damit das Geld für seine BVB-Dauerkarten abgebucht werden konnte, erneut Geld auf das Konto seines Sohnes Heiko bei der Commerzbank einzahlt habe – diesmal über den Schalter. „Wenn das Konto einmal nicht gedeckt ist, dann sind die Karten weg“, erklärt Heino Thiel.
Am Mittwoch (3. Juli) wendet sich Heino Thiel an diese Redaktion und schildert das Problem. Nach Anfrage bei der Commerzbank äußert sich ein Sprecher folgendermaßen: „Wir entschuldigen uns bei Herrn Thiel vielmals für die Unannehmlichkeiten, die ihm aufgrund der technischen Störung entstanden sind.“ Zudem bestätigt er, dass die Filiale keinen Zugriff auf den Automaten hatte, weil dieser nur durch einen externen Dienstleister erfolgen kann.
Grund für den technischen Ausfall seien bundesweite IT-Probeprobleme bei der Commerzbank. Der Fall der Familie Thiel sei nicht der einzige, was die Wartezeit von mehreren Wochen erkläre.
Rückbuchung auf Kundenkonto nach Anfrage der Redaktion
Insgesamt reagierte die Commerzbank nach Anfrage der Redaktion sehr schnell. „Wir haben den Vorgang aufgeklärt und heute die Buchung zu Gunsten des Kundenkontos veranlasst“, so der Sprecher. Allerdings kündigte die Commerzbank das Konto von Heiko Thiel. Zu genauen Gründen möchte sich die Bank aber nicht äußern: „Die Kündigung hat nichts mit den Problemen des Kunden bei der Geldeinzahlung zu tun. Über die eigentlichen Gründe möchten wir im Interesse unseres Kunden keine Stellungnahme abgeben. Die Filiale hat sich vollkommen korrekt verhalten.“
Über die positive Nachricht, dass Heino Thiel sein Geld wieder hat, ist er erleichtert. Trotzdem ärgert er sich – wegen der Kündigung und weil die Commerzbank erst nach der Presseanfrage reagierte und nicht auf seine persönlichen Nachfragen.