Mülheim. Am Samstag hat der Club „The Inner Circle“ in Mülheim seine Pforten geschlossen. Der Nachfolger soll aber schon im September öffnen.

. „Serious Dark“, zu deutsch: „Ernsthaft schwarz“ – das war lange der Name der populärsten Partyreihe im „The Inner Circle“ (TIC). Gleichzeitig auch ein Credo, eine Verpflichtung. Eindeutig sollten vor allem Mitglieder der Gothic-Szene in den Nachtclub an der Sandstraße in Mülheim gelockt werden.

Siebeneinhalb Jahre blieb der Betrieb mit einigen Aufs und Abs stabil, viele bezeichneten das TIC in den sozialen Netzwerken sogar liebevoll als ihr „Wohnzimmer“. Am 3. Mai dann der Schock: Die Betreiber verkündeten die Schließung nach einer letzten „Serious Dark“-Party am 29. Juni. Einige der Gründe: Parkplatznot, die enorme Abgabelast am Standort Mülheim, die Sperrung der Bahn-Strecke in den Sommerferien sowie gesundheitliche Probleme innerhalb des Teams.

Infos zur Crowdfunding-Aktion

Noch bis einschließlich Samstag kann auf www.startnext.com/szeneclub-retten gespendet werden. Gegen gestaffelte Summen sichern sich Spender unter anderem Getränkegutscheine für den neuen Club, Pins, T-Shirts oder Poster. Wer 500 Euro gibt, darf sogar seinen eigenen Cocktail taufen.

Der Spendenstand beziffert sich momentan bereits auf 17.150 Euro, angestrebtes Ziel sind 19.200 Euro.

„Verdammt, nicht schon wieder“, waren die ersten Gedanken von Bianca Manegold, die seit 30 Jahren in der schwarzen Szene unterwegs ist und in der Vergangenheit bereits das Aus von Clubs wie dem „Zwischenfall“ in Bochum miterlebte. „Meine gute Freundin Tanja Franz und ich fragten uns, in welchen Laden wir dann noch hingehen sollten. Aber diesmal weigerten wir uns, die Schließung einfach hinzunehmen.“

Fast 10.000 Euro in 24 Stunden sind zusammen gekommen

Innerhalb weniger Wochen gründete sich ein siebenköpfiges Team aus Stammgästen, Mitarbeitern und einem Eventtechniker mit dem Namen „Projekt: Phönix“. Auch TIC-Mitgesellschafter Thorsten Bella konnte überredet werden, als einziger Teil des alten Teams beim Neuanfang dabei zu sein. Die Gruppe startete eine Crowdfunding-Aktion, hängte im Club Plakate mit der Bitte um Spenden auf – innerhalb von 24 Stunden kamen fast 10.000 Euro zusammen.

Das Logo des „Projekt: Phönix
Das Logo des „Projekt: Phönix". © Patrick Friedland

Genug Geld, um den TIC so herzurichten, dass die Fixkosten bei einer Neueröffnung reduziert werden und die Wiederaufnahme des Partybetriebs gelingt. Denn eine der wichtigsten Gleichungen für Diskotheken in der heutigen Zeit ist eine simple: Je kleiner die Beschallungsfläche, desto geringer die zu zahlenden GEMA-Gebühren. „Die Verantwortlichen haben zuletzt sogar GEMA-Gebühren für den Keller gezahlt, obwohl dort natürlich niemand tanzt“, erklärt Manegold.

Crowdfunding läuft noch einige Tage weiter

Doch damit nicht genug: Die Aktion läuft noch bis einschließlich Samstag, 6. Juli. 19.200 Euro sind das Ziel. Wird der Wert erreicht, kann die Lokalität so umgebaut werden, dass nicht nur weitere Betriebskosten sinken, sondern nach Neueröffnung auch Konzerte stattfinden können.

Fest steht aber schon, dass in rund zwei Monaten wieder zu dunklen Klängen getanzt wird, wie Manegold bestätigt: „Wenn jetzt nicht die Hütte abfackelt, machen wir im September wieder auf. An welchen Tagen wir den Laden für welche Partys öffnen, werden wir nun zeitnah planen. Klar ist: Es bleibt ein Gothic-Club – von der Community für die Community. Und die Bahn fährt ja dann auch wieder.“

Ausweichparkplatz soll verstärkt genutzt werden

Bleibt das Problem mit der Parkplatznot. Oder? Die 46-Jährige hat dazu ihre ganz eigene Meinung: „Bei der letzten Party am Samstag war es rappelvoll. Diese Gäste müssen ja auch irgendwo untergekommen sein. Ich glaube auch einfach nicht, dass jemand, der wirklich feiern gehen will, allen Ernstes wieder nach Hause fährt, weil er direkt vor der Clubtür keinen Parkplatz findet.“

Auf den spätabends und nachts kostenlosen Parkplatz nahe der rund einen Kilometer entfernten Haltestelle Friedrich-Ebert-Straße machten die alten Betreiber mehrfach aufmerksam – meist vergebens.

Nun also ein Neuanfang – unter einem anderen Namen, der „aktuell noch streng geheim ist“, so Manegold. Im Untertitel wird aber „The Insane Circle“ („Der verrückte Kreis“) stehen. „Schließlich hängen viele ja an der Abkürzung TIC“, sagt sie. Der durchaus starken Gothic-Szene in der Region und nicht zuletzt der kargen Partylandschaft in Mülheim wäre es zu wünschen, dass sich die Mühen und Umbauarbeiten auch langfristig – Achtung, Wortspiel – richTIC lohnen …