Mülheim. . An drei Standorten wurde in Mülheim bei der Extraschicht die Nacht zum Tag gemacht: Zu Stadthalle, Aquarius, Alte Dreherei kamen 6000 Besucher.

Von Meditation über klassische Musik bis zum lauten Motorengedröhne reichte die Palette der Extraschicht in Mülheim. Mit drei Standorten beteiligte sich die Stadt an der 19. Auflage der Nacht der Industriekultur. Rund 6000 Besucher kamen laut der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST) am Samstagabend zum Aquarius, zur Stadthalle und zu der Alten Dreherei in die Stadt.

Das Wassermuseum der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) gehört von Anfang an zum festen Inventar der Extraschicht. In diesem Jahr widmete man sich nicht dem Thema „Wasser pur“, sondern Wasser als unverzichtbarem Bestandteil der Zubereitung eines Teegetränks.

In mehreren Zelten konnten die Besucher Informationen erhalten über verschiedene Teekulturen. An Ort und Stelle konnten sie orientalische, britische, chinesische und ostfriesische Varianten des Aufgussgetränks probieren.

Eine ganz besondere Art des Teetrinkens präsentierte in der Kapelle des Styrumer Schlosses Sôtai Knipphals. Seit 1975 beschäftigt sich der 66-Jährige mit Chado, der japanischen Teezeremonie. Keine ganz einfache Art, sich einen Tee zu gönnen: Besteht der rituelle Ablauf des Chados (deutsch „Teeweg“) doch aus insgesamt 780 Einzelschritten nach festem Ritus.

Treckerfahren – die Alte Dreherei machte es möglich.
Treckerfahren – die Alte Dreherei machte es möglich. © Funke Foto Services | Martin Möller

Hier soll es um mehr gehen als nur ums Teetrinken. „Der Teeweg ist ein Optimierungs- und Klärungsweg“, klärt Knipphals, der nach langjähriger Schulung den Titel des Teewegmeisters erlangt hat, seine Zuhörer auf. Chado ist stark beeinflusst von der Philosophie des Zen-Buddhismus: „ Es ist eine Meditation mit Unterhaltung im Sitzen, bei der im Vordergrund steht, präsent zu sein, sich selbst zu finden – wie bei Tai Chi oder Yoga.“ Flucht aus dem Alltag? „Das Ziel besteht darin, mit den Anforderungen des Alltags zurechtzukommen“, so der Teewegmeister. „Oft klaffen Realität und Wunschvorstellungen auseinander. Diese Differenz wird durch den genauen Ritus überbrückt.“ Nicht von heute auf morgen, aber bei stetiger Übung.

Keine hohen lebenspraktischen Ansprüche, dafür anspruchsvolle klassische Musik bot die Kulisse vor der Stadthalle an. Zsuzsa Debre und ihr elfköpfiges Klangweltenensemble, eigens für die Extraschicht zusammengestellt, intonierten in einer gelungenen Aufführung, die über kleine Schwächen der Tonanlage hinwegtröstete, das „Lied von der Erde“ von Gustav Mahler. Der österreichische Komponist stellte dieses Werk kurz vor seinem Tod her und konnte seine Aufführung selbst nicht erleben. Auch wenn das Abschiednehmen Thema der Komposition ist, „ist sie nicht traurig, sondern fröhlich“, wie Debre betont. Und der Spaß der Musiker an der Aufführung war deutlich zu erkennen.

Im Inneren der Stadthalle konnte sich Anja Lerch über großen Zuspruch an ihrem Singabend erfreuen. Stark nachgefragt war ebenfalls die Fahrt über die Ruhr mit der venezianischen Gondel.

Die Teezeremonie ist eine ernste Angelegenheit.
Die Teezeremonie ist eine ernste Angelegenheit. © Funke Foto Services | Martin Möller

An der Alten Dreherei hatten die Besucher Gelegenheit, alte Traktoren zu bewundern und selbst auf einem der alten Nutzfahrzeuge Platz zu nehmen, um eine Runde über die Duisburger Straße zu drehen – mit lautem Treckertuckern inklusive. In der Halle wurde von Modelleisenbahnfreunden eine 400 Meter lange Gleisanlage aufgebaut, auf der sie ihre 40 Ruhrgebietszüge kreisen ließen – nachempfunden Originalen aus den 30er Jahren bis in die Jetztzeit.

Zum Abschluss der Extraschicht erblühten alle drei Veranstaltungsgebäude in der Dunkelheit durch Lichter illuminiert zu stimmungsvollen Gebilden. Das passende Ambiente für das beliebte Feuerwerk als Krönung des Festes.