Mülheim. Cem Aydemir verzichtet auf eine Kandidatur als Parteivorsitzender der Mülheimer SPD. Damit setzt der 42-Jährige ein Signal zur richtigen Zeit.

Cem Aydemir hat die Zeichen der Zeit erkannt, wenn auch später als vielleicht möglich: Mit ihm an der Spitze der Mülheimer Sozialdemokratie hätte die Versöhnung in der Partei nicht gelingen können.

Zu verhärtet sind die Fronten, zu klar hat auch Aydemir seinen unverrückbaren Standpunkt klar gemacht, dass er als Parteichef keine Harakiri-Alleingänge der Fraktionsspitze tolerieren wird, die auf Deubel-komm-raus den Sturz des eigenen Oberbürgermeisters zum Ziel haben und hatten.

Aydemir kann das Feld erhobenen Hauptes verlassen

Aydemir kann das Feld erhobenen Hauptes verlassen – er ist sich seiner Verantwortung für das Wohl und die Zukunft seiner Partei vielleicht noch rechtzeitig bewusst geworden. Jetzt hat die SPD bis September Zeit, einen neuen Vorsitzenden zu wählen, der möglichst unbelastet einen neuen Anlauf unternehmen kann, Mülheims SPD wieder auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren: Sie sollte sich weniger Gedanken um sich selbst, sondern vielmehr um ihre inhaltliche Ausrichtung für den immens schwierigen Kommunalwahlkampf 2020 machen.

Vielleicht täte der SPD der von Aydemir geforderte Generationswechsel auf entscheidenden Ebenen tatsächlich gut. Die Grünen haben es in Mülheim vorgemacht – und fahren augenblicklich gut (und bei Wahlen erfolgreich) damit.