Mülheim. Abiturient Vincent Böck ist auf der Durchreise: mit dem Rennrad nach London. Während einer Übernachtung in Mülheim wird das teure Rad geklaut.

„Vorsicht ist besser als Nachsicht“, dachte Vincent Böck sich noch, als er nach vier Tagen Radfahren und mehr als 700 zurückgelegten Kilometern erschöpft in Mülheim ankam. Eigentlich sollte es nur der erste Zwischenstopp einer langen Reise sein – doch das Haus des Sports an der Südstraße wurde zur Endstation. Dort parkte Vincent sein Rad, bewusst nicht an der Hauptstraße, und doch wurde es gestohlen.

Vincent Böck kurz vor der Abfahrt aus Achmühle am 2. Juni.
Vincent Böck kurz vor der Abfahrt aus Achmühle am 2. Juni. © Vincent Böck

Sich nach den Abiturprüfungen einen Traum erfüllen und so viel wie möglich reisen, bis es dann im Dezember in die Zimmermann-Lehre geht – das war eigentlich Vincents Plan. Dass er als Radsportler, der wöchentlich mindestens zehn Stunden trainiert, nicht das Auto oder den Flieger nimmt, war für ihn selbstverständlich: „Die Neugier treibt mich an und ich hoffe, dass hinter jeder Kurve eine schöne Gegend liegt.“

Das Ziel der Reise sollte London sein

Am Sonntag, 2. Juni, brach Vincent voller Tatendrang mit dem Rad aus dem heimischen Achmühle in Bayern (rund 40 Kilometer von München entfernt) auf. Das Ziel: London, den Bruder besuchen.

Gemeinsam mit einem Freund wollte Vincent von Mülheim aus hinfahren. Doch der Plan endete, bevor er richtig anfing. Denn mittlerweile ist Vincent wieder in der bayerischen Heimat, „obwohl ich das erst zwei Wochen später geplant habe“.

Mehrere Tausend Euro in das Rad investiert

Eigens für die großangelegte Reise mit dem Rad schaffte sich der 18-Jährige ein gebrauchtes Rennrad der Marke Fuji an. „Ich habe viel Geld in das Rad investiert“, erklärt Vincent. Um genau zu sein: 2.500 Euro, inklusive Zubehör. Im neuen Zustand legt man für das Fuji Transsonic gut und gerne 5.000 Euro hin.

Ob der Dieb bei seiner Tat in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni gewusst hat, was er da für ein Rad entwendet und wie wertvoll es ist – da kann Vincent nur spekulieren. „Das Rad ist so in der Zusammenstellung einzigartig. Es im Ganzen zu verkaufen, könnte schwierig werden“, sagt der Abiturient. Er habe es natürlich ordnungsgemäß mit einem Schloss gesichert.

Nur wenige Fahrraddiebstähle werden aufgeklärt

Am Abend des 5. Juni habe Vincent im Vorbeigehen noch gesehen, dass das Rennrad wie hinterlassen geparkt war. Am nächsten Tag musste er gegen 12 Uhr feststellen, dass es gestohlen wurde. „Am Anfang war es surreal. Ich dachte jemand bringt es gleich zurück“, berichtet der Abiturient. Bei der Polizei gab er eine Anzeige gegen Unbekannt auf.

Pressesprecher Christoph Wickhorst weiß, dass die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen gering ist: „Etwa sieben Prozent der gemeldeten Diebstähle können aufgeklärt werden.“ Kann ein Besitzer die Individualnummer des Fahrrads und kleine, einzigartige Macken nennen, sei die Wahrscheinlichkeit einer Aufklärung geringfügig höher. Der Fall wurde in das interne Fahndungssystem eingetragen – nun sei Geduld gefragt.

Trotzdem geht es weiter auf Reisen

Das Rad hat für Vincent mehr als nur einen materiellen Wert: „Es war ein Rad, dass eine Geschichte erzählt, kein normales Rennrad, das einfach nur teuer aussah.“

Er will nun in der Heimat abklären, ob die Versicherung einspringt: „Das könnte aber schwierig werden, da es ja nicht vom eigenen Grundstück geklaut wurde.“ Ein paar Tage wolle er noch warten, „bis alles geklärt ist“. Dann mache er sich wieder auf den Weg. Denn sein Traum ist immer noch da und das nächste Land steht auch schon fest: „Italien wäre das nächste Ziel – mal sehen mit welchem Rad.“