Mülheim. Es sei nicht akzeptabel, Notsprechstunden nur noch in Oberhausen anzubieten. CDU, Grüne, SPD und BAMH fordern einen Notdienst am Marien-Hospital.

Die Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, den kinderärztlichen Notdienst vor Ort zum 1. Juli abzuschaffen, erzürnt Mülheimer Politiker. Eltern sollen mit ihren kranken Kindern künftig nach Oberhausen fahren; für die Grünen offenbart sich in diesem Plan „kassenärztliche Arroganz“: „Die Weigerung, weiter mit den Mülheimer Kinderärzten über einen zentralen Notdienst am Marien-Hospital zu verhandeln, stößt übel auf“, empört sich Fraktionsvize Franziska Krumwiede-Steiner.

Dass mehrere tausend Unterschriften von Unterstützern der Kinderärzte nicht zur Kenntnis genommen würden, sei „ein Affront gegen viele Mülheimer Familien“. Den Entscheidern sei offenbar nicht bewusst, welchem Stress Kinder und Eltern ausgesetzt seien, wenn sie – etwa aus dem Mülheimer Süden – den weiten Weg bis zum Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) antreten müssten. Die Stadtverordnete begrüßt das Bestreben der hiesigen Kinderärzte, die Entscheidung der KV auf Angemessenheit und Rechtmäßigkeit juristisch überprüfen zu lassen. „Ich gehe davon aus, dass in hunderten, wenn nicht tausenden Mülheimer Familien diesbezüglich die Daumen gedrückt werden“, so Krumwiede-Steiner.

„Dem Kompromissvorschlag der Kinderärzte folgen“

Verärgert zeigt sich auch die CDU-Fraktion. Bernd Dickmann, gesundheitspolitischer Sprecher, hält das Vorhaben der KV für „vollkommen unzureichend und nicht akzeptabel“. Mülheim gehöre zu den Städten ohne eigene Kinderklinik. Insbesondere Familien aus den Stadtteilen links der Ruhr seien künftig arg gebeutelt – wenn sie selbst mit dem Auto mehr als eine halbe Stunde unterwegs sind, um eine Notfallpraxis zu erreichen.

Die CDU schließe sich daher der Forderung an, die KV-Entscheidung rückgängig zu machen und dem Kompromissvorschlag der Kinderärzte zu folgen, parallel zum allgemeinen ärztlichen Notdienst im Marien-Hospital an der Kaiserstraße den Notdienst für Kinder aufrecht zu erhalten.

“OB hat die Gelegenheit, etwas für die kleinsten Mitbürger zu tun“

Auch der Bürgerliche Aufbruch Mülheim (BAMH) sieht sich „an der Seite betroffener Eltern und Kinderärzte“: „Wir bedauern ausdrücklich, dass es keine Notfallversorgung für Kinder mehr in Mülheim geben wird“, erklärte Ramona Baßfeld, sozialpolitische Sprecherin der BAMH-Fraktion.

Man erwarte, dass sich die Verwaltung, insbesondere der zuständige Dezernent und der Oberbürgermeister, bei der KV für eine Rücknahme der Entscheidung einsetze. Baßfeld erinnert daran, dass Mülheim sich gern als familien- und kinderfreundliche Stadt darstelle. „Nun hätte der Oberbürgermeister die Gelegenheit, etwas für die kleinsten Mitbürger zu tun.“

Schon 2016 war Neuordnung diskutiert worden

„Erneut droht der ärztlichen Notversorgung für Kinder in Mülheim das Ende.“ Rodion Bakum, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, erinnert ans Jahr 2016, als bereits eine Neuordnung diskutiert und erfolgreich verhindert worden war. „Nun stehen wir wieder vor dem Problem, dass sich im Notfall die Anfahrts- und Wartezeit für Mülheimer Eltern deutlich verlängert. Hinzu kommt, dass die Kinderärzte in Oberhausen bereits jetzt an der Belastungsgrenze arbeiten. Statt einer Fusion wäre es wichtiger, das Angebot zu erweitern.“

Die Verwaltung, „besonders Sozialdezernent Marc Buchholz“, und die Landesregierung müssten auf die Kassenärztliche Vereinigung einwirken. Die SPD-Fraktion akzeptiere nicht, dass auf Kosten der Gesundheit der Kinder gespart werde. „Die Mülheimer Kinderärzte können bei ihrer Initiative auch diesmal auf unsere Unterstützung zählen.“