Mülheim. 90 Jahre nach der ersten Jahresausstellung Mülheimer Künstler verwandelt sich die Schloßstraße in eine Kunstmeile. Die Initiatoren brauchen Hilfe

Vor 90 Jahren sprach die Zeitung von einer „Sensation im Kunstleben“ dieser Stadt. Mit diesem überschwänglichen Begriff wurde etwas belegt, was sich seitdem bis auf wenige Ausnahmen jährlich wiederholt. Werner Kruse, der erste wissenschaftlich ausgebildete Leiter des städtischen Kunstmuseums, hatte damals die erste Jahresausstellung der Mülheimer Künstler konzipiert.

Über 20 Künstler hatten sich daran beteiligt, unter ihnen namhafte wie Arthur Kaufmann, Werner Gilles, Otto Pankok, Hermann Lickfeld und Heinrich Siepmann. Einige haben heute nicht mehr die Bedeutung, die sie damals genossen haben und sind in Vergessenheit geraten wie Gottfried Böttcher, Käthe Dové, Willy Deus und Hermann Sehrig.

Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft wollen an diesen Jahrestag mit einer Kunstmeile entlang der Schloßstraße erinnern. „ Wir wollen uns mit der Kunstmeile bedanken und daran erinnern, dass Künstlern die Möglichkeit der Jahresausstellung jetzt schon seit 90 Jahren gegeben wird.“, erklärt Prof. Heiner Schmitz. In Schaufenstern sollen Reproduktionen von Arbeiten der damals ausstellenden Künstlern präsentiert werden. Zu diesen Arbeiten werden dann korrespondierende Werke zeitgenössischer Künstler gehängt, die aktuell angefertigt werden. Alte Meister und Gegenwartskünstler sollen so in einen Dialog treten, kündigt Schmitz an. Zwölf bis 14 Schaufenster wollen die Initiatoren mit Bilderpaaren bestücken, wobei nicht nur gemalt werden darf, sondern auch mit anderen modernen Materialien, Video beispielsweise, gearbeitet werden kann.

Als Termin ist bereits der 8. bis 31. Dezember gesetzt. Damit orientieren sich die Organisatoren am historischen Ausstellungsdatum. Die Meile bietet aber auch eine gute Ergänzung zur nahezu parallel laufenden aktuellen Jahresausstellung im Museum Temporär. Aus Platzgründen ist im Ausweichmuseum in diesem Jahr nur eine Präsentation im kleinen Format möglich.

Kunst-Tandems im Schaufenster

Die Organisatoren sind für ihr Projekt auf mehrfache Unterstützung angewiesen. Welche Einzelhändler sind bereit, ihr Schaufenster in dieser Zeit der Kunst zur Verfügung zu stellen? Leerstand wollen sie mit dieser Tandem-Ausstellung nicht füllen. Wer hat ein Werk eines Künstlers, der damals beteiligt war und kann etwas über dessen Biografie sagen und welcher Künstler möchte sich mit einem dieser Künstler auseinander setzen? Dafür haben schon einige ihr Interesse signalisiert.

„Kruse war es ein besonderes Anliegen, mit der Jahresausstellung nicht nur die Bevölkerung Strömungen der Gegenwartskunst näher zu bringen, sondern vor allem auch die Künstler zu fördern, in dem er ihnen diese Ausstellungsmöglichkeit bot“, erzählt Schmitz. Gemeinsam mit Uwe-Dieter Bleil, Hermann Koch und Karin Dörre bereitet er die Schau vor. Wie bei Kunst Raus in Saarn ist es geplant, Führungen und Künstlergespräche zu der Kunstmeile anzubieten.

Carl Altena und Fritz Peretti

„Uns kommt es nur darauf an, eine möglichst markante Arbeit fotografieren zu dürfen, es geht nicht um eine Leihgabe“, versichert Schmitz. Zu der Ausstellung soll ein kleiner Katalog erscheinen mit den Werken und biografischen Angaben zu den alten Meistern. Zum Teil sind diese bekannt, wie etwa bei dem Bildhauer Fritz Peretti (1895-1978) oder bei Carl Altena (1894-1971). Altena war zunächst Werksgrafiker bei der Gutehoffnungshütte, er wirkte ab 1925 als freier Künstler. Zu seinen Nachkriegsarbeiten gehören die Decken- und Wandmalereien in der Rathausbücherei, der damaligen Sparkasse und in einigen Schulen. Der Bildhauer Peretti war am Bauhaus in Weimar tätig, kehrte später in seine Geburtsstadt zurück und pflegte einen guten Austausch mit Werner Gilles und Otto Pankok. Der Sturm und Drang der Moderne, so heißt es über ihn, seien ihm nie über den Kopf gewachsen.

„Seine Liebe galt der durchmodellierten Figur, die frei und still im Raum steht und sich selbst genug ist.“