Mülheimer Künstler wollen die Stadtentwicklung intensiver begleiten, wollen durch sachkundige Beratung der politischen Gremien das kulturelle Leben vielfältiger gestalten.
Im Frühjahr soll der unabhängige, nicht städtisch gebundene und nicht durch Vereinsstatuten reglementierte Beirat „MeHrKULTUR” vorgestellt werden.
Nachdem entsprechende Pläne bereits in einer Sitzung des Betriebsauschusses Kultur vor der Kommunalwahl vorgestellt und begrüßt worden waren, haben die Künstler Klaus Geldmacher und Jochen Leyendecker ihre Vorstellungen jetzt in einem Brief an den Ausschussvorsitzenden Friedrich Wilhelm Lemke präzisiert. Sie regen z. B. an, für das Kunstmuseum ein Alleinstellungsmerkmal im Ruhrgebiet zu entwickeln: In in einer speziellen Abteilung sollten herausragende Mülheimer Künstler des 20. Jahrhunderts wie Otto Pankok, Heinrich Siepmann, Werner Gilles oder Arthur Kaufmann dauerhaft präsentiert werden. Empfohlen werden weiter eine Aufwertung der Kunst im öffentlichen Raum und der Umbau des Tiefgaragen-Fahrstuhlturms vor dem Hajek-Brunnen auf dem Synagogenplatz.
Im Kulturausschuss soll diese Agenda für die Bildende Kunst demnächst abgearbeitet werden. Allerdings geht Lemke davon aus, dass in der Inititative MeHrKULTUR dann auch andere Künste (Musik, Theater, Literatur, Film) vertreten sind. Doch da hapert es.
„Wir haben es noch nicht geschafft”, sagt Klaus Geldmacher, „Kontakt zu anderen Disziplinen herzustellen.” Die Idee eines „Kulturbeirates” ist seit längerem ausführlich und öffentlich diskutiert worden. An mangelnder Information kann es also nicht gelegen haben, dass die Resonanz außerhalb der Bildenden Kunst gleich Null war. „Bislang hat sich nur ein Architekt bei uns gemeldet und ein Herner Musiker, der in Mülheim wohnt.” Man sei überrascht, dass sich Vertreter anderer Sparten nicht von selbst aus meldeten. „Vielleicht denkt jeder nur an sein eigenes Problem” und eben nicht im übergeordneten Kontext einer vielfältigen städtischen Kultur. Geldmacher und Leyendecker wollen jetzt aktiv für die Teilnahme an MeHrKULTUR werben. „Wir haben eine Adressenliste von 30, 40 Kulturschaffenden, die wir anschreiben werden.”