Nach Kritik an mangelnden Proberäumen und Auftrittsmöglichkeiten will der Dezernent das Gespräch suchen.
Nach dem Aufschrei aus Mülheims Musikszene will sich die Stadt eben mit dieser an einen Tisch setzen. Eine Musiker-Initiative hatte gegenüber der WAZ fehlende Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten beklagt, nun erklärte Kulturdezernent Peter Vermeulen Gesprächsbereitschaft.
Auf Initiative der Grünen konnten die Mitglieder der Initiative, die ein Netzwerk junger wie älterer Musiker spannen wollen, nun im Ausschuss für den Kulturbetrieb der Stadt noch mal ihre Nöte vortragen. „Die Szene ist kaputt, im Vergleich zu vor zehn Jahren ist sie tot”, sagte da Netzwerk-Organisator Ulrich Berning. Gerade junge Musiker könnten in ihrer Heimatstadt „nichts auf die Beine stellen”. Dass am Wochenende eine Lokalität mit Livemusik beschallt wird? „Da ist nichts zu machen”, so der Musiker. Da müsse die Szene schon in Nachbarstädte oder an den Niederrhein ausweichen. Warum, fragte er, gebe es etwa das Brunnenfest nicht mehr? Das Netzwerk wolle sich nun selbst zu helfen versuchen.
Proberäume fehlen
Als riesiges Problem stellte Berning die Proberaum-Situation dar. Platz sei absolut rar, vorhandene Mieträume seien für den Nachwuchs nicht erschwinglich. Frank Berges, stellvertretender Leiter beim Immobilienservice, nannte drei Orte, an denen die Stadt Raum fürs Proben vorhalte. Eine Band habe sich in einen nicht genutzten Teil der Lierbergschule eingemietet, eine andere in ein kleines, ehemals als Umkleide für städtische Gärtnerkolonnen genutztes Gebäude an der Bülowstraße. Schließlich habe der Immobilienservice noch den alten Mannesmann-Hochbunker an der Zinkhüttenstraße angemietet – als „Rockbunker” für den Kulturbetrieb.
Die Netzwerker halten das nicht für ausreichend, Hoffnungen auf weitere Proberäume machte ihnen Berges aber nicht. Die Stadt habe kaum Leerstände, immer sei auch Lärmbelästigung von Nachbarn im Auge zu halten und drittens: Selbst wenn künftig wegen Nachwuchsschwundes Schulstandorte aufgegeben würden, seien damit noch keine neuen Möglichkeiten geboren. Die Stadt müsse freigezogene Gebäude aufgeben, um Kosten zu sparen.
Bei den Schulen anfragen
So konterte Berges auch direkt den Vorschlag von CDU-Ratsfrau Petra Seidemann-Matschulla, die das alte Stadtarchiv als Musiker-Unterkunft diskutieren wollte: Es sei vom Rat beschlossen, das Grundstück für die Gegenfinanzierung des geplanten Hauses der Geschichte einzusetzen. Gegenüber der WAZ konkretisierte Berges aber doch eine Möglichkeit für heimatlose (Jugend-)Bands: Sie sollten sich mal an Schulen wenden und fragen, ob sie dort – gegen Nutzerentgelt – nach Unterrichtsschluss proben können. Vielleicht finde sich gar eine Unterstellmöglichkeit für Equipment.
Dezernent Peter Vermeulen sagte den Netzwerk-Musikern zu, zu einem ihrer nächsten Stammtische zu kommen, um sich die „Problemlagen” genauer darlegen zu lassen. Wenn all das stimme, was die Musiker berichteten, sei dies „besorgniserregend” und müsse Eingang finden in die Kulturentwicklungsplanung.
Nächster Musiker-Stammtisch: 17. Dezember, 19 Uhr, Reitstall Uhlenhorst, Broicher Waldweg 183.