Etwas geht immer: Die einen lassen mal das Auto stehen, die anderen dämmen ihr Dach, alle trennen den Müll. Der Klimawandel lässt niemanden gleichgültig.
Die einen setzen sich mit CO2-Emissionen auf höchster Ebene auseinander: ab heute beim Klimagipfel in Kopenhagen. Millionen Menschen versuchen derweil, im Alltag etwas zu ändern: das Auto mal stehen zu lassen oder Wäsche an der Luft zu trocknen oder Papier beidseitig zu bedrucken... Oder? Auf dem Adventsmarkt in der Altstadt fragten wir da und dort engagierte Leute, ob sie persönlich über Klimaschutz nachdenken.
Kein Dauerduschen mehr
„Oooch – und wie!” versichert Christa Kontny, während sie Glühwein im Namen der Evangelischen Kirche ausschenkt, und bringt gleich praktische Beispiele. So habe sie die Enkelkinder, mit denen sie unter einem Dach lebt, vom Dauerduschen abgebracht: Während des Einseifens wird nun die Brause abgedreht. Und Regenwasser versickere bei ihnen nicht einfach im Garten, sondern werde – mit Hilfe zweier Zisternen – für die Toilettenspülung genutzt. „Auch Solarstrom wollten wir gerne. Doch dafür haben wir leider das falsche Dach.”
Roswitha Passmann wohnt als Mieterin in einem Mehrfamilienhaus, kann also selber zur Energieerzeugung keinen Beitrag leisten – was sie bedauert. Aber Energiesparlampen verwende sie ausnahmslos, und in der Küche schalte sie nach dem Ankochen möglichst den Herd ab. 68 Jahre ist sie jetzt, Christa Kontny 74 – beide Frauen sagen: „Wir gehören ja noch zu der Generation, die sparen musste.”
Das Licht ausmachen
Die Grillzange in der Hand: Uwe Panitz (42) wendet Würstchen im Auftrag eines Kindergartens. Beruflich befasst er sich mit der Konstruktion von Lüftungsgeräten: für Schwimmbäder etwa oder Museen, „da steht der Klimaschutz im Vordergrund, und man arbeitet fortlaufend daran, den Energieverbrauch zu senken”. Zu Hause auch? „Meist bin ich derjenige, der das Licht ausschaltet. Meine Frau macht es wieder an.”
Daniel-Marian Witte verkauft Kunsthandwerk und Schmuck am Stand der „Peru-Freunde”, zu deren Hilfsprojekten u.a. eine Krankenstation für brandverletzte Kinder gehört. Er sei auch in einer Umweltorganisation aktiv, erklärt der 29-Jährige, in einer bekannten, deren Namen er jedoch nicht nennen mag. Zum Thema Klimaschutz fällt ihm spontan ein: „Ich bin bei einem Öko-Strom-Anbieter und mache solche Banalitäten wie Müll trennen.” Dass er kein Auto hat und öffentliche Verkehrsmittel benutzt, nennt er „eine ganz bewusste Entscheidung”.
Viel mit dem Fahrrad
Auch Kerstin Höppner, aktiv in der katholischen Gemeinde St. Joseph, ist mit Bus oder Bahn unterwegs und häufig mit dem Fahrrad, sagt sie. Oder – „auch durch den Hund” – zu Fuß. „Das Auto braucht mein Mann, wegen der Selbstständigkeit.” Dass man Altpapier sammelt und den Müll trennt, wüssten schon die Kinder. Die Große ist neun, der Kleine gerade sechs Jahre alt.
„Ich sage immer: Bei uns kommt die Kohle per Draht”, erklärt Joachim Schellenberger, der ehrenamtlich bei Unicef mitwirkt, und erklärt, sie hätten im Einfamilien-Heim einen Nachtspeicher-Block, „eine Zentralheizung, 30 Kilowatt Leistung, keine Emissionen”. Doch die Kraftwerke, die den wärmenden Strom erzeugen . . . .? „Haben Filter und Entstickungsanlagen.” Wer das Thema vertiefen möchte, nur zu! Er sei als Ingenieur im Kraftswerksbau tätig gewesen, sagt der 70-Jährige. Strom zu sparen bemühe er sich durchaus: „Wir haben die Fassade isoliert. Und das Dach gedämmt.”
Nina Tinnefeld arbeitet in einer ganz anderen Branche. Sie ist Yogalehrerin und besitzt ein Mehrfamilienhaus, Baujahr 1966, in das sie neulich einen Energieberater lud. Er sollte schauen, ob man auf dem Dach eine Solaranlage installieren könne. Sie entschied sich dagegen: „Zu teuer. Wir müssten viele neue Leitungen legen.” Zu ihren Kunden und Kursen gelangt sie mit dem Auto – „ja, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel anders wären . . .”