Mülheim. Die Künstler- und Theatergruppe Ruhrorter spielt ihr neues Stück in zwei Mülheimer Kirchen. Die Premiere ist am 31. Mai am Marienplatz.

Schon seit langem hat Adem Köstereli versucht, mit einem seiner Ruhrorter-Projekte in einer Kirche auftreten zu können. Mit dem jüngsten Projekt unter dem Titel „Denn Stillstehen kann weder der Fluss noch die flüchtige Stunde“ gelingt das gleich doppelt: in St. Mariae Rosenkranz und in der Dorfkirche Saarn.

Für Ruhrorter ist es Programm, Theater mit Geflüchteten an ungewöhnlichen Orten wie etwa dem ehemaligen Frauengefängnis zu machen. In der mit dem Ruhrpreis der Stadt ausgezeichneten Initiative, die am Theater an der Ruhr angesiedelt ist, geht es allerdings nicht darum, Flüchtlingsgeschichten auf die Bühne zu bringen. In der jüngsten Arbeit geht es, wie Köstereli erzählt, um Verwandlungen, und das in mehreren Beziehungen. Zum einen bezieht sich das Stück, das gerade in Styrum entwickelt wird und den letzten Teil einer Literaturtrilogie darstellt, auf die Metamorphosen des Ovid.

Briefe aus dem Exil sind gut erhalten

Darin skizziert Kösterli den Gedanken einer grundsätzlichen Wandelbarkeit aller Gestalten und Zustände. Der römische Dichter, der zu Zeiten Jesu lebte, wurde von Kaiser Augustus ohne Gerichtsverfahren an einen Ort am Schwarzen Meer, im heutigen Rumänien, verbannt. Das war das, was man damals unter dem Ende der Welt verstand.

Die Briefe aus dem Exil sind gut erhalten. Auch seine Klagegesänge spiegeln seine Gefühle wider. Wie gelingt es, Kontakt in der Fremde und in der Isolation zur alten Heimat zu halten? Wie kann man einen angemessenen Ausdruck finden? Das sind die Fragen, die die Theaterleute interessieren.

„Die Briefe sind der Versuch, jemanden anzusprechen, der nicht da ist“, sagt Köstereli. Auch die Neuankömmlinge aus der Fremde verändern eine Gesellschaft und prägen eine Sprache. Ruhrorter versucht mit seinen Stücken, das Bild vom Flüchtling zu wandeln. Letztlich ist die Wandlung in der Kirche beim Abendmahl ein wichtiger Bestandteil. In dem Stück werden an der Schwelle von Traum, Erinnerung und Fiktion die beiden Pole verwoben, wie Köstereli erklärt: die Möglichkeit einer Veränderung und die Ausdruckssuche für Erfahrungen, die sich jedem Ausdruck zu entziehen scheint.

Premiere ist am 31. Mai

Auch für Sigrid Geiger aus der Gemeinde St. Mariae Rosenkranz ist es spannend zu sehen, wie sich der Kirchenraum durch die Theaterleute ändert. Premiere ist am 31. Mai um 20.30 Uhr am Marienplatz 1. Karten: 8/ermäßigt 4 Euro, Reservierungen unter 5990188 oder per Mail: info@ruhrorter.com.