Sanierungsarbeiten nehmen sieben Monate in Anspruch. 1,75 Mio Euro werden in Heißen investiert
Die Schwimmer im Friedrich-Wennmann-Bad müssen sich im kommenden Jahr eine andere Badestätte suchen: Von April bis November wird das 35 Jahre alte Bad aufwendig saniert, 1,75 Mio Euro sind dafür veranschlagt. Am Ende wird der Badegast allenfalls im Sanitärbereich, bei Duschen, Armaturen, Fliesen, Verbesserungen sehen, das meiste Geld fließt in „unsichtbare” Sanierungen.
Die Gäste wissen die Besonderheit des Heißener Allwetter-Bades zu schätzen: Das 1974 eingeweihte Schwimmbad ist nicht Hallen- oder Freibad, es ist beides. Wenn das Wetter mitspielt, kann die Badeaufsicht die drei mobilen Hallensegmente quasi wie ein Teleskop per Elektromotor übereinander schieben. Binnen 15 Minuten scheint die Sonne auf die Wasserfläche des 25-Meter-Beckens, wird aus dem Hallen- ein Freibad.
Der Mülheimer Sport-Service (MSS) betreibt das Bad, für den Umbau ist der Besitzer, der Mülheimer ImmobilienService, federführend. Dessen Leiter Frank Buchwald spricht von einer „kühnen Dach-Konstruktion aus den 70er Jahren”. Die aufwendige Technik, die nur noch ein weiteres Bad in Duisburg-Walsum nutzt, ist in die Jahre gekommen. Bereits 2005/2006 wurden Korrosionsschäden am Dach beseitigt, die Schienensysteme und der Antrieb ausgetauscht und repariert – eine gute halbe Millionen Euro hat das verschlungen.
Jetzt steht eine Wärmedämmung an mit Werten, die dem Jahr 2010 entsprechen, für Fassade, Dach, Decken, Fenster. Auch die Betriebstechnik muss auf Vordermann gebracht werden. Allein für die haustechnischen Anlagen – von der Chlordosierung bis hin zu den Pumpen für den Wasserumlauf – sind 300 000 Euro eingeplant.
Das bewegliche Dach soll Rostschutz erhalten, die Fliesen am Beckenrand – ein hoher Kostenfaktor – sind längst nicht mehr rutschsicher, die Beckenkanten zum Teil beschädigt. Braune Streifen an den weißen Wänden zeigen, wo sich das Regenwasser seinen Weg gesucht hat. „Wenn es stark regnet, stellen unsere Leute hier überall die Wassereimer auf,” erklärt MSS-Chef Heinz Moseler. „Mit Bordmitteln”, so der MSS-Chef, würden seine Leute dafür sorgen, dass so manche marode Ecke dem Badegast nicht gleich ins Auge falle. Der Schwimmmeister hebt die Beckenrandabdeckung auf, zeigt Schäden am Beton. 400 000 € sind für den Innenausbau verplant, am Dach werden noch einmal ca. 150 000 € investiert.
Die teure Sanierung soll am Ende sparen helfen: Der ImmobilienService hofft, später mindestens 30 000 € im Jahr für Gas (Heizung) und Strom (Pumpen & Co.) weniger ausgeben zu müssen. „Bisher verbrauchen wir jährlich mehr Gas.” Buchwald nennt wachsende Raten im zweistelligen Prozentbereich. Die Badegäste werden sich an Spar-Duschköpfe gewöhnen müssen.
„Wir stecken viel Geld in die Sanierung, nicht in die Attraktivierung,” sagt Moseler, der gerne ein Außenschwimmbecken am Friedrich Wennmann Bad gehabt hätte – politisch gab es keine Mehrheit dafür.
Dabei sei ununstritten, dass man ein weiteres Bad benötige, vor allem für den Schul- und Vereinssport. „Wir haben in Mülheim deutlich zu wenig Wasserfläche,” verweist Moseler auf eine RVR-Umfrage, bei der das Verhältnis von Einwohnern zu Badefläche erhoben worden sei und Mülheim mit Abstand den letzten Platz belege. Ursprünglich wollte man das Bad über die Wintermonate sanieren, aber da das Styrumer Naturbad dann auch nicht genutzt werden kann, hat man sich für den Sommer 2010 entschieden.
Das Friedrich-Wennmann-Bad ist in erster Linie ein Bad für die Hobbyschwimmer, die sich fit halten möchten oder im Sommer Abkühlung suchen und Entspannung auf der großen Liegewiese. Übrigens auch von auswärts: „25 Prozent unserer Badegäste kommen aus Essen,” weiß Moseler. Das nächste Jahr werde ein Engpass für alle. Aber „die nachhaltige Sanierung ist ja eine Investition in die Zukunft.”