Polizei ging ein mutmaßliches Diebes-Trio ins Netz, das an 100 Einbrüchen beteiligt gewesen sein könnte

Nach dem ersten Schrecken kam womöglich die Erleichterung, weil die Polizei superschnell gearbeitet hat: Einer Anwohnerin der Prinzeß-Luise-Straße konnte nur wenig später, nachdem der Broich-erin am Montag der Einbruch in ihre Wohnung aufgefallen war, ihre gestohlene Habe zurückgegeben werden. Zuvor konnten einige Passanten auf der Schloßbrücke Einsatzkräften bei der Arbeit zusehen: Drei Zivilfahrzeuge der Polizei hatten dort gegen 18 Uhr einen verdächtigen Opel Omega, der in Richtung City fuhr, mitten auf der Brücke gestoppt. Die drei Serben im Auto, 32, 31 und 20 Jahre alt, waren keine kleinen Fische, wie Kriminalhauptkommissar Bodo Buschhausen vom Einbruchskommissariat gestern erklärte.

In der Wohnung des einen Festgenommenen – etwa 110 qm in einem Mehrfamilienhaus an der Aktienstraße – fand die Polizei noch am selben Abend in Tüten verpacktes Diebesgut. In so reichlichen Mengen, dass im Polizeipräsidium in Essen gleich zwei Sachbearbeiter ihre Büros mit den sichergestellten Flachbildschirmen, Kameras, Handys, Portemonnaies, Navis, Pelzen und jeder Menge Uhren und Schmuck teilen müssen. Auch einen hochwertigen Kaffeeautomaten hatte das Trio offenbar mitgehen lassen. Geschätzt wird, dass die üppige Beute aus etwa 100 aufgebrochenen Mülheimer Wohnungen zusammengetragen wurden, wobei die Täter immer die gleiche „Handschrift” zeigten: Sie kamen von der Hausrückseite durch die aufgehebelte Terrassentür und rafften in Windeseile zusammen, was irgendwie wertvoll aussah. „Die Täter”, so Buschhausen, „sind ja in erster Linie auf Schmuck und Bargeld aus.” Dennoch gehört ein riesiger Plasmafernseher, den ein Mann kaum schleppen kann, auch zum sichergestellten Diebesgut.

Im PolizeipräsidiumEssen präsentiert Bodo Buschhausen vom KK 32 Diebesgut aus Wohnungseinbrüchen in Mülheim. Foto: Arnold Rennemeyer
Im PolizeipräsidiumEssen präsentiert Bodo Buschhausen vom KK 32 Diebesgut aus Wohnungseinbrüchen in Mülheim. Foto: Arnold Rennemeyer © WAZ FotoPool

Dieser Erfolg der Polizei ist kein Zufall, sondern das Ergebnis aufwendiger Vorbereitungsarbeit. Das wurde nötig, nachdem die Einbruchszahlen zuzunehmen drohten, erklärte KHK Buschhausen, stellvertretender Kommissariatsleiter: „Landesweit gibt es eine steigende Anzahl von Wohnungseinbruchsdiebstählen – eben auch in Mülheim.” Allein im Oktober waren es 60 Einbrüche, die nur die Mülheimer Bürger bei der Polizei Essen/Mülheim angezeigt hatten – im Oktober 2008 wurden 56 registriert. Und weil die Saison für Langfinger im Oktober erst so langsam beginnt, wurde das Kommissariat mit zehn Extra-Beamten prophylaktisch aufgestockt, davon haben acht als Einsatztrupp auf den Straßen Mülheims verdeckt ermittelt.

Andere Polizeibeamte werteten gezielt die Hinweise von Zeugen aus, denen in der Nachbarschaft etwas aufgefallen war. Diese akribische Arbeit zeigte jetzt Früchte: Eben jenen zivilen Ermittlern war der Mülheimer Opel Omega am Montag aufgefallen, der schon zuvor ins Raster geraten war. Dass der Mann auf dem Beifahrersitz gerade dabei war – gut sichtbar für die Polizisten – eine offenbar frisch geklaute Geldkassette aufzuhebeln – ein Beispiel wie aus dem Lehrbuch für „in flagranti” ertappt. Dass sich etliche Aufbruchswerkzeuge und Diebesgut im Wagen fanden, passte ins Bild: Das mutmaßliche Einbrecher-Trio sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

15 Einbruchsopfer konnten schon Teile ihres gestohlenen Besitzes bei der Polizei in Essen abholen. Etwa 100 Mülheimer Haushalte, die seit Oktober 2009 einen Einbruch angezeigt haben, hat die Polizei angeschrieben, damit die Besitzer ihre Habe identifizieren und abholen können.