Mülheim. Zur schwierigen Ertragslage sagte der Vorstand der Sparkasse bei der Bilanzkonferenz zunächst nichts. Zu Fusionsgerüchten bezog er klar Stellung.
Ihre anhaltende Ergebnisschwäche stellte Mülheims Sparkasse in diesem Jahr wohl bewusst in den Hintergrund ihrer Bilanz-Pressekonferenz. In den Vordergrund stellten die Vorstände Martin Weck und Frank Werner am Dienstag ihr Vorhaben, das örtliche Kreditinstitut als verlässlichen Partner für die Kunden ins digitale Zeitalter führen zu wollen.
Die Pläne der Sparkasse sind bekannt: Die Filiale in Oberdümpten ist bereits geschlossen, ab November soll es auch in Eppinghofen und Broich nur noch einen SB-Service geben – zur Beratung werden Kunden an die Filialen in Speldorf und Winkhausen sowie an die Hauptstelle am Berliner Platz verwiesen. 2021 soll auch die Filiale auf der Heimaterde schließen. Dafür soll die Filiale Heißen umgebaut werden für eine Zentralisierung der Beratungsleistungen dort. Nur noch acht Filialen werden bleiben, dazu stadtweit 16 SB-Standorte und 48 Geldautomaten. Man bleibe das Kreditinstitut mit der höchsten Versorgungsdichte in Mülheim, so Vorstandsvorsitzender Martin Weck.
Nutzerzahl der Sparkassen-App steigt an
Der direkte Kontakt soll möglich bleiben, doch das Digitalisierungszeitalter lässt die Zahl der Kunden wachsen, die ihre Bankgeschäfte autark und online erledigen. 58 Prozent der Sparkassen-Kunden machen Online-Banking, die Nutzerzahl der Sparkassen-App ist noch mal um 12,2 Prozent angewachsen. . . Die Sparkasse geht davon aus, dass ihr Durchschnittskunde nur noch einmal im Jahr zur Beratung in eine Filiale kommt.
Unter der Telefonnummer 0208 / 3005-0 ist mittlerweile ein Kundenservicecenter erreichbar, das Kunden einfache Dienstleistungen anbietet, etwa Überweisungen möglich macht oder Terminvereinbarungen. Und das rund um die Uhr. In Kernzeiten bedient ein Team um Lukas Bannasch aus der Sparkassen-Zentrale heraus Anrufer, in Randzeiten ist ein Service-Team aus Halle zugeschaltet.
Anrufe werden im Kundencenter vor Ort abgewickelt
„Schon jetzt können wir 79 Prozent aller Anrufe komplett bearbeiten“, sagt Bannasch, der zum Ziel hat, mit dem Servicecenter im kommenden Jahr das doppelte Anrufvolumen als 2018 (88.000 Anrufe) abwickeln zu können, entsprechend soll die Mitarbeiterzahl von aktuell 17 wachsen. Bei vier von fünf Anrufen, verspricht er, müssten Kunden nicht länger als 20 Sekunden warten, um einen kompetenten Gesprächspartner am Ohr zu haben.
Überdies im Aufbau: ein „digitales Beratungscenter“, das wochentags von 8 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung auch samstags das komplette Beratungsangebot einer Filiale bieten soll, aber telefonisch, im Chat oder via PC-Bildschirm. Vertragsabschlüsse sollen online und telefonisch möglich werden. „Wir werden das noch dieses Jahr an den Start bringen“, sagt Vorstand Frank Werner.
Drei Rekordwerte in einem Jahr
Die Sparkasse erzielte 2018 sowohl mit der Bilanzsumme (2,83 Milliarden Euro) als auch dem Kreditvolumen (2,21 Milliarden) und den Kundeneinlagen (2,09 Milliarden) Rekordwerte. Von sich aus sagte der Vorstand am Dienstag nichts zur schwierigen Ertragslage, außer: Der Zinsüberschuss ist noch einmal auf nun 45 Millionen Euro gesunken. Weck kündigte an, dem Verwaltungsrat vorzuschlagen, in diesem Jahr 500.000 Euro an die Stadt auszuschütten, was der Hälfte des Jahresüberschusses entspreche.
Eine Fusion mit anderen Sparkassen in der Nachbarschaft schloss Weck auf Nachfrage kategorisch aus für die nächsten fünf Jahre. Mit der Zufuhr von 100 Millionen Euro zum Eigenkapital in der Vergangenheit habe sich die Sparkasse „so aufgestellt, dass wir uns keine Sorgen machen müssen“. Er verwies auch darauf, dass es unter seiner Führung gelungen sei, die Kosten von teilweise bis zu 57 auf 52 Millionen Euro zu drücken. Weiter sei aber „an den Kosten zu arbeiten“, so Weck. Zum Personalkonzept wollte er sich nicht weiter äußern. Diese Diskussion sei dem Verwaltungsrat vorbehalten.
>>>Keine Ausschüttungen, aber Spenden
Die Sparkasse Mülheim hat von ihren Jahresüberschüssen in den Jahren 2011, 2012, 2014, 2016 und zuletzt 2017 nichts an die Stadt ausgeschüttet.
Gleichwohl unterstützt die Sparkasse über Spenden und Sponsoring das Mülheimer Gemeinwesen. Laut Zahlen, die der Vorstand am Dienstag präsentierte, flossen im Vorjahr für diesen Zweck 772.320 Euro in die Bereiche Kultur, Wissenschaft, Soziales und Sport.