Mülheim. Die Zahl der Aufnahmeorte für Flüchtlinge ist in Mülheim von 91 auf 58 gesunken. Das Ziel: Dezentrale Unterbringung. Integration hat aber Hürden.

Nach einem bundesweit gültigen Verteilungskonzept musste auch Mülheim zahlreiche Geflüchtete aufnehmen. Bereits mit Anschwellen dieses Stroms hatten sich Politiker und Stadtverwaltung schnell darauf geeinigt, den Menschen eine würdige Unterkunft zu geben. Möglichst dezentrale Unterbringung in Mehrfamilienhäusern, um die Integration der Fremden zu fördern und beschleunigen, war und ist das vorrangige Zielt.

Auf dem Höhepunkt der Einwanderungswelle gab es in der Stadt 91 Standorte. Die Zahl der Wohnungen reichte damals allerdings längst nicht mehr, weshalb die Dörfer mit Holzhäusern entstanden. Dass diese keine Dauerunterkünfte sein sollen, stand immer fest. Aber geeignete Wohnungen für alleinstehende Männer oder Familien zu finden, ist schwer. Das steht in einem Bericht des Sozialamtes an die Ratsfraktionen.

500 Wohnplätze wurden abgebaut

Das „kommunale Unterbringungs- und integrierte Wohnbegleitungskonzept“ trägt inzwischen auch Früchte: Ein Flüchtlingsdorf ist bereits wieder aufgelöst, andere stehen davor. Die Zahl der Standorte, an denen Geflüchtete im vorgeschriebenen Rahmen des Flüchtlingsaufnahmegesetztes in Mülheim eine feste Bleibe zugewiesen werden musste, hat sich auf 58 verringert. 500 Wohnplätze sind abgebaut. „Das macht deutlich, dass die Zahl von Standorten zur Unterbringung hoch dynamisch ist“, steht in dem Bericht. Gleichzeitig gilt: Die Menschen sollen nach ihren individuellen Bedürfnissen eine Wohnung bekommen und betreut werden. Sie sollen Angebote erhalten, die ihnen den Einstieg in das gesellschaftliche Leben erleichtert. Das hat auch der Rat so beschlossen.

Dieses Konzept der Sozialverwaltung setzt voraus, dass alle beteiligten Stellen verzahnt miteinander jeden Fall bewerten und bearbeiten und sich um die Geflüchteten – teilweise sehr intensiv – kümmern. Dabei geht es um kulturelle Unterschiede, Bildungsstand, Alter, Lebenssituation oder Möglichkeiten, die diese Menschen mitbringen. Auch das schnelle Erlernen der Deutschen Sprache fördert die Integration.

Wohnungslage ist angespannt

So betreut beispielsweise der Sozialdienst für ausländische Flüchtlinge (SAF) um Geflüchtete im Asylverfahren, Geduldete oder Geflüchtete mit Ausbildungsduldung. Sie wohnen in betreuten Unterkünften der Stadt, Wege zu Beratungsangeboten sind kurz. Nach Abschluss des Asylverfahrens, könnten sie in eine Wohnung umziehen, was wegen der angespannten Wohnungslage selten sofort möglich ist. Dann bleiben sie in der Unterkunft.

Der SAF hat mit anderen Fachbereichen ein niederschwelliges Betreuungsangebot entwickelt, dass die Lebensbedürfnisse der Geflüchteten direkt bedient. Dazu gehören: Wege der ersten Orientierung, Wohnen, Gesundheit, Kinder, erziehunggutes Aufwachsen, Gestaltung sozialer Kontakte, materielle Versorgung oder besondere Problemlagen.

Begleitung von Fachkräften ist gefragt

Vor allem die Art und Weise des Wohnens in der Erstaufnahme, und betreuten Unterkünften und später in betreuten Wohnungen mit eigenem Mietvertrag gehen selten ohne Begleitung der Fachkräfte aus verschiedenen Sozialbereichen. Und wenn es in der Flüchtlingsunterkunft oder in einem Wohnhaus Konflikte gibt, dann haben die beteiligen Stellen ebenfalls Hilfskonzepte dafür. „Trotz aller vorbeugenden Maßnahmen, bleiben Konflikte nicht aus“, steht im Lagebericht des Sozialamtes.

Was ist, wenn geflüchtete Paare sich trennen? Bei Dann beraten die Mitarbeiterinnen des SAF. Reicht das nicht, werden weitere Helfer eingeschaltet. Gibt es Konflikte, muss manchmal auch die Polizei eingreifen. Was brauchen Menschen mit Behinderungen oder schwer Erkrankte? Zuerst wird der tatsächliche Bedarf der Person ermittelt. Die Zentrale Wohnungsvermittlung sucht entsprechende Unterkünfte. Arbeitsteilig werden diese Fälle gelöst – wenn möglich auch die Unterbringung bei Verwandten.