Mülheim. . Die Maikundgebung in Mülheim wirbt für das Zutrauen in die europäische Bewegung. Der DGB richtet einen Appell vor allem an die junge Generation.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) stellt seine Maikundgebung 2019 ganz ins Zeichen von Europa. Dabei appelliert DGB-Regionalgeschäftsführer Dieter Hillebrand insbesondere an die junge Generation, dem Druck der Rechtspopulisten ein starkes Zeichen entgegenzusetzen, das die Werte des europäischen Zusammenwachsens in den Vordergrund rückt.
„Europa. Aber jetzt richtig!“ Mit diesem Motto geht der DGB am 1. Mai auf die Straßen. „Wir brauchen eine klare Haltung gegen Rechtspopulisten“, hofft Hillebrand insbesondere auf die Teilnahme vieler junger Mülheimer. Sie seien aufgefordert, ein proeuropäisches Zeichen zu setzen, „weil es um ihre Zukunft geht“.
Es geht um die Zukunft der jungen Menschen
Hillebrand vergleicht die Situation mit der Brexit-Abstimmung in Großbritannien. Ein Ausstieg aus der EU stoße gerade bei jungen Briten auf große Ablehnung. Nur, das habe das Brexit-Votum gezeigt: Die Wahlbeteiligung der jungen Generation sei gering gewesen. Auch Dirk Horstkamp, Gewerkschaftssekretär der IG Metall, sieht ein Problem: „Die jungen Leute empfinden die EU als normal. Wir müssen sie bewegen, für Europa einzustehen, müssen den Wert von Europa an vielen praktischen Beispielen begreifbar machen.“
Als Gastredner kehrt am 1. Mai ein Gewerkschafter der IG Metall nach Mülheim zurück, der über Jahre und bis zuletzt der Mülheimer Arbeitnehmervertretung ein prägnantes Gesicht war: Pietro Bazzoli, ehemaliger Betriebsratschef von Siemens und jetzt Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Bocholt. Auch er will die Europa-Karte spielen, will aufzeigen, dass die europäische Bewegung in den vergangenen 70 Jahren „Wachstum, Wohlstand und insbesondere Frieden gebracht hat“.
Soziale Sicherheit gewährleisten
Bazzoli fordert einen engen Schulterschluss zwischen Gewerkschaften, Politik und Unternehmenslenkern, wenn es darum geht, Europa so zu gestalten, dass sich bei vielen Menschen nicht länger das Gefühl breitmacht, es gehe ungerecht zu. Es gelte, den Menschen in Zeiten des Strukturwandels ihre Fragen zu beantworten und soziale Sicherheit zu gewährleisten. Ob Klimaschutz, Energiewende, die Zukunft der Mobilität, Digitalisierung oder Überalterung in der Gesellschaft: Sozial und ökologisch sei der Wandel zu gestalten, Schritt für Schritt nachvollziehbar für die Menschen, sagt Bazzoli. Er fordert Investitionsbeihilfen ein, um im Wandel Arbeitsplätze zu sichern.
Die Gewerkschaften blicken nicht selten selbst kritisch auf Europa, geht es um soziale Standards, Arbeitnehmerrechte. IG-Metall-Sekretär Horstkamp veranschaulicht seine Forderung nach einheitlichen Standards in der betrieblichen Mitbestimmung am Beispiel des Mülheimer Betriebs Vallourec: Im französischen Konzern organisiert, hingen die deutschen Werksstandorte allein von Entscheidungen in Frankreich ab. „Die deutsche Geschäftsführung kann keine richtungsweisenden Entscheidungen treffen“, so Horstkamp. Drehe der Konzern den Geldhahn zu, stoße die deutsche Mitbestimmung an ihre Grenzen.
Der Forderungskatalog des DGB für die Europapolitik ist lang. Klar ist aber: Ohne Europa sieht der DGB keine Zukunft.
Los geht’s am 1. Mai an der Wiesenstraße
Die Maikundgebung des DGB am 1. Mai startet um 10.30 Uhr an der Wiesenstraße. Anschließend bewegt sich der Demonstrationszug zum Rathausmarkt.
Ab circa 11 Uhr sprechen dort DGB-Jugendvertreter Filip Fischer, OB Ulrich Scholten und Hauptredner Pietro Bazzoli. Musik und das Awo-Spielmobil werden dazu geboten.