Mülheim. . Die Mülheimer Aquarienfreunde geben ihre Becken im Schloß Styrum auf. Der traditionsreiche Verein steht vor dem Aus – und dem Ausverkauf.

Seit mehr als 25 Jahren haben die Mülheimer Aquarienfreunde ihre Zierfische und Reptilien im Kellergewölbe des Styrumer Schlosses gezeigt und gehütet. Bald sind die gläsernen Schaubecken leergefischt, wird die Ausstellung mit verschiedenen Fischarten dicht gemacht. Die letzten Mitglieder des Vereins sind zu alt geworden. Der Unterstützer – die Gesellschaft für Aquarienkunde (GfA) – ist sich mit der Mülheimer Stadtmarketinggesellschaft (MST) über eine Fortsetzung des Mietvertrages nicht einig geworden. Daher läuft am nächsten Sonntag „ein Abverkauf“ der Zierfische, Reptilien und des Zubehörs. „Das wird auch der letzte Zeitpunkt sein, an dem der Verein die Anlage für Bürger der Stadt öffnet“, teilt die GfA mit. Dieser Verein ist im Duisburger Amtsgericht-Register eingetragen.

Der plötzliche Untergang des Vereins „Aquarien- und Terrarienkunde 07/48 Mülheim an der Ruhr“ hat mehrere Gründe: „Steigende Kosten und ein von der MST nicht gewollter neuer Vertragspartner“, heißt es bei der GfA. Die MST hat von der Müga-Gesellschaft die Verwaltung der Gartenschau-Liegenschaften übernommen. „Die GfA wollte mit den Mülheimer Aquarienfreunden fusionieren und den bestehenden Vertrag, aber mit langer Laufzeit, übernehmen“, erläutert Dirk Herchenhahn im Gespräch mit dieser Zeitung.

„Die Verhandlungen waren schwierig“

„Wir haben versucht, uns mit der MST zu einigen, die Verhandlungen waren schwierig“, resümiert der GfA-Vorsitzende. „Eine vertragliche Übernahme durch die GfA kommt für die MST nur in Betracht, wenn die zu zahlenden Kosten explosiv steigen“, sagt Michael Schmidt, Schatzmeister der GfA. Bei Mietangeboten über ein Jahr besteht für die Aquarienfreunde jedoch „keine langfristige Planungssicherheit, weil wir in neue Becken und Pumpen investieren müssten.“

Rückblick: Vor drei Jahren bat der Verein Aquarien- und Terrarienkunde 07/48 Mülheim an der Ruhr die Gesellschaft für Aquarienkunde um einen Rettungsring. „Wir haben das gemacht, um die Aquarienanlage im Styrumer Schloss zu erhalten. Es fand sich ein Sponsor, der Betriebskosten von 6000 Euro pro Jahr abdeckte“, beschreibt Michael Schmidt. „Weitere Kosten haben Mitglieder beider Vereine selbst übernommen. Die Besucher hatten freien Eintritt und haben sich gern umgesehen.“ Örtliche Aquarienfreunde hätten die Becken in Styrum betreut. Viele Mülheimer Zierfisch- und Reptilienfreunde seien bereits bei der GfA Mitglied.

Verein will am 4. Mai seine Auflösung beschließen

Selbst beide Vereine können die Kosten für Aquarienbetrieb und erhöhte Miete nicht stemmen. Wegen der vertrackten Lage ist der bisherige Sponsor aus dem Fischbecken gesprungen. Folglich trat der komplette Vereinsvorstand Aquarien- und Terrarienkunde 07/48 zurück. „Nun steht der Verein vor der Insolvenz und seiner Auflösung“, sagt Dirk Herchenhahn, der auch dem Mülheimer Vorstand angehörte. Die Wahl eines Notvorstandes sieht er nicht. Daher „hat der Mülheimer Verein für Samstag, 4. Mai, eine Mitgliedervollversammlung einberufen und wird dort die Schließung der Vereinsanlage und seine Auflösung beschließen“, erläutert Michael Schmidt vereinsrechtliche Schritte.

.„Die Gesellschaft für Aquarienkunde bedauert den Verlust dieser schönen alten Aquarienanlage. Selbst bei gleich bleibenden Kosten ist dieses auch für unseren Verein auf Dauer nicht leistbar. Der Dank geht hier an die Stadt und deren Verrichtungsgehilfen“, heißt es in einer Mitteilung der GfA.

Verein baute 1932 bedeutendes Aquarienhaus an der Delle

Die Geschäftsleitung der MST war für die Redaktion für Antworten nicht erreichbar. Klar ist: Sie wird bald im Styrumer Schloss einen etwa 80 Quadratmeter großen leeren Gewölbekeller haben. Dazu stehen wohl weitere Veränderungen im Styrumer Schloss an.

1907 gegründete sich der Mülheimer Verein und baute 1932 eines der bedeutendsten Aquarienhäuser Europas mit tropischer Seewasserabteilung, Palmen-Krokodilhaus und Labor an der Delle. 1943 wurde es zerstört.

Der Abverkauf der Tiere und Anlagen erfolgt im Schlosskeller an der Moritzstraße 102 am Sonntag, 28. April, von 13 bis 16 Uhr.

>> NEUER PÄCHTER IM SCHLOSS

Die Locationfreunde aus Köln bewerben auf ihrer Heimseite das Styrumer Schloss bereits als Erlebnisort für Hochzeiten, Tagungen, Filmaufnahmen und andere Festivitäten. „Wir erfüllen Räume“, heißt es. Zwei Besichtigungstermine für Interessierte hat es bereits im Schlosspark gegeben.

Nach mehreren Wechseln seit der Landesgartenschau 1992 erhielt 2014 die Frank Schwarz Gastro Group einen Fünf-Jahres-Vertrag für die Gastronomie im Styrumer Schloss. Im September sollen die Locationfreunde dort neu starten. Ihr Chef Frank ­Haaring war am Donnerstag nicht zu erreichen.