Dümpten. . Dümptener Bürgerverein erinnert an eine Kneipenkultur aus alten Zeiten. Wir zeigen, wo geknobelt, getratscht und heimlich geknutscht wurde.

Vorne ein bisschen Kneipe, zum Hinterhof hin ein Café. Das Bourguignon am Dümptener Schildberg 12 bot beides. Und der Kuchen kam sogar aus der eigenen Backstube. Heute ist dort ein Zahnarzt – was nichts mit der Kuchenqualität zu tun hat. Sondern vielmehr mit dem Schwund der Dümptener Kneipenkultur. 46 Gastrobetriebe gab es im Stadtteil in den 60er bis 80er Jahren, 15 sind heute geblieben. Der Bürgerverein hat diese und viele andere Kleinode in der neusten Ausgabe „Unser Dümpten“ zusammengetragen, um daran zu erinnern.

Ein Büchlein ist’s geworden, dicker als ein Bierdeckel. Pate stand dabei auch der Geschichtsverein, der davon berichtete, dass Mülheim über 63 Brauereien verfügte, eine davon stand auf dem Brusius-Hof im „Königreich Dümpten“. Die hiesige Kneipenkultur entstand jedoch wohl im Zuge der Nachkriegszeit, erinnert der Bürgervereinsvorsitzende Bernd Lüllau, als die 3000-Menschen starke Siedlung auf 20.000 anwuchs.

„Die Felder wurden mit Häusern zugepflastert“

Der Grund? Geflüchtete und Soldaten kamen nach dem Krieg nach Mülheim, um hier zu leben und zu arbeiten. „Die Felder wurden regelrecht mit Häusern zugepflastert“, schildert Lüllau. Die Unternehmen suchten

Bernd Lüllau (l.) und Werner Giesen vom Dümptener Bürgerverein
Bernd Lüllau (l.) und Werner Giesen vom Dümptener Bürgerverein © Martin Möller

Arbeiter, Siemens, Mannesmann und die Hüttenwerke Oberhausen expandierten. Und mit ihnen die Kneipen, wo man nach der „Malloche“ ein Pils trank – „um den Dreck der Arbeit runterzuspülen“ – Karten spielte und knobelte, und den Dorfklatsch austauschte. „Die Kirche und die Kneipe – die gehörten zum Viertel. Hier traf sich die Gemeinschaft, man feierte miteinander“, erinnert Werner Giesen vom Bürgerverein.

Und von diesen Erinnerungen hat Giesen einige: Das Endspiel der Weltmeisterschaft ‘54 guckte man im Schildbürger an der Wittkampstraße 17, denn der hatte einen kleinen Kinosaal – das Resi. „Hier bin ich als Kind ins Kino gegangen.“

Dümptener Schickeria und bäuerliche Jagdgesellschaft

Im „Klucken-Schweda“ an der Borbecker Straße hingegen feierte angeblich nicht nur die Dümptener Schickeria sondern auch die bäuerliche Jagdgesellschaft, ob an der Kegelbahn oder im großen Saal. Heute sollen dort Wohnungen entstehen.

„Verrucht“ war hingegen die Bambi-Bar, wo die wilde Jugend in den 50er und 60er diesem seltsamen Tanz namens „Rock’n Roll“ frönte. Man traf sich offiziell zum Schwofen und ganz heimlich zum Knutschen.

46 Kneipen und Gaststätten hat der Dümptener Bürgerverein zusammengetragen – einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben sie nicht. „Die Idee entstand am monatlichen Stammtisch“, erzählt der Vorsitzende Lüllau.

Noch längst sind nicht alle Geschichten erzählt

Und längst sind nicht alle Geschichten erzählt. Deshalb will man das Heft des Bürgervereins nur als Auftakt nehmen, um die Dümptener aufzufordern, ihre Geschichte aufzuschreiben, an den Verein zu schicken, oder sie persönlich zu erzählen und sich dabei zu erinnern.

„Wer alte Fotos und noch mehr Informationen hat, oder wer Ungenauigkeiten im Heft entdeckt, erhält von uns ein kleines Dankeschön“, verspricht Lüllau. Sollten viele Geschichten aus der Dümptener Kneipenzeit zusammenkommen, will der Bürgerverein ein Sonderheft dazu herausgeben.

>> BÜRGERVEREIN SUCHT WEITER NACH ERINNERUNGEN

Fragen, Fotos und Geschichten zur Kneipenszene Dümpten kann man richten an: Bernd Lüllau: 750823 oder per E-Mail: info@duemptener-buergerverein.de. Auch die Redaktion nimmt Ihre Geschichten und Hinweise entgegen, und leitet sie gerne weiter. Melden Sie sich unter der Telefonnummer 44 308 31 oder per E-Mail: redaktion.muelheim@waz.de