Mülheim. . Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein verhandelt über Zukunft des Notdienstes. Bürgerin startet Petition gegen eine Fusionierung mit Oberhausen.
Es ist für viele Mülheimer Eltern offenbar ein Schreckensszenario: mit dem kranken Kind kilometerweit durch die ganze Stadt und bis nach Oberhausen, wo es dann einen Kinderärztlichen Notdienst gibt. Manuela Reinbacher-Leske hat deswegen eine Online-Petition an die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) gestartet, die schon über 3100 Menschen unterschrieben haben. Denn über den Fortbestand des Kinderärztlichen Notdienstes in Mülheim wird derzeit bei der KVNo neu verhandelt, eine Zusammenlegung mit der Nachbarstadt ist im Gespräch. Dies würde bedeuten, dass Kinderärzte aus beiden Städten an zentraler Stelle, nämlich am Evangelische Krankenhaus Oberhausen (EKO), den Kinderärztlichen Notdienst durchführen.
Reinbacher-Leske sieht das Vorhaben kritisch und führt längere Fahrtzeiten mit Auto oder Bahn, damit verbundene höhere Kosten und längere Wartezeiten vor Ort an. Kinder, so schreibt sie in der Petition, sollten schnellstmöglich und wohnortnah versorgt werden.
Oberhausen wünscht sich engere Zusammenarbeit
Die Oberhausener Kollegen wiederum hatten sich seit Jahren gewünscht, dass eine engere Zusammenarbeit entstehen solle. Der Kinderärztliche Notdienst ist hier zentral ans Evangelische Krankenhaus (EKO) angegliedert und grenzt unmittelbar an die dortige Kindernotfallaufnahme. Grund für den Wunsch der Oberhausener Kinderärzte ist die Arbeitslast.
Die 14 Oberhausener Kollegen verrichten zusätzlich zu ihrer Arbeit in den eigenen Praxen je 28 Dienste pro Jahr im EKO. „Normalerweise sollte ein Arzt auf etwa 65 bis 70 Stunden jährlichen Notdienst kommen“, erklärte Dr. Christa Langen, deren Praxis in der Oberhausener Innenstadt liegt, bereits vor einigen Wochen.
130 Stunden Notdienst pro Jahr
Für die Mediziner im Kinderärztlichen Notdienst sind es jedoch durchschnittlich 130 Stunden, also doppelt so viel wie vorgesehen. Die Belastung, so Langen, sei auf Dauer zu hoch, die Dienstzeiten müssten bald eingeschränkt werden. Außerdem, erklärte Langen, würden ohnehin viele Mülheimer Eltern mit ihren Kindern kommen, weil der Kinderärztliche Notdienst im EKO zum einen wesentlich länger geöffnet ist und zum anderen einen sehr guten Ruf genießt.
Dr. Thomas Lamberti, der seine Praxis in Mülheim-Dümpten hat, erkennt das Engagement der Oberhausener Kollegen an. „Ihre Arbeitsbelastung ist zu hoch, das ist zweifelsohne der Fall“, so der Kinderarzt. Die zehn Mülheimer Kollegen, die ebenfalls an Wochenenden, Feiertagen sowie an Mittwoch- und Freitagnachmittagen im Wechsel ihren Notdienst verrichten, würden auf die gesetzlich vorgeschriebenen pro Arzt und Jahr kommen.
Zentralisierung des Notdienstes gewünscht
„Wir sind gewillt, die Stunden noch etwas auszuweiten, um die Kollegen zu entlasten“, so Lamberti. Nicht gewillt sei man allerdings, die Versorgung in Mülheim vollständig aufzugeben. „Das wäre das falsche Zeichen“, ist sich Lamberti sicher. Statt der Zusammenlegung mit Oberhausen wünschen sich die Mülheimer Kinderärzte eine Zentralisierung ihres Notdienstes im St. Marien-Hospital in der Stadtmitte.
Denn bisher findet der Notdienst immer in der Praxis des jeweils Diensthabenden statt – egal ob diese in Mintard, Saarn oder der Stadtmitte sei. Das bedeute oftmals weite Wege. Deswegen habe man bei der KVNo einen Antrag gestellt, den Dienst ins St. Marien-Hospital zu verlegen, wo auch der Notdienst für Erwachsene und natürlich die Notaufnahme seien.
Anbindung an Klinik mit Fachabteilung
Vorteil dabei sei auch, dass Patienten wie in Oberhausen eine feste, allseits bekannte Anlaufstelle hätten. „Wir sind aber keineswegs sicher, ob dieser Antrag genehmigt wird“, sagt Lamberti. Der Kinderarzt glaubt, dass von Seiten der KVNo eher eine Zentralisierung im EKO gewünscht sei.
Christopher Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, sagte dazu: „Wir arbeiten intensiv daran, die Organisation des ambulanten Notdienstes zu verbessern.“ Ein wesentliches Ziel sei, die Notdienste der Kinderärzte an gut erreichbaren Standorten einzurichten, die unmittelbar an eine Klinik mit entsprechender Fachabteilung angliedert sind. Das ist in Oberhausen der Fall, in Mülheim gibt es im St. Marien-Hospital keine spezielle Kinderklinik.
Echte Notfälle, so erklärt Schneider, können dann direkt in der Fachklinik versorgt werden, während die niedergelassenen Ärzte im Bereitschaftsdienst die Versorgung leichterer gesundheitlicher Beschwerden übernehmen.
Zeitpunkt der Änderungen ist noch unbekannt
Wann genau die Änderungen bekannt gegeben werden, steht nach Angaben der Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein noch nicht fest. Änderungen am ambulanten Notdienst benötigten, so Schneider, stets einen gewissen zeitlichen Vorlauf, da es – neben entsprechenden Änderungsbeschlüssen – unter anderem neuer Dienst- oder Organisationspläne bedarf.