Mülheim. . Der Energiedienstleister Medl investiert drei Millionen Euro in eine neue Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage. Das soll auch Verbrauchern zugute kommen.

Der örtliche Energiedienstleister Medl baut seine Lieferkapazitäten weiter aus. Vor allem in dezentrale Energieerzeugungsanlagen – kleine Kraftwerke an der Ecke – investiert das Unternehmen seit einigen Jahren Millionen. Nach der Erweiterung des Blockheizkraftwerkes an der Duisburger Straße Ende 2018 geht jetzt eine weitere Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage an der Sandstraße ans Netz. Beide Ein-Megawatt-Anlagen, mit Gebäuden und Anschlüssen, kosteten zusammen drei Millionen Euro.

„Kurze Leitungswege haben mehrere Vorteile: Daher sind sie unsere zukunftsorientierten Projekte, mit denen wir die Energiekosten im Griff behalten wollen“, beschreibt Jan Hoffmann, Vertriebsleiter bei Medl. „Wir betreiben bereits mehrere dieser Anlagen“, fügt Volker Weißhuhn, Abteilungsleiter Medl-Wärme, hinzu.

Maximal zehn Prozent Verluste

Die Bauweise eines Kraft-Wärme-Kopplers (KWK) ist fast immer gleich. Neben einem schlanken Kamin aus glänzendem Metallrohr steht eine überdimensionierte Garage. Deren Wände dämmen den Schall. In einem Raum steht der Gasmotor, der eine Turbine zur Stromerzeugung antreibt. Mit der vom Motor freigesetzten Arbeitshitze wird gleichzeitig Wasser für die Heizungen erwärmt. Im Vorraum ist die Steuerung mit Berührungsbildschirmen installiert.

Weil die Leitungswege in die Nachbarschaft kurz sind, haben wir maximal zehn Prozent Verluste. Wir brauchen auch keine Zwischenpumpen“, beschreibt Volker Weißhuhn. An der Sandstraße sind mehrere Häuser nebenan und auf der gegenüberliegenden Straßenseite an das neue Heizkraftwerk angeschlossen. Über der Erde ist davon nur der Kamin und der kompakte Bau zu erkennen.

Weitere Heizkraftwerke sollen folgen

Die Medel möchte in den kommenden Jahren weitere Wohnquartiere mit Heizkraftwerken ausstatten und mit Energie versorgen. „Bilden beispielsweise mehrere Hausbesitzer eine Gemeinschaft, berechnen wir, ab wann sich eine Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage lohnt“, sagt Jan Hoffmann. Dabei gibt es verschiedene Finanzierungs-Modelle und Förderprogramme. Die können Interessierte bei der Medl abfragen und sich beraten lassen. „Es gibt Anlagen, die wir auf die Bedürfnisse der Nachbarn auslegen können“, sagt Jan Hoffmann. Im Keller entfallen der Gasbrenner samt Anschluss. Der notwendige Wärmetauscher speise danach die Zentralheizung.

Den Zwölf-Zylinder-Motor und die Anlage baut die Medl auf. Alle angeschlossenen Anlieger bekommen von diesem Aggregat Nahwärme, warmes Wasser und Strom in die Wohnung geliefert. „Das spart vor allem Leitungs- und großflächige Installationskosten“, sagen die Anbieter des örtlichen Energiedienstleisters. Auch Wartungskosten würden sich verringern. Die gesamte Anlage funktioniert wie eine große Zentralheizung.

Mehr Anschlüsse in der Innenstadt

Daher möchte die Medl in der Innenstadt ihr Nahwärmenetz vergrößern. Das Heizwerk an der Ruhrstraße (ehemaliges Stadtbad bildet mit einer Doppelleitung mit dem großen Blockheizkraftwerk in Broich (am Ruhrbahnbetriebshof) einen Verbund. „Die Neubauten des Stadtquartiers Schloßstraße konnten wir als Kunden gewinnen, wie einst der Kaufhof unsere Nahwärme bezog“, beschreiben Hoffmann und Weißhuhn. „Wir haben in der Innenstadt noch Kapazitäten für bis zu 4000 weitere Stromabnehmer.“

Wie in den Stadtteilen Nahwärme und Stromversorgung aus einem Strang kommen, spüren Anlieger in Heißen. In einem Raum des Neubaus der Grundschule Heinrichstraße ist ein Kraft-Wärme-Koppler eingebaut. Die Anlage versorgt die komplette Schule sowie Häuser nebenan und gegenüber mit Energie. An der Adolfstraße ging ein Blockheizkraftwerk ans Netz. In Saarn und Holthausen stehen weitere. An der Filchnerstraße in Heißen entsteht im Zuge der Neugestaltung der SWB-Wohnsiedlung eine neue Anlage.

Medl hofft auf weitere Nahwärmeanschlüsse

Die Medl wirbt damit: „Bei Nahwärme zahlt der Kunde nur die Menge, die er tatsächlich verbraucht.“ Auch der Brenner im Keller entfällt. An seine Stelle rückt ein Wärmetauscher.

Mit Bio-Methan arbeiten die Blockheizkraftwerke. Die neu installierten Motoren in Broich und Eppinghofen können rund 4000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Motoren sind mit Katalysatoren und Harnstoffeindüsung ausgerüstet.