Mülheim. Melanie Henrichs und Sohn John sammeln Ostersonntag Unrat im Mülheimer Uhlenhorst. Sie möchten nicht die einzigen sein, die ihr Umfeld säubern.

Irgendwann platzte ihnen der Kragen: Zwei Gräben voll Ouzo- und Schnapsfläschchen und McDonald’s-Verpackungen, ‘ne Radkappe, eine Glasscheibe, Endlospapier, Wettscheine, sogar eine Jeans und einen Pulli haben sich Melanie Henrichs und ihr Sohn John (9) lang genug am Worringer Reitweg angesehen. Doch statt sich noch weiter aufzuregen, griffen sie lieber zu Zange und Müllbeutel. Und machten sauber.

Daumen hoch gab es von den vorbeifahrenden Autofahrern. Ruhm wollen die beiden „Umweltengel“ aber dafür nicht – „wir sind weder die ersten noch die einzigen Menschen, die in ihrem Umfeld für Sauberkeit sorgen“, winkt die Mülheimerin ab. Der im Niemandsland zwischen Parkplatz und Bissingheim unbemerkt rausgeschmissene Müll nervte sie einfach. Aber vielleicht könnte das noch weiter Schule machen, hoffen die beiden mit ihrem Gang an die Öffentlichkeit. Auf Facebook zeigten sie ihre Fundstücke. Das gab ein Riesenecho.

Situation vor Ort hat sich verbessert

Nun wollen sie am Ostersonntag das nächste Stück am Reitweg im Uhlenhorster Wald in den Angriff nehmen. Denn seitdem sie im vergangenen Februar drei große blaue Säcke mit dem Müll füllten, den andere dort hinterließen, sieht es dort wieder besser aus. Das motiviert sie, auch wenn natürlich manches wieder hinzugekommen ist. „Es ist unser Planet, wir haben doch dafür eine Verantwortung“, meint Sohnemann John. Nach Fridays for Future kommt nun also Sonntag zum Schuttsammeln?

Das Umweltamt Mülheim jedenfalls zeigte sich nicht nur begeistert von der Aktion der beiden, sondern auch kooperativ: „Wir haben die drei Säcke einfach auf dem Parkplatz abstellen können, die Stadt ließ sie dann abholen“, erzählt Melanie Henrichs. Was den Worringer Reitweg zur heimlichen Halde macht? Vermutlich die Verschwiegenheit, „keiner käme wohl auf die Idee, den Müll in seiner Wohnung herumliegen zu lassen. Aber wenn ich den Müll doch schon im Auto habe, warum fahre ich damit nicht gleich zur Deponie?“, fragt die Mutter.

Dem Nabu angeschlossen

Auch sonst wollen die Henrichs umweltbewusster leben: Den Garten haben sie jetzt insekten- und vogelfreundlich gestaltet, sie sind dem Nabu beigetreten. Und statt Eier zu suchen, spüren sie an Ostersonntag für ein paar Stunden Müll auf. Das rettet vielleicht nicht die Welt, „aber wenn noch andere mitmachen...?“, überlegen die beiden eine Aktion: Jeder, der ebenfalls Müll aus seinem Umfeld sammeln möchte, egal in welchem Gebiet der Stadt, soll das Ergebnis auf Facebook posten – vielleicht werde den Menschen dann bewusst, was sie damit anrichten.

Wer dem Appell folgen möchte und Ostersonntag im eigenen Umkreis Müll sammelt, kann Fotos der Hinterlassenschaften unter einen Beitrag auf unserer Facebook-Seite posten: facebook.de/wazmuelheim

Andere Sammelaktionen rund um Ruhr und Natur

Müll sammeln gehen die Mülheimer regelmäßig im Jahr. Manche schließen sich dafür in kleinen Gruppen zusammen und gehen los, um ihre Lieblingsorte zu säubern. Daneben gibt es zwei Aktionen, die jedes Jahr stattfinden: Saubere Ruhr und Mülheim räumt auf.

Bei der Aktion „Saubere Ruhr“ organisiert die Interessengemeinschaft der Fischereivereine Untere Ruhr das Aufpicken des Unrats in und um die Ruhr. Dabei werden auch mal kuriose Gegenstände gefunden. Bei „Mülheim räumt auf“ klinken sich die Bürger bei Stadt und MEG ein.