Mülheim. . Eine der lustigsten deutschen Frauen kommt nach Mülheim. Ein Gespräch über mehr als 20 Jahre Comedy, Selbstzufriedenheit und Lieblingsprojekte.

Mirja Boes ist aus der deutschen Comedy-Landschaft nicht wegzudenken. Den Deutschen Comedypreis gewann Boes fünf Mal, zuletzt 2018 für ihre Sitcom „Beste Schwestern”. Mit Elena Borodasprach sie über mehr als 20 Jahre Comedy, Selbstzufriedenheit und Lieblingsprojekte.

Frau Boes, nach vielen Bühnen-Jahren: Gibt es einen Witz, den Sie noch nie gemacht haben?

Boes: Witze im klassischen Sinne erzähle ich nicht, sondern Schwänke aus meinem Leben. Ich erzähle meistens von meinem ganz normalen, alltäglichen Wahnsinn.

Ihr neues Programm heißt „Auf Wiedersehen! Hallo!“. Wofür steht dieser Titel?

Im Programm geht es um alltägliche Abschiede – ob von einem Menschen oder dem Wetter – und Comebacks. Jedem Abschied wohnt ja auch ein Hallo inne.

Wie kamen Sie auf dieses Thema?

Das war auf Tour, im Auto mit dem Produktionsfahrer. Wir haben überlegt, ob wir ein Programm machen, bei dem wir uns von allen verabschieden und dann sagen: „Sorry, ich mache doch ein Comeback.“ Und wenn der Titel einmal da ist, dann füllt sich dieser auch mit Szenen.

Sie kommen auf Ihrer Tour in viele deutsche Städte. Macht es für Sie überhaupt einen Unterschied, wo Sie spielen?

Das Ruhrgebiet ist ein Garant für gute Laune. Im Rheinland funktioniert das Programm auch immer.

Stehen Sie als Sie selbst auf der Bühne oder als Kunstfigur?

Ich bin ich selbst und erzähle aus meinem Alltag. Ich erlebe nicht viel Außergewöhnlicheres als andere Menschen. Ich betrachte die Dinge einfach von einer lustigen Seite, damit sich andere Menschen darin wiederfinden können.

Als sich selbst auf der Bühne zu stehen – dazu gehört viel Mut und Selbstbewusstsein.

Ich bin eine Person, die sich ihrer selbst sicher ist und ihr Ding macht. Eine Portion Selbstironie gehört dazu, auch Selbstzufriedenheit. Die meisten Geschichten erzähle ich ja über mich selbst. „Der Mensch ist eine Fritte“ sage ich immer dazu. Das ist ganz schwer zu übersetzen. Damit meine ich: Jeder Mensch hat seine Schwachstellen und ich kann meine ganz gut ertragen.

Comedians brauchen eine gute Auffassungsgabe und natürlich viel Humor. Wann ist Ihnen aufgefallen, dass Sie Talent haben?

Mir selbst ist das gar nicht aufgefallen. Ich habe Musical studiert und damals schrieb mir der Regisseur des Musicals, in dem ich mitspielte, ins Zeugnis: „Das blonde Energiebündel aus NRW sollte und kann ihr komisches Talent nicht unterdrücken.“ Ich hatte schon immer die Neigung eine Grimasse zu schneiden, wenn’s traurig wird.

Sie sind einer der lustigsten deutschen Frauen. Warum gibt es immer noch wenige sehr bekannte weibliche Comedians in Deutschland?

Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Comedy ist immer noch eine männliche Domäne. Es kommen aber immer mehr Frauen nach. Ich freue mich immer, wenn neue Frauen auftauchen, weil Konkurrenz das Geschäft belebt.

Wie sind Comedians unter sich? Eher wohlwollend oder auf Ellenbogen getrimmt?

Jeder macht seinen Kram, man hat ja auch viel zu tun. Man trifft sich bei diversen Gelegenheiten, zum Beispiel beim Comedypreis. Das ist wie im ganz normalen Alltagsleben oder im Berufsleben. Ich habe wenige Reibungspunkte, auch weil ich die Zeit, die ich nicht arbeite, mit meiner Familie verbringe.

Gibt es Kollegen, die Sie besonders lustig finden?

Ich bin ein ganz großer Fan von Hape Kerkeling. Schon immer gewesen. Es gibt einen jüngeren Kollegen, den ich auch sehr gut finde. Jan van Weyde. Wir haben bereits zusammengearbeitet. Ich habe eine Karnevalssitzung geleitet und er ist dort aufgetreten. Der ist noch nicht durchgestartet, aber ich denke da kommt noch einiges.

Was sehen Sie als Highlight Ihrer Karriere, Frau Boes?

Das, was ich aktuell mache, das reizt mich. Toll ist, dass Vieles im Wechsel passiert. Dass ich immer wieder was Neues machen kann, macht mir am meisten Spaß. Karneval hatte ich zu tun und jetzt sind wir mehr auf Tour. Da freue ich mich total drauf. Im April mache ich bei „Grill den Henssler“ mit. Ab August drehen wir „Beste Schwestern“ weiter. Dann stehe ich wieder acht Wochen vor der Kamera.

Sie haben viel fürs Fernsehen gearbeitet. Wie wichtig ist Ihnen der direkte Kontakt mit dem Publikum?

Eine direktere Reaktion als live kann man nicht kriegen. Ich sehe und höre direkt, was den Leuten gefällt. Live ist relativ schwer zu ersetzen. In die Fernsehkamera spielt man die Sachen rein und kriegt dann ein Feedback vom Regisseur. Ich bin da auch ganz vertrauensselig, aber ob es den Leuten wirklich gefällt? Das sieht man erst später.

„Auf Wiedersehen“ Hallo!“ in Mülheim

Mirja Boes kommt mit ihrem Programm „Auf Wiedersehen! Hallo!“ diesem Samstag, 6. April, in die Mülheimer Stadthalle. Tickets gibt es für 31 Euro unter anderem im Leserladen an der Eppinghofer Straße 1-3 (Theodor-Heuss-Platz 1) oder telefonisch unter 960 960.

Einlass ist ab 19.30 Uhr, Mirja boes tritt ab 20 Uhr auf. Unterstützt wird sie dabei von der Band „Die Honkey Donkeys“.