Mülheim. . Siemens vermeldet einen Großauftrag für ein schlüsselfertiges Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Brasilien. Das Werk in Mülheim wird profitieren.
Stellenabbau, Umstrukturierung, Ängste wegen der strategischen Entwicklungspartnerschaft mit China: Am Mittwoch gab es für das Mülheimer Werk von Siemens endlich mal wieder eine gute Nachricht. Siemens hat einen Großauftrag erhalten zur schlüsselfertigen Errichtung eines neuen Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks in Brasilien. Das bringt Beschäftigung an den Standort Mülheim.
Siemens soll das Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk für das integrierte LNG-to-Power-Projekt (LNG = Flüssiggas) im Hafen von Açu im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro errichten. Siemens übernehme eine Kapitalbeteiligung und halte ein Drittel an der Projektgesellschaft Gás Natural Açu (GNA), hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung des Technologiekonzerns. Darüber hinaus hat Siemens einen langfristigen Servicevertrag unterzeichnet und wird auch den Betrieb und die Wartung des Kraftwerks übernehmen.
Sprecher: Sehr positive Auswirkungen für Standort
Die Dampfturbine für das Projekt wird laut einem Konzernsprecher in Mülheim gefertigt. Die Gasturbine kommt aus dem Berliner Werk von Siemens, der Generator wird in Erfurt hergestellt und in Mülheim endmontiert. „Insofern hat der Auftrag auch sehr positive Auswirkungen für unseren Standort in Mülheim“, so der Sprecher. Zur aktuellen Auslastung und zum Auftragsbestand am Standort Mülheim wollte er keine Stellung nehmen. „Aber sagen kann ich, dass wir uns sehr über diesen Auftrag freuen. Er spricht für das Vertrauen unserer Kunden in die hohe Leistungsfähigkeit unserer Mülheimer Mannschaft.“
Erstmals kommen bei diesem Auftrag laut Siemens hocheffiziente Siemens-H-Klasse-Gasturbinen in Brasilien zum Einsatz. Das Kraftwerk mit einer Leistung von 1,3 Gigawatt werde bezahlbare und saubere elektrische Energie für Brasilien liefern. Das gesamte Projektvolumen umfasse rund eine Milliarde Euro.
Bau des Kraftwerks hat schon 2018 begonnen
Der Bau des Kraftwerks läuft bereits seit 2018; die Anlage soll Anfang 2021 in Betrieb gehen. Die Leistung des Kraftwerks reicht laut Siemens-Angaben aus, um Strom für eine Stadt mit bis zu vier Millionen Einwohner zu liefern.
„Unser Engagement bei GNA unterstreicht unser Bekenntnis zu neuen Geschäftsstrategien, mit denen wir die sich weiter entwickelnden Anforderungen eines herausfordernden Energiemarktes adressieren“, sagte Lisa Davis, Chefin der Siemens-Sparte „Gas and Power“ und Mitglied des AG-Vorstands. „Ich bin zuversichtlich, dass wir künftig noch mehr dieser neuen Geschäftsmodelle sehen werden.”
Eines der effizientesten thermischen Kraftwerke
Das Kraftwerks-Projekt in Brasilien ist das erste vollintegrierte LNG-to-Power-Projekt dieses Leistungsumfangs für Siemens. Es umfasst nicht nur den schlüsselfertigen Bau eines 1,3 Gigawatt-Kraftwerks, sondern auch einen Terminal zum Import und zur Regasifizierung von Flüssiggas sowie ein Umspannwerk und eine Stromübertragungsleitung, die das Kraftwerk mit dem Netz verbindet. Siemens entwickelte das Projekt zusammen mit den Partnern BP und Prumo.
Die mit Flüssiggas betriebene Anlage wird laut Siemens eines der effizientesten thermischen Kraftwerke in Lateinamerika sein.