Mülheim.. Über Satellitenbilder können Mülheimer Bauern den Reifegrad auf den Feldern abschätzen. Jäger spüren Kitze auf – auch Drohnen bieten eine Option.


Dass es mal möglich sein wird, Ernteprognosen anhand von Bildern aus dem All zu treffen, hätten die Mülheimer Bauern vor vielen Jahren noch nicht gedacht. Über Satelliten werden mittlerweile digitale Erntehilfen zur Verfügung gestellt. Die Kreisjägerschaft steht zudem in Kontakt mit einem Drohnenbesitzer, der Wärmebildaufnahmen machen könnte – und bei der Kitzsuche helfen könnte.

Die heimischen Landwirte kennen Satellitenbilder zum Teil, manche haben sie auch schon zur Orientierung genutzt. Hermann Terjung, Vorsitzender der Ortsbauernschaft, findet sie generell interessant, ebenso wie Wärmebilder, die von Drohnen aufgenommen werden können. Anhand dessen ist der Reifegrad abschätzbar. Terjung könnte etwa für seinen Mais damit den Ertrag der Trockenmasse schätzen. Er überlegt auch, die Option durch die Drohnen auszuprobieren. „Ich überlege es für das Jahr 2020“, sagt er. Durch die Nähe seiner Felder zum Flughafen Mülheim-Essen müsste er nur im Vorfeld klären, ob Drohnen dort nach den Bestimmungen der Deutschen Flugsicherung in die Luft steigen dürfen.

Technik ersetzt nicht das bloße Auge

Hermann Terjung ist Vorsitzender der Ortsbauernschaft und überlegt, demnächst Drohnen bei der Ernte einzusetzen.
Hermann Terjung ist Vorsitzender der Ortsbauernschaft und überlegt, demnächst Drohnen bei der Ernte einzusetzen. © Unbekannt | FUNKE Foto Services






Für Martin Siekerkotte kommen ebenfalls eher Satellitenaufnahmen als Hilfestellung in Frage, wenngleich er sagt: „Sie ersetzen nicht die Feldkontrolle, wir müssen uns vor Ort noch selbst einen Eindruck machen.“ Er nutzt seit ein paar Jahren bereits Auswertungen von Satelliten und bedient sich dabei von Infos auf Internetportalen. „Daher entnehme ich, ob es für unsere Region eine Warnung gibt, etwa für Mehltau oder Rost“, erzählt Siekerkotte.

Die Internetseiten werden von verschiedenen Betreibern mit Infos befüllt. Es gibt spezielle Firmen oder Ingenieurbüros wie beispielsweise Agricon. Daneben stellt auch die Landwirtschaftskammer Satellitenbilder zur Verfügung. Steht die Pflanzenschutzindustrie dahinter, warnt Siekerkotte vor möglichen Verzerrungen und verweist ausdrücklich auf den persönlichen Eindruck: „Die letzte Entscheidung müssen wir immer noch selbst treffen.“

Kreisjäger suchen Felder nach Rehkitzen ab

Was manche Bauern in Anspruch nehmen, ist die Hilfe der Kreisjäger. Sie suchen mit einem kleinen Trupp und Hunden die Felder vor der Ernte nach Tieren ab, um sie vor Gefahren durch die Maschinen zu bewahren. Oft sitzen Rehkitze in Feldern. „Wir bilden eine Kette, die Kitze sind teilweise sehr gut versteckt. Sie geben auch noch keinen Geruch ab“, erklärt Kreisjäger-Sprecherin Anke Gleichmar. Werden Kitze gefunden, werden sie in Heu zu Waldrändern getragen. „So nehmen sie nicht den Geruch von Menschen an und die Ricken finden sie wieder“, sagt Gleichmar.

Noch übersichtlicher wäre die Suche mithilfe von Drohnen, die aus der Vogelperspektive die Felder betrachten. Das fände auch Hermann Terjung „hochinteressant“. Zu einem Drohnenbesitzer haben die Jäger bereits Kontakt geknüpft. „Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr seine Wärmebilddrohne bei einem Einsatz erleben können“, sagt Gleichmar. Dann gäbe es die nächsten digitalen Prognosen auf Mülheims Feldern.

Unterstützung des Tierschutzes

Der Einsatz von Jägern oder Drohnen zur Kitzsuche oder anderen sich auf Feldern versteckenden Tieren dient auch dem Tierschutz. Landwirte und Jäger bewegen sich in der Natur, zu der die Tiere gehören, die sie erhalten wollen.

Eine andere Möglichkeit, Tieren und Insekten auf einem Feld Unterschlupf zu bieten, sind Blühstreifen. In Mülheim haben einige Bauern in den vergangenen Jahren solche Naturbiotope am Rande ihrer Ackerflächen angelegt.