Mülheim. . Das Ensemble der Kleinen Bühne trennt sich. Grund dafür sind gesundheitliche, berufliche und familiäre Aspekte. Letzte Aufführung am 7. April.

Für die Kleine Bühne des Backsteintheaters im Evangelischen Krankenhaus fällt am 7. April nach zwölf Jahren der letzte Vorhang. „Es fällt schwer, loszulassen und Adieu zu sagen. Aber das Ensemble ist nicht mehr zusammenzuhalten. Das hat gesundheitliche, berufliche und familiäre Gründe“, erklärt Gründer und Regisseur Volkmar Spira die Entscheidung.

„Wir waren der ambulante Kulturbotschafter des Evangelischen Krankenhauses“, sagt Volkmar Spira. Der ehemalige Verwaltungschef des EKMs, der gerade seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, möchte mit seinem Ensemble „auf hohem Niveau abtreten.“ Auch für Ensemblemitglied Monika Gruber steht fest: „Wir werden älter und die Aufführungen werden für uns anstrengender. Und ich möchte nicht eines Tages mit Kamillentee von der Bühne getragen und gefragt werden: Wann hört ihr denn endlich auf?“

Wie Spira und ihre Ensemble-Kollegen Ursula Bönte und Gustav an Huef ist Gruber mit der Kleinen und mit der mit der Großen Bühne des Backsteintheaters verbunden.

Gespielte Rezitation humorvoller Texte

Zum Markenzeichen der Kleinen Bühne wurde die gespielte Rezitation humorvoller Texte aus den Federn von Goethe, Schiller, Lessing, Heine, Fontane, Ringelnatz, Morgenstern, Tucholsky, Gernhardt und anderen Großmeistern der Literatur. „Wir haben stark an der Sprache und an jedem einzelnen Wort gearbeitet und unser Publikum damit zum Lächeln und Lachen gebracht“, freut sich der 78-jährige Günter Johann. Mit Spira hat der pensionierte Deutschlehrer die arbeitsintensive Textauswahl für die Kleine Bühne geleistet.

„Wir haben uns miteinander ausgespielt und uns die Bälle zugespielt. Das war einfach klasse“, blickt Pfarrer Justus Cohen auf seine Zeit bei und auf der Kleinen Bühne zurück. „Ich bin sehr traurig. Denn mir geht mit dem Ende der Kleinen Bühne Lebensqualität verloren“, gesteht Schneidermeister Gustav an Huef. Dass er auf der Kleinen Bühne die satirischen Chansons Georg Kreislers singen durfte, hat ihm besonders viel Freude gemacht. Sein liebster Auftrittsort war das Heißener Kulturzentrum Fünte, „weil man da seinem Publikum direkt in die Augen schauen und seine Reaktionen auf das gespielte Wort hautnah erleben konnte.“

Vertraute Bühnengemeinschaft und Freunde

Ärztin Dr. Linda Oerter und Ursula Bönte, die auf beiden Backstein-Bühnen zuhause ist, sprechen nicht nur von ihrer Leidenschaft für die Literatur und das Hineinschlüpfen in fremde Rollen, sondern auch von einer vertrauten Bühnengemeinschaft, die sich als Freundschaftsbund im Theater des Alltags bewährt habe. Dass man auch ohne schauspielerische Ambitionen auf der Bühne seinen Mann stehen kann, beweist der Ingenieur Joachim Oberpeilsteiner, der „wie die Jungfrau zum Kind“ zur Rolle eines Inspizienten zu der Kleinen Bühne kam.

„Ich habe bei der Kleinen Bühne erlebt, dass Theater auch Sozialarbeit sein kann. Ich habe hier zugewandte und engagierte Menschen kennengelernt, denen ich den Rücken frei halten durfte, damit sie sich auf ihren Text und ihr Spiel konzentrieren konnten“, zieht Oberpeilsteiner eine Bilanz seiner Mitarbeit im Team der Kleinen Bühne, dessen Ensemblemitglieder ihn respektvoll „unseren Mister Infrastruktur“ nennen.

Letzte Vorstellung nach zwölf Jahren

Wenn es am Sonntag 7. April um 18 Uhr im Kasino des Evangelischen Krankenhauses noch einmal heißt: „Alles Theater- Spaß und Spötter“ wird das Ensemble der Kleinen Bühne auf mehr als 220 Aufführungen auf 50 verschiedenen Mülheimer Bühnen zurückschauen können.

Als Stiftungsdirektor des Evangelischen Krankenhauses hatte Volkmar Spira dort 1990 die Kulturarbeit begonnen, die 1 995 von der UN-Kulturorganisation Unesco als vorbildlich ausgezeichnet wurde. Zwischen 1990 und 2007 hatte Spira die Große Bühne des Backsteintheaters als Regisseur geleitet.

Da auch der Eintritt zur letzten Aufführung der Kleinen Bühne des Backsteintheaters frei ist, empfiehlt sich aus Platzgründen eine Kartenreservierung am Empfang des Evangelischen Krankenhauses, Wertgasse 50.