Mülheim. . Die Aktion „Hand ans Herz - Held werden“ trainiert mit Viertklässlern in Mülheim Erste Hilfe. Kinder sollen im Notfall keine Angst haben.

Behutsam legt Lasse seine rechte Hand auf den Brustkorb der Puppe. Die linke Hand legt er drauf und hakt die Finger unter. „Sehr gut, und jetzt drücken“, sagt Dr. Ingmar Gröning und nickt. Lasse legt los, der Brustkorb der Puppe hebt und senkt sich rhythmisch. „Noch fester“, ermuntert Dr. Gröning den Neunjährigen.

Falsch ist nur, wenn man gar nicht hilft

In der Turnhalle der Grundschule am Klostermarkt lernen die rund 50 Schüler der 4a und 4b die Grundzüge der Ersten Hilfe kennen. Zu Gast ist dafür ein sechsköpfiges Team des Evangelischen Krankenhaus Mülheim, darunter auch der Chefarzt der Zentralambulanz, Dr. Ingmar Gröning. Er kennt das Problem von Patienten, die ohne Erste Hilfe in die Notaufnahme eingeliefert werden. „Selbst eine laienhafte Erste Hilfe ist besser als gar keine“, erklärt der Mediziner. Sonst käme häufig jede Hilfe zu spät. Gerade deshalb sei die Sensibilisierung der Kinder so wichtig: „Man soll keine Angst haben. Es ist nur falsch, wenn man gar nichts macht.“

Atemwege frei machen können auch Kinder

Wie Gröning berichtet, können Kinder in der Regel den notwendigen Kraftaufwand für eine korrekt ausgeführte Herzdruckmassage nicht leisten. Dennoch sei es sinnvoll, sie in Erster Hilfe zu schulen. Bei einem Notfall helfe es oft schon, die Atemwege freizumachen — das können auch Kinder leisten. Zudem sei es elementar, die Angst zu nehmen und Kinder mit dem Thema vertraut zu machen.

Die Erste Hilfe an Puppen üben: Lasse (9) versucht sich an der Herzdruckmassage
Die Erste Hilfe an Puppen üben: Lasse (9) versucht sich an der Herzdruckmassage © Martin Möller

Normalerweise werden die Erste-Hilfe-Schulungen unter dem Titel „Hand ans Herz — Held werden“ jeden Monat im EKM angeboten, auf Nachfrage geht es auch mal raus zu Unternehmen. Dass das Team nun auch den Saarner Grundschülern Erste Hilfe beibringt, geht auf die Initiative von Jennifer Wieschmann zurück. Sie ist Fachlehrerin für Sachunterricht und wurde auf die Schulungen des EKM aufmerksam: „Da dachte ich mir, das ist eine super Sache. Die könnten wir doch auch zu uns in die Schule holen.“

Im Sachunterricht die Theorie gelernt

Im Sachunterricht lernten die Kinder bereits die theoretischen Hintergründe zur Ersten Hilfe kennen, wie beispielsweise die Anatomie des menschlichen Körpers, und wie man einen Notruf absetzt. Jennifer Wieschmann ist mit dem Verlauf der Aktion zufrieden: „Die Kinder haben ein riesiges Interesse an dem Thema, und ich merke, dass sie hochmotiviert sind.“

Kaktus, Kuscheln, Knie

Erica (9) bestätigt diesen Eindruck. Eine Herzdruckmassage kannte sie bislang nur aus dem Fernsehen. Zusätzlich zu der Herzdruckmassage erinnert Erica sich noch an die stabile Seitenlage: „Kaktus, Kuscheln, Knie.“ Ein Arm wird wie bei einem Kaktus angewinkelt, der andere wie zum Kuscheln über die Brust an den Hals geführt und ein Knie angehoben.

Für die Zukunft kann sich Dr. Gröning durchaus vorstellen, dass das Team der Initiative „Hand ans Herz — Held werden“ häufiger an Schulen Halt macht: „Ich würde mich freuen, wenn mehr Schulen die Erste Hilfe in ihren Unterricht einbetten.“

Erste Hilfe in Kürze

Prüfen: Die Person ansprechen und rütteln. Reagiert die Person nicht, nach Atemgeräuschen horchen. Bei fehlender Atmung muss reanimiert werden.

Rufen: Bevor die Reanimation startet, unbedingt den Notruf wählen: 112.

Drücken: Neben die Person knien und ihren Oberkörper freimachen. Handballen auf die Brust, Hände verschränken. Dann mit durchgedrückten Armen die Herzdruckmassage starten. Kurz und kräftig den Brustkorb herunterdrücken, ca. 100-120 Mal in der Minute.