Mülheim. . Rosenmontag um 14 Uhr setzt sich der Zug in Bewegung. Eine Stunde vorher wird die Innenstadt gesperrt. Tausend Karnevalisten auf den Beinen.
Seit 1958, alteingesessene Mülheimer werden sich vielleicht noch erinnern, gibt es hier in der Stadt den Rosenmontagszug. Der nächsten Runde, am 4. März 2019, steht nichts mehr im Wege. Um 14 Uhr wird sich der Tross auf der Kaiserstraße, Höhe Südbad, in Bewegung setzen. Der Zugweg (siehe Grafik) ist etwa anderthalb Kilometer lang und nimmt die selbe Route wie im vergangenen Jahr.
Ein Zug durch die Gemeinde unter weiß-blauem Himmel war den Mülheimern 2018 vergönnt. Diesmal stehen die Zeichen eher auf Schauerwetter, aber man sollte positiv denken: Bei voraussichtlich zweistelligen Temperaturen muss kein Funkenmariechen frieren. „So lange es nicht stürmt, ist alles in Ordnung“, sagt Markus Uferkamp, Präsident des Hauptausschusses Gross-Mülheimer-Karneval, aus einschlägiger Erfahrung.
29 Wagen gehen auf die Strecke
Der diesjährige Rosenmontagszug wird sich zusammensetzen aus 29 Zugwagen (darunter vier Motivwagen), vier Musikzügen und den Garden von insgesamt 13 mölmschen Karnevalsvereinen. Fast zwei Stunden lang ist er unterwegs. Uferkamp schätzt, dass insgesamt rund tausend Aktive mitwirken. Als Besonderheit gibt es in diesem Jahr einen eigenen Wagen der Fliedner-Stiftung mit Bewohnern und Betreuern. Eine Reihe von Rollstuhlfahrern begleitet ihn.
Die Motive der Wagen bleiben traditionell verborgen, bis sie zum Zug rollen. Üblicherweise wird auch bis zur letzten Minute gearbeitet, Nachtschichten inbegriffen: „Manchmal werden noch am Montagmorgen letzte Restarbeiten ausgeführt“, berichtet Uferkamp.
Generell ist der Rosenmontagszug, selbst in einer übersichtlichen Stadt wie Mülheim, eine immens aufwändige Sache. Von 13 Uhr bis eine halbe Stunde nach Zugende wird die Innenstadt für den Verkehr gesperrt. Allein für das städtische Ordnungsamt tun 28 Mitarbeiter Dienst, sie sorgen für „umfangreiche taktische Absperrmaßnahmen“, wie es offiziell heißt, stellen Sperrposten und überwachen, dass das Glasverbot beachtet wird. Rund 80 Einsatzkräfte wird das Deutsche Rote Kreuz stellen, „alles Ehrenamtliche“, wie Vorstand Frank Langer betont.
Viel Plüsch fliegt durch die Luft
Etwa 230 Ordner, zwei für jede Achse, leiten die Wagen durch die Gasse, auch Polizei, THW, MEG schicken etliche Leute zum Zug.
Die Zuschauer stehen natürlich auch an der Strecke, um reichlich Beute zu machen. „Hochwertiges Wurfgut“, verspricht der Hauptausschuss-Präsident: „Viel Plüsch, große Fußbälle, die kommen bei den Kindern gut an.“ Für das Wurfgut greifen viele aktive Karnevalisten auch persönlich in die Tasche: Hans Klingels, Geschäftsführer des Hauptausschusses, schätzt, dass jede Person auf den Wagen mit rund 250 Euro dabei ist. Auch wenn viele Bonbons letztlich unbeachtet im Rinnstein oder in Straßenbahnschienen landen: „Für einen Zug, der zwei Stunden dauert, brauchen Sie Masse.“
Eine After-Zug-Party wird es ebenfalls wieder geben: Sie steigt ab 16 Uhr im Franky’s im Ruhrkristall. Letztes Mal wollten mehr Leute mitfeiern, als der Laden fassen kann, erinnert sich Markus Uferkamp. Nicht alle kamen rein, er empfiehlt daher, sich Tickets im Vorverkauf zu sichern. Restkarten für zehn Euro gibt es beim Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval oder im Ruhrkristall.
>>> KARNEVALS-HITS
Gefragt nach dem großen Karnevals-Hit der Session, nennen die Mülheimer Karnevalisten zuallererst die Show der amtierenden Stadtprinzenpaare, Kinder und Erwachsenen. Bei den bisherigen Partys und Prunksitzungen in der Stadt lief auch „Leev Marie“ rauf und runter, der kölsche Song der Gruppe Pavier kam allerdings schon 2015/16 heraus.
Auch Oberbürgermeister Ulrich Scholten will wieder einen musikalischen Beitrag leisten, und zwar schon am Donnerstag, Altweiber, 11.11 Uhr. „Beim Möhnensturm wird der OB vor dem Rathaus wieder singen“, kündigt Hauptausschuss-Präsident Markus Uferkamp an.