Mülheim. Bei einer Mülheimer Steuerberaterin landet ein Schreiben aus Geseke, aus dem viel Freundlichkeit spricht – obwohl es ein Steuerbescheid ist.

Kann eine Stadtverwaltung die Erhebung von Steuern auch zu einer für den Bürger netten Angelegenheit machen? Kann sie! Bei der Mülheimer Steuerberaterin Kriemhild Zillig landete jetzt ein Behördenschreiben der Stadt Geseke auf dem Schreibtisch. Ein Anschreiben der kleinen Stadt aus dem Kreis Soest, in dem es um Steuern geht. Kriemhild Zillig sagt dazu: „Noch niemals habe ich vorher so ein nettes Anschreiben von einer Stadt zu einem Steuerbescheid erhalten.“

Sie sieht das Schreiben aus Geseke im Gegensatz zu den Grundsteuerbescheiden aus, die etwa die Stadt Mülheim in den vergangenen Tagen verschickt hatte: Nüchtern, förmlich wird darin die Botschaft übermittelt, ab sofort 39 Prozent mehr Grundsteuer zu zahlen. Kontonummer, Rechtsbelehrung, Datum, Unterschrift.

„Für Ihre Steuerzahlungen möchten wir uns herzlich bedanken“

Die Stadt Geseke mit 21.000 Einwohnern zeigt, dass es auch anders geht: „Für Ihre Steuerzahlungen möchten wir uns im Namen von Rat und Verwaltung auch in diesem Jahr wieder herzlich bedanken“, so leiten der dortige Bürgermeister und die Chefin der Abteilung für Steuern ihren Brief an die Bürger ein. Nun, der Stadt Geseke geht es besser als Mülheim: „. . . nicht zuletzt auch dank Ihrer Steuerzahlungen befindet sich die Stadt Geseke in einer besseren finanziellen Lage als jemals zuvor.“

In einem weiteren Schreiben erklärt dann der Bürgermeister, wofür die Stadt etwa auch die Grundsteuer einsetzt, wo wie viel Geld in Schulen, in Familien oder in die Stadtentwicklung investiert wird. „Da weiß man, wofür man seine Steuern zahlt, und das wahrscheinlich auch noch gerne“, sagt die Mülheimer Steuerberaterin und gesteht, dass sie sich über so ein Schreiben gefreut habe. Aus Ihrer Sicht sollte es beispielgebend auch für die Stadtverwaltung in Mülheim sein.

Stadt Geseke erklärt, was sie mit dem Geld macht

Die Anschreiben zu Steuerbescheiden gebe es in dieser Form in Geseke schon seit etwa 20 Jahren, sagt die dortige Pressesprecherin Christiane Sonntag-Carl. Die Erklärungen, wofür das Geld verwendet werde, sei jetzt erstmalig dazu verschickt worden. Denn wer nicht in einer Verwaltung arbeite, verstehe so manche Zahl vielleicht nicht, erklärt Christiane Sonntag-Carl und sagt zur Philosophie des Hauses: „Wir wollen, dass die Bürger uns besser verstehen, wir wollen sie in unserer Arbeit mitnehmen – einfach bürgerfreundlich sein.“