Mülheim. . Die aktuelle Kriminalitätsentwicklung der Polizei weist die niedrigste Zahl an Straftaten seit 20 Jahren auf. Die Aufklärungsquote ist gestiegen.

Um mehr als 1,3 Millionen Euro, inklusive einer Immobilie, sind allein in Mülheim zwei ältere Menschen im vergangenen Jahr betrogen worden. Zwei Fälle, die alarmieren. Deswegen machte die Polizei Essen/Mülheim am Mittwoch bei ihrer Präsentation der Kriminalitätsentwicklung 2018 in Essen und Mülheim die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen zum Schwerpunktthema.

Eine gut situierte 88-Jährige ist auf einen Betrüger hereingefallen. Der etwa gleichaltrige Mann gab sich als frühere Bekanntschaft und ehemaliger Staatsanwalt aus. Über 550.000 Euro hat die Dame dem Kriminellen überlassen. „Wir haben versucht, zu intervenieren. Sie hat sich von uns aber nicht überzeugen lassen. Sie ist trotzdem auf den Betrüger hereingefallen“, berichtet Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Mittlerweile sei der Betrüger nach Angaben der Seniorin im Krankenhaus – auf Malta.

Schlimmer hat es einen weiteren Mülheimer Senioren erwischt. Er verlor sein gesamtes Hab und Gut und verkaufte zudem seine Immobilie. Insgesamt rund 800.000 Euro hat er den Gaunern überlassen.

Deshalb warnt die Polizei regelmäßig vor Betrügern, die sich als Polizeibeamte, Enkel oder Wasserwerker ausgeben, um so das Vertrauen der Menschen zu gewinnen oder sich Zutritt zur Wohnung zu verschaffen. Die Polizei setzt mit ihren Warnungen darauf, dass die Angehörigen einschreiten und auf die Senioren einreden. „Wer Verdachtsmomente hat, sollte uns rechtzeitig benachrichtigen. Betrugsopfer schämen sich und machen sich Vorwürfe. Das kann vermieden werden“, appelliert Detlef Köbbel, stellvertretender Behördenleiter des Polizeipräsidiums Essen/Mülheim.

Der positive Trend setzt sich fort

Sieht man allerdings die gesamte Kriminalitätsentwicklung der beiden Städte im vergangenen Jahr, wird deutlich, dass sich der positive Trend der vergangenen Jahre in fast allen Bereichen fortgesetzt hat. Die Fallzahlen in Mülheim sind um 958 Fälle auf 11.285 gesunken. Rein rechnerisch wurden demnach in 2018 fast 31 Straftaten am Tag begangen. Die Aufklärungsquote ist von 54,6 Prozent im Jahr 2017 auf 58,6 Prozent im Vorjahr gestiegen.

„Es gab im vergangenen Jahr ein deutliches Minus an Fallzahlen, insbesondere bei Wohnungseinbrüchen und Diebstählen“, berichtet der stellvertretende Behördenleiter Köbbel. Die beiden Ruhrgebietsstädte Essen und Mülheim zählten weiter zu den sichersten Städten in Deutschland.

Auch die Zahl der Fälle bei der Straßenkriminalität (u.a. Taschendiebstahl, Sachbeschädigung, Exhibitionismus, räuberische Erpressung, Vergewaltigung) ist im vergangenen Jahr in Mülheim gesunken – von 2951 in 2017 auf 2330 in 2018. Im Vergleich zu den Städten Duisburg, Düsseldorf, Dortmund und Köln hat Mülheim die niedrigste Kriminalitätshäufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner). In Mülheim lag sie im vergangenen Jahr bei 6589. „Spitzenreiter“ ist Köln (11.038) vor Düsseldorf (10.261), Dortmund (10.670) und Duisburg (8847).

In den Städten Essen und Mülheim wurden für 2018 zusammen 61.350 Straftaten gezählt. Es ist die geringste Fallzahl seit 1998. Die Aufklärungsquote der Straftaten in den beiden Städten ist die höchste seit 1991 – 59,11 Prozent. „Mit knapp 60 Prozent sind das bayerische und baden-württembergische Verhältnisse“, freut sich Martina Thon, Leiterin der Direktion Kriminalität bei der Polizei Essen/Mülheim, über die gute Ermittlungsarbeit der Kollegen.