Mülheim. . Beim Debattenabend im Museum Temporär ging es darum, wie Kunst im öffentlichen Raum erhalten und in die Stadtplanung einbezogen werden kann.
Gerade einmal 20.000 Euro im Jahr stellt die Stadt Mülheim zur Verfügung, um etwa die gut 250 Kunstobjekte im öffentlichen Raum zu pflegen, darunter aufwändige Installationen wie den Hajek-Brunnen. Als „Mängelverwaltung“ kritisierte deshalb Kunstmuseumsleiterin Beate Reese zur Podiumsdiskussion am Donnerstagabend noch einmal das winzige Portemonnaie für den eigentlich großen Schatz der Stadt. Konzepte sind nun gefragt, um diese Werte nicht nur erhalten, sondern daraus sogar Nutzen ziehen zu können. Zum Glück bot der Debattenabend im Museum Temporär einige vielversprechende Ansätze: Kunst soll künftig stärker in die Stadtplanung einbezogen werden.
Den ersten provokanten Ansatz lieferte aber Georg Elben, der das Skulpturen-Museum Glaskasten in Marl leitet: „Kunst im öffentlichen Raum ist keine Geldfrage“, riet er zu Konzentration auf weniger Werke, die dafür besonders hervorgehoben werden. Unter der Maßgabe hat seine Stadt Marl 50 Skulpturen im öffentlichen Raum aufgearbeitet und ist damit offenbar erfolgreich ins Stadtmarketing gegangen.
„Manches könnte vorübergehend eingelagert werden“
„Es sollen dabei keine Objekte zerstört werden“, stellte Elben klar, manches aber könnte vorübergehend eingelagert werden, um mit den eingesparten Kosten andere aufwerten zu können: Schließlich stelle auch kein Museum jederzeit alle Exponate seiner Sammlungen gleichzeitig aus. Für eine solche Konzentration allerdings brauche es ein Konzept und mutige Entscheidungen, riet der Marler Museumsleiter. Für ihn wäre etwa der Hajek-Brunnen am Synagogenplatz ein „Merkmal, mit dem die Stadt punkten könnte“.
Doch welche Rolle spielt die Kunst noch im öffentlichen Raum? Nicht selten in Mülheim ist sie vergessen oder an Orte versetzt, wo sie kaum zur Geltung kommt, sogar stören kann – so wie die „Faltungen“ von Peter Schwickerath an der Hauptpost, nannte Journalist und Moderator Steffen Tost einige Beispiele für verfremdete, vergessene Schätze in der Ruhrstadt.
Einfluss geltend machen
„Wo kommt diese emotionale Kühle gegenüber Kunst her“, richtete Tost seine Frage auch an Verwaltung und Politik. „Kunst ist schön, aber teuer zu unterhalten“, entgegnete Felix Blasch, Amtsleiter für Stadtplanung. Er sieht die Stadt eher in einer finanziellen Klemme, denn Mittel für öffentliche Kunst seien oft nur dann vorhanden, wenn ein Ort ein Platz oder Objekt umgestaltet werde.
Kunstmuseumsleiterin Reese hingegen sieht jetzt schon viele Möglichkeiten für öffentliche Kunst angesichts einiger großer Bauprojekte in der Stadt wie Ruhrbania oder die Hochschule, wo 100 Millionen Euro für Baukosten ausgegeben wurden, so Reese. Nur mache die Stadtverwaltung aus ihrer Sicht keinen Einfluss geltend, um an diesen Stellen Kunst zu etablieren.
Bewusstsein für Architektur, aber nicht für Kunst
Ralf Raßloff, Sprecher des Vereins der Mülheimer Künstler, sekundierte: Künstler seien etwa beratend zu Ruhrbania hinzugezogen worden, am Ende aber wurden die Vorschläge nicht berücksichtigt. „Es gibt in Verwaltung und Politik ein Bewusstsein für Architektur, aber nicht für Kunst.“ Das soll sich ändern, verspricht die kulturpolitische Sprecherin der Mülheimer Grünen, Daniela Grobe. Sie will sich dafür einzusetzen, künftig stärker Kunst in die Stadtplanung einzubinden.