Mülheim. . Melanie Rößler liebt das Upcycling. Sie fertigt aus gebrauchten Materialien kleine und charmante Figuren an – und bekleidet sie dazu auch noch.
Die alten Wäscheklammern aus Holz, die noch von ihrer Großmutter stammten, konnte Melanie Rößler einfach nicht wegwerfen. Sie hob sie auf – und kam 2013 auf die verrückte Idee, etwas ganz anderes daraus zu machen: zierliche und niedliche Figuren mit viel Charme. Die 51-Jährige nennt sie schmunzelnd „meine antiken Barbies“. Was es, objektiv gesehen, aber nicht so ganz trifft.
„Als Kind habe ich meine Barbie-Puppen für mein Leben gerne an- und ausgezogen. Ich hätte auch gerne etwas für sie geschneidert, aber das konnte ich damals noch nicht“, erinnert sich die Saarnerin. Heute holt sie das alles nach, tritt ein bisschen in die Fußstapfen ihrer verstorbenen Mutter, einer Schneiderin und Hutmacherin. Melanie Rößler näht und bastelt winzige Kleider, Hüte, Perücken – um sie ihren Wäscheklammer-Püppchen anzuziehen. Die Erbstücke von der Oma sind längst aufgebraucht, mittlerweile kauft sie fleißig Wäscheklammern dazu. „Sie müssen aber alt und gebraucht, handgedrechselt und möglichst aus Buchenholz sein – und große Köpfchen haben“, sagt sie. An die 800 Figürchen hat sie bislang angefertigt und fantasievoll ausstaffiert.
Verschlissene Hosen weiterverarbeiten
„Ich liebe das Upcyclen“, sagt die gelernte Arzthelferin und Altenpflegerin. Auch die Kleidung für ihre Figuren entsteht aus gebrauchten Dingen. Sie verarbeitet alte Hemden oder Jacken, verschlissene Hosen und Nachtwäsche ebenso wie feine Spitze, Gardinen, Sackleinen oder Felle. „Eine alte Bluse von meiner Uroma aus dem Jahre 1885 war mit Brüsseler Spitze besetzt, daraus habe ich Kleidchen und Unterröcke gemacht“, erzählt sie. Ein Taufkleid, das rund 90 Jahre alt sein muss, hängt am Regal neben ihrem Arbeitstisch. „Ich konnte mich bisher noch nicht durchringen, es zu zerschneiden“, gesteht die kreative Frau.
Immer wieder sucht und findet sie andere aussortierte Materialen, mit denen sie arbeiten kann. Mal sind es Geschenkbänder, mal Filzstücke, mal Kinderkrägen – oder Unterröcke von anno dazumal. „Die hat man damals mit Zuckerwasser gestärkt, das fühlt man dem Stoff auch heute noch an“, berichtet sie. Jedes ihrer rund zwölf Zentimeter großen Geschöpfe ist ein Unikat. Zu Beginn fertigte sie nur Engelchen an, die sie auf Märkten – zum Beispiel auch auf dem Nikolausmarkt in Saarn – verkaufte. Mittlerweile sind ihre Püppchen weltlicher geworden. In ihrer neuste Kollektion stecken die Wäscheklammern in bunten Pompons und haben wirre Dreadlocks.
Auch männliche Figuren
„Im letzten Jahr habe ich erstmals auch männliche Figuren gebastelt, die wurden mir aus den Händen gerissen“, berichtet Melanie Rößler. Aber auch sonst verkaufen sich ihre hübschen Figuren gut. Viel Gewinn macht sie damit nicht. Es ist mehr der Spaß am kreativen Tun, der sie leitet. Vor allem seit sie krank und arbeitsunfähig ist, freut sie sich über Erfolge mit ihrer kunsthandwerklichen Tätigkeit.
Das Wohnzimmer der Familie ist seither Werkstatt oder Galerie. Bald bekommt die Mutter von zwei Söhnen aber ein eigenes Bastelzimmer, dann kann sie noch öfter „loswurschteln“. Und neue künstlerische Ideen in die Tat umsetzen. In diesem Jahr startete sie zum Beispiel damit, aus Pompons Girlanden, Kränze, Haarreifen oder Christbaumschmuck zu fertigen.
>>>Vermarktung über Instagram
Der ältere Sohn von Melanie Rößler hilft seiner Mutter bei der Vermarktung der gebastelten Figuren. Er hat ihr einen Internetshop eingerichtet auf dem Sozialen Netzwerk Instagram, der kurz vor Nikolaus an den Start gegangen ist.
Informationen gibt es auf Instagram.com/melangels_art, Kontakt: 0178/778 77 79.