Gegen die ausufernde Zahl der Wegweiser hat die Stadt bisher kein Konzept. Selten ist es innerorts mit einer Übersichtstafel getan. Die Folge: Reizüberflutung...
Finden Sie den Weg zu Ihrem Getränkemarkt nicht? Oder ist Ihnen entfallen, wie sie in die Sauna oder zur Praxis Ihres Vertrauens kommen? Kein Problem. In Mülheim gibt es selbst für den kleinen Markt oder Dienstleister um die Ecke einen Wegweiser am Straßenrand. Der Urwuchs im Schilderwald hat Übermaß erreicht, das Projekt „Simply City” könnte helfen, das Straßendickicht zu roden. Nur: Dazu muss die Stadt noch feste Regeln formulieren, wann ein (privater) Wegweiser im öffentlichen Verkehrsraum Sinn macht – und wann eben nicht.
Selten ist es mit einer Übersichtstafel getan, um innerorts den Weg zu weisen. Hier ist mal ein Schild hinzugekommen, dort zwei, drei, vier . . . Hinzu kommen die Verkehrszeichen. Macht zusammen: eine Reizüberflutung. Gerade mal drei bis vier Schilder, sagt der ADAC, könne man im Vorbeifahren erkennen.
Mancher sieht das Ziel vor lauter Schildern nicht mehr
Nahezu überall an Hauptverkehrsstraßen, so der Eindruck, wird man zum Forum gelotst. Würde da nicht der Hinweis „Zentrum” ausreichen? Auch zur „Weißen Flotte” wird man geleitet, zur Müga, zum Aquarius Wassermuseum, zu größeren und kleineren Firmen, zu Unicef, zum Getränkemarkt – und weiß der Kuckuck, wohin. Dabei findet ohnehin eine wachsende Zahl von Kfz-Fahrern per „Navi” zum Ziel. Von denen, die noch Wegweisern folgen, sieht mancher das Ziel vor lauter Schildern nicht mehr.
Das in der vergangenen Woche offiziell gestartete Modellprojekt „Simply City” soll nun auch eine Lösung für das ausufernde Aufstellen von (privaten) Wegweisern bringen – bis Ende 2010 zumindest in den Modellgebieten Heißen, Mellinghofer- und Leineweberstraße. Bisher, so räumt Stadtsprecher Volker Wiebels ein, gab es keine Reglementierung hinsichtlich der Frage, welche Schilder mit welchen Zielen in welcher Größe und in welcher Zahl zulässig sind. „Pi mal Daumen” habe man Genehmigungen erteilt. Eine Kontrolle, wo ungenehmigt Schilder aufgestellt wurden, gab es offenbar ebenfalls nicht.
"Exzessives" Wegweiser-Wachstum
Zum Start von „Simply City” blieben Dezernentin Helga Sander, der Leiter des Amtes für Tiefbau und Verkehr, Klaus-Dieter Kerlisch, und der Teamleiter der städtischen Verkehrsplanung, Roland Jansen, wortkarg, als sie mit dem Wegweiser-Wildwuchs konfrontiert wurden. Für ein Gespräch standen alle drei nicht zur Verfügung, Sander ließ aber durchblicken, dass das Wegweiser-Wachstum „exzessiv” gewesen ist. Es gebe in dieser Sache aber noch nichts zu berichten, hieß es.
OB Dagmar Mühlenfeld sprach von bislang „großzügiger” Genehmigungspraxis, man werde da aber „mal drangehen”. Sprecher Wiebels ließ nun wissen: „Mit Simply City wird es ein Konzept geben. Wir werden den Wildwuchs entdecken und abbauen.”
Hier können Bürger Verkehrszeichen und Wegweiser benennen, die aus Ihrer Sicht überflüssig sind: www.simply-city.de