Im zdi-Zentrum am Berufskolleg Stadtmitte sollen Jugendliche Neuland entdecken, Jungen wie Mädchen sich Naturwissenschaften und Technik nähern. Nun gibt es hier weitere Angebote: das "RWE-Labor" und das "RobertaZentrum".
Technik, die begeistert: Kaum hatten die Ehrengäste, vierhändig, einen symbolischen roten Schalter gedrückt, schossen grüne und blaue Papierschnipsel aus drei Fenstern des Berufskollegs Stadtmitte. Damit waren am zdi-Zentrum, das seit Frühjahr mit im Gebäude sitzt, zwei neue Angebote eröffnet, die für Technik begeistern sollen: „RWE-Labor” und „RobertaZentrum”.
Beides muss man erklären, doch zunächst zdi, Kürzel der Landesinitiative „Zukunft durch Innovation.NRW”: Sie soll Kinder und Jugendliche für sogenannte MINT-Fächer begeistern, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. 18 zdi-Zentren gibt es landesweit, bis Mitte nächsten Jahres sollen es statt der geplanten 25 sogar 32 sein, erklärte gestern Staatssekretär Michael Stückradt – er vertrat den NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart, der sich einer Diskussion mit Studenten in Duisburg stellte.
Das zdi-Zentrum an der Gracht – getragen von der Mülheim & Business GmbH – wurde am 8. Mai 2009 eröffnet, unter dem Dach des Berufskollegs Stadtmitte, dessen Schüler es bislang überwiegend nutzen. Wachsen soll jedoch ein breites Netzwerk, an dem weiterführende Schulen mitwirken, die neue Fachhochschule Ruhr West, Stadt, Arbeitsagentur und interessierte Unternehmen.
Im Souterrain des Zentrums hat die RWE Rheinland Westfalen Netz AG für 275 000 € ein Labor eingerichtet, an dessen 56 Arbeitsplätzen die Jugendlichen sich der Energie- und Gebäudetechnik nähern können. Unter anderem wurden 14 Smart Meter angebracht, „intelligente” Stromzähler, die bis 2011 alle Haushalte der Stadt erfassen sollen: „Mülheim zählt” heißt das Projekt. Was hier im Labor möglich ist – den Stromverbrauch eines schicken Kaffeeautomaten im selben Moment per Grafik auf dem Laptop zu erfassen – kann derzeit noch niemand von zu Hause aus.
Roboter dagegen werden schon in Kinderzimmern gebaut, eher von Jungen als von Mädchen. Also versucht man es mit einem weiblichen Namen: „Roberta”. In Mülheim gibt es nun das erste Zentrum dieser Art mit einem Kursangebot, das vom Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) entwickelt wurde.
Spielerisch sollen insbesondere – aber nicht nur – Mädchen angesprochen, für Technik und Informatik interessiert werden. Die Grundausstattung steckt in gelben Kästen, „Roberta-Sets”, die man sich als Lego für Fortgeschrittene vorstellen kann. Zehn Boxen im Gesamtwert von 3 900 € stiftete der Förderverein der Hochschule Ruhr West.
Was man daraus machen kann, zeigten gestern Schüler/innen der Realschule Broich, die mit „Roberta” schon im Unterricht arbeiten: Roboter bauen, die man wahlweise als Fahrzeug, Drache, was auch immer, verkleiden kann, programmieren und mit verschiedenen Sensoren versehen, so dass sie auf Druck, Licht oder Geräusche reagieren.
Die Realschule Broich nutzt es also schon, das zdi-Zen-trum, „mit einem Mädchenanteil in den Kursen von etwa 30 Prozent”, betont Jörg Brodka, Leiter des Berufskollegs Stadtmitte. Seine Schule ist auf Chemie, Physik, Informationstechnologie spezialisiert – „der Mädchenanteil geht gegen null”. Wenn das zdi-Zentrum hier etwas bewegen könnte, wäre das ein messbarer Erfolg.