Mülheim. . Der Mülheimer Adam Hetmanski hat sich der Spezialdisziplin Ultratrail verschrieben. Mit seinen 48 Jahren wird er immer schneller und ausdauernder.

Wenn sich Faszination und Leidenschaft die Hand reichen, gibt es kein Halten mehr. Vor den Frauen und Männern, die sich der Disziplin Marathon verschrieben haben, hat der 48-jährige Adam Hetmanski größten Respekt. Doch für ihn liegt allein in der Länge der Distanzen die Würze. Sein mit größter Disziplin und Akribie verfolgtes Metier ist der Ultratrail, die Sportart für Spezialistin, die sich nicht davor scheuen, in schöner Regelmäßigkeit den inneren Schweinhund zu besiegen und immer neue Grenzen auszuloten.

Den Läufer des Vereins Marathon Mülheim zeichnet aus, dass er mit zunehmendem Alter immer schnellere Zeiten aus sich herausholt. Keine Frage, der Mann ist im positiven Sinn besessen, was ihn vor Jahren gepackt hat, lässt ihn nicht mehr los. So schaut er mit einem schelmischen Lächen voraus: „Ich werde so lange weitermachen, bis ich beim Laufen umfalle.“

Hetmanski startet die Saison auf flachen Ultradistanzen

Im für ihn blendenden und mit vielen neuen Erfahrungen gesegneten Jahr 2018 stürmte der Ausdauerkünstler zu neuen Bestleistungen. Hetmanski startete die Saison auf flachen Ultradistanzen und ging dann zu Ultratrails in den Bergen über. Alle Wettkämpfe wurden erfolgreich beendet. Am Jahresende zählte er 654 Wettkampf-, 6800 Trainingskilometer und die 15 Punkte, die er für die Teilnahme am diesjährigen Ultra-Trail du Mont Blanc (UTMB) benötigt. Ohne Fleiß kein Preis, das gibt der Ultratrail zwingend vor. Und im Lauf der Zeit wächst der eigene Anspruch. „Am Anfang wollte ich nur ankommen, jetzt will ich gewinnen.“

Hetmanski, der vor 30 Jahren aus Oberschlesien kam und beim MSV Duisburg in der 2. Liga kickte, gilt als Spätberufener. 39 Jahre war er, als er im Schatten der Zugspitze seinen ersten Ultratrail bestritt. Das Eis war gebrochen. Immer neue Herausforderungen wie der legendäre Ultratrail Mont Blanc, wo er geschlagene 33 Stunden im Hellen und in der Dunkelheit auf den Beinen war, folgten.

2018 bedeutete für den Mülheimer das Jahr der Rekorde. Los ging es im April mit den 12 Stunden von Oberberg auf der flachen Distanz. Hetmanski erfüllte sich im Laufschritt einen Traum. Er spulte 129,70 Kilometer ab und hält die längste Distanz über die zwölf Stunden in Deutschland im Jahr 2018. Im Anschluss riefen die Berge. Der Mülheimer holte zum Tourismus aus. Erstes Ziel war Ende Mai der NUTS Karhunkierros im finnischen Wintersportparadies Ruka. Die 166 Kilometer und 3780 Höhenmeter vornehmlich in der skandinavischen Wildnis bewältigte er trotz eines nach der Kollision mit einem Felsenvorsprung aufgerissenen Schuhs („Das bedeutete einen Zeitverlust von gut einer Stunde, nachdem ich lange in den Top 10 gelaufen war.“) in 28:14,20 Stunden auf dem 17. Platz, sechs UTMB-Punkte gab es als Bonus dazu.

Nach Verletzung weitergelaufen

Der Trail Römische Weinstraße in Mehringen an der Mosel folgte im Juli: 65 Kilometer und 2500 Höhenmeter in 6:37,36 Stunden, Platz zwei und vier UTMB-Punkte.

Auf denjenigen, der sich für den Fight im schweren Gelände über Stock und über Stein entschieden hat, warten aber auch Rückschläge. Der 7 Valleys Run im polnischen Kurort Krynica-Zdrój war vorgesehen als Angriff auf die magische Zehn-Stunden-Marke. Aufgrund einer Serien von Stürzen ergab sich aus dem Verlauf des Wettbewerbs ein Kampf ums Ankommen. „Ich bin auf die Hüfte gefallen, habe mich aufgerappelt und bin weitergelaufen. Auf einmal konnte ich keinen Schritt mehr machen. An der Versorgungsstelle bin ich ärztlich behandelt worden. Es ging nur noch darum, um unter dem Zeitlimit zu bleiben und die sechs UTMB-Punkte zu sammeln. Es war der schwierigste Wettkampf, brutal hart.“ Die Mühen haben sich gelohnt: 100 Kilometer, 3970 Meter im Aufstieg und 3980 Meter im Abstieg, 15:07,35 Stunden.

Dem Schmerz folgte der Triumph. „Das war das Nonplusultra im Jahr 2018, die Zahlen sprechen für sich“, blickt der Dauerläufer auf den Bear Trail Ende Oktober in Belgien zurück. Der „Grizzly 100“ in Voeren in der Wallonie bescherte ihm 100 Kilometer, 2400 Höhenmeter im Auf- und Abstieg. Die Fabelzeit von 10:06,48 Stunden und Platz fünf. Hetmanskis Saisonhighlight neben den 12 Stunden von Oberberg.

Fahrradfahren, Klettern oder Schwimmen

Aktuell gilt die Übergangsphase. Der Mann mit dem langen Atem widmet sich dem Fahrradfahren, Klettern oder Schwimmen. Mit dem Sechs-Stunden-Lauf im März wartet die erste Aufgabe. Ein Klacks gegenüber dem, was sich im August in den Bergen türmt: Der Ultratrail du Mont Blanc mit seinen 2500 Teilnehmern, 168 Kilometern und 10.000 Höhenmetern. Doch damit nicht genug der übermenschlichen Anstrengungen. Im September plant Adam Hetmanski die Teilnahme am Tor des Géants über 338 Kilometer und 24.000 Höhenmeterunterschied mit Start in Courmayeur im italienischen Aostatal. Keine Frage, der Extremsportler sucht jede Herausforderung. Und er findet sie mit sicherem Gespür.

>>> DAS LAUFEN ABSEITS VON STRASSEN

Mit dem Begriff Traillauf lassen sich alle Ausprägungen des Laufens abseits von Straßen zusammenfassen, vom Jogging im Park auf ebenen Flächen bis hin zu Ultraläufen in mehreren Etappen über die Alpen.

Typische Untergründe der Laufstrecken sind Schotter-, Wald- und Wiesenwege durch Wälder oder Parks, Singletrails, Stein- und Geröllpfade in alpinem Gelände, Trimm-dich-Pfade, Finnenbahnen oder Sand.