Mülheim. . Christa Michel und Hans-Dieter Hösch haben eine Zeitung vom 3. April 1948. Ihre Familien wohnten in Saarn – bekamen aber Essener Nachrichten.
Am 3. April 1948, einem Samstag, erschien zum ersten Mal die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ). Christa Michel und Hans-Dieter Hösch haben beide eine Erstausgabe, die sie für unser Biet-Spiel einreichten. Nach Einsendeschluss meldeten sich auch noch weitere Kandidaten. Allerdings niemand mit einem Mülheimer Lokalteil, den es ebenfalls gibt.
Stadtarchivar Kai Rawe hat für uns ein Exemplar herausgesucht, worauf tatsächlich eine halbe Seite Mülheimer Nachrichten abgedruckt sind. Warum den Leser oder vielmehr damals ihren Eltern diese Ausgabe nicht zugestellt wurde, ist unklar. „Eigentlich hätten wir sie bekommen müssen“, sagen sie. Denn: Kurioserweise wohnten die 83-Jährige und der 69-Jährige damals beide kurze Zeit lang in derselben Straße in Saarn.
Hans-Dieter Hösch wurde dort erst 1949 geboren. Seine Eltern hatten sich die WAZ aus dem Vorjahr aufgehoben, weil sie genau am Tag der Ersterscheinung geheiratet haben. „Dass es genau zu dem Datum eine neue Zeitung gab, war Zufall“, sagt Hösch.
Berichterstattung im Krieg
Vor der WAZ bezogen die Familien Michel und Hösch die Mülheimer Zeitung. Christa Michel erinnert sich noch an die Berichterstattung im Krieg, als Mülheim bei Angriffen teilweise zerbombt wurde. Als die WAZ herauskam, besuchte die heutige Styrumerin die damalige Realschule in Holthausen, wo Mädchen und Jungen noch getrennt unterrichtet wurden. „Wenn wir vormittags Schule hatten, kamen die Jungen nachmittags und umgekehrt“, erinnert sich die Leserin. Zur der Zeit gab es noch gar nicht alle Fächer. Christa Michels zählt Deutsch, Mathematik, Geografie, Algebra, Religion und Biologie auf. „Wir hatten auch nur einen Lehrer bis zur sechsten Klasse“, erzählt sie. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es ohnehin Lehrermangel. Manche waren in Gefangenschaft, andere gefallen.
Heirat in der Dorfkirche
Die Nachbarn, die Eltern von Hans-Dieter Hösch, heirateten in der Saarner Dorfkirche und luden ihre Verwandtschaft nach Mülheim ein, auf ihr 900 Quadratmeter großes Grundstück. „Unser Haus hat mein Opa 1926 selbst gebaut“, sagt der Enkel. Zur Zeitung hat er einen großen Bezug, seit jeher hat die Familie sie abonniert. Sein Vater lernte Buchdrucker im alten Standort an der Eppinghofer Straße. „Dort, wo damals die Mülheimer Zeitung gedruckt wurde“, erzählt der Nachfahre, dessen Frau später eine Zeit lang bei der WAZ in der Kundenbetreuung arbeitete.
Nicht die älteste eingereichte WAZ
Die ersten Nachrichten aus Mülheim waren auf nur einer halben Seite abgedruckt. Christa Michel und Hans-Dieter Hösch haben diese, wie bereits erwähnt, nicht bekommen. Und damit nicht die älteste WAZ mit Mülheimer Lokalteil zu Hause.