Mülheim. . Der Stadtteil Dümpten ganz im Norden gilt als gut angebunden, wird aber von der A 40 zerteilt. Dümpten erlebt einen Umbruch: Es wird viel gebaut.
Das gibt es bisher nur im Königreich. Dort wird auch schon mal ein Hochhaus halbiert, weil es weder in die Zeit noch in die Landschaft mehr passt. Das Wohnungsbauunternehmen SWB setzte so am Bottenbruch den Wunsch von schöner Wohnen um. Nicht nur dort wurde und wird in dem Stadtteil gebaut. „Dümpten 23“ heißt das Projekt, hinter dem sich eines der größten Wohnbauvorhaben in Mülheim mit 77 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern und mehreren Eigenheimen verbirgt.
Mit 550 Hektar ist Dümpten eher ein kleiner Stadtteil, der allerdings dicht besiedelt ist. Die Eigenheimquote ist im Vergleich gering, die Wohnflächen fallen eher bescheiden aus. Dabei hat die Stadt in den vergangenen Jahren Auf dem Bruch und am Von-Carnall-Weg vielen jungen Familien über das 100-Häuser-Programm zum Eigenheim verholfen. Es waren meist Familien, die nicht den dicken Geldbeutel hatten.
Gutes Vereinsleben, viel Natur im Umfeld
Dümpten beschreibt der Vorsitzende des Bürgervereins, Bernd Lüllau, als lebens- und liebenswert. Das passt zum Ruhrgebiet, wo die Einstellung zum eigenen Stadtteil meist sehr positiv ausfällt. Lüllau lebt seit 1979 dort, lobt das gute Vereinsleben bei TV Dümpten, Einigkeit 06 und Tura 05, er preist die Natur im Umfeld an, und er gibt der Verkehrsanbindung gute Noten. Die gibt es längst nicht mehr in jedem Stadtteil: Die Linie 102 erschließt den Stadtteil, die A 40 durchschneidet ihn.
Die gute Verkehrsanbindung empfinden viele jedoch auch als Belastung, vor alllem, wenn sie an der A 40 wohnen, und das sind nicht wenige. Auch dieser Autolärm ist typisch für das Königreich, wie viele alteingesessene Dümptener ihren Ortsteil noch gerne nennen. Der Titel geht zurück auf Zeiten, als Dümpten noch selbstständig war. Viele Häuser befinden sich recht nah an der Autobahn. Lärmschutz war und ist daher immer ein Thema vor Ort. Sollte die A 40 künftig auf sechs Spuren erweitert werden, wie es geplant ist, soll es auch Lärmschutz für die Anwohner geben. Viele hoffen und pochen darauf.
Dümpten hat keinen richtigen Ortskern
So einen richtigen Ortskern gibt es nicht. Dafür das größte Einkaufszentrum in der Fläche am Heifeskamp. Dort gibt es nahezu alles. Wer kein Auto hat, ist jedoch im Nachteil. Aus dem einst geplanten Stadtteilzentrum Oberdümpten ist nichts geworden. Der Drogerie-Markt ist verschwunden wie die Post und jetzt auch noch die Sparkasse, bedauert Lüllau. Das ist derzeit der große Aufreger im Stadtteil. Viele Ältere verstehen die Politik der Sparkasse nicht mehr, wenn sie in der Schlange am Geldautomaten stehen. „Da muss noch etwas passieren“, sagt Lüllau und hofft auf einen besseren Service der Sparkasse – wie auch immer.
Ansonsten klagt der Vorsitzende des Bürgervereins wenig: Die Ärzteversorgung sei gut, die Kirche stehe noch im Ort, es gebe einen Friedhof, die letzte Hauptschule von Mülheim ist in Dümpten verblieben, und mit der Gesamtschule besitzt der Stadtteil eine der größten ihrer Art im Ruhrgebiet.
Etwas stolz blicken die Dümptener auf die jüngste Geschichte als Musical-Standort. Unter Pfarrer Manfred von Schwartzenberg und Kirchenmusiker Burkhard Maria Kölsch hat es bereits zwei Musicals in der Gemeinde St. Barbara gegeben: eines über Nikolaus Groß und eines über die Mutter Gottes von Guadalupe. Mehr als 100 Menschen machten dabei mit.
Viele Ehrenamtler prägen das Zusammenleben
Manfred von Schwartzenberg wirkt bereits seit 25 Jahren in dem Ortsteil, er kennt die Menschen und den Stadtteil daher gut. Er spricht von einem mittleren Bürgertum, klaren Milieus: „Auf der einen Seite gibt es viele sozial Schwächere, auf der anderen aber auch viele, die ein Eigenheim besitzen.“ Dümpten sei jedoch nicht reich an Geld, aber reich an Ehrenamtlern. Für den Pfarrer ist das die eigentliche Stärke. Allein in den Jahren, als viele Flüchtlinge kamen, habe sich dies wieder gezeigt. „Es herrscht ein ausgeprägtes bürgerliches Bewusstsein.“ Auch die Kirche spiele in Dümpten noch eine wichtige Rolle, das Pfarrfest sei fast ein Stadtteilfest.
Sorgen? So direkt fällt dem Pfarrer da nichts ein. Auch die Versorgung mit Kita-Plätzen sei gut, weitere seien im Entstehen. Wünsche? Vielleicht, dass sich die Mellinghofer Straße doch noch mal zu einer Art Einkaufsmeile entwickele.