Mülheim. . Lonny Hermann und Charlotte Liebsch können Chöre dirigieren. Die Teenager haben dafür ein halbes Jahr gepaukt und ihre Prüfungen prima bestanden.

Im Jugendchor der Petrikirche singen, das tun sie seit Jahren gern und erfolgreich. Einen Chor selbst dirigieren – das macht ihnen ebenfalls Spaß. Lonny Hermann und Charlotte Liebsch unterstützen jetzt ihren Kantor. Gijs Burger fördert das Talent der Teenager und lässt sie auch mal den Takt vorgeben. Die Mädchen haben nämlich den „Befähigungsnachweis zum Dirigieren eines Chores“ in einer Prüfung erworben – mit tollen Noten.

Die Liebe zum Singen und zur Musik bringen Charlotte Liebsch (12) und Lonny Hermann (14) von zu Hause mit. In der Singschule an der Petrikirche haben sie sich mit ihren Sopranstimmen bis in den A-Chor gesungen. „Es ist toll, kirchliche und weltliche Stücke zu singen. Das erweitert den Horizont. Es gibt mehr Musikrichtungen als Pop, Rock und Schlager“, stimmen sie überein. Neben der Klassik hören sie natürlich auch Songs, die ihre Mitschüler auf dem Smartphone aus dem Netz abspielen. Mit ihren Notenkenntnissen wissen sie aber sofort, ob es komplizierte oder einfache Taktfolgen sind.

Gijs Burger animierte die jungen Talente

Elektronische Datenträger erleichtern es ihnen ebenso, anspruchsvollere Stücke zu hören und damit zu üben. Zwischenzeitlich erkannte Kirchenmusikdirektor Gijs Burger das Talent der beiden und animierte sie, eine Prüfung zum Dirigieren abzulegen. „Das brauchte etwas Überzeugungsarbeit. Beide sind mit Freude an die Sache herangegangen und haben das prima gelöst.“

Das bestätigt Detlef Hilder, Kreiskantor des Evangelischen Kirchenkreises an der Ruhr. Er gehörte zur Kommission, vor der die Mülheimer Teenager und mehrere Erwachsene in Dinslaken ihre Prüfung ablegten. „Lonny Hermann und Charlotte Liebsch haben das für ihr Alter bestens gelöst. Über diesen engagierten Nachwuchs freuen wir uns sehr“, lobt Hilder.

Ein halbes Jahr haben die Mädchen gepaukt

Ein halbes Jahr haben die Mädchen gepaukt. Zur Prüfung gehört das Vorsingen und Einstimmen des Chores mit einem fremden Stück, das Dirigieren der Figuren vom Notenblatt. „Man muss wissen, welche Stücke zu einem Gottesdienst gehören und wo sie zu platzieren sind. Die Kenntnisse von Komponisten und deren Werke werden dazu abgefragt“, erklärt Hilder.

Lonny Hermann hat das Klavierspielen vom Großvater gelernt und erhält von Gijs Burger einige Dirigat-Aufgaben. „Manchmal ist sie schon eingesprungen und hat spontan geholfen.“ Aber Gijs Burger stimmt sich lieber eine Stunde vorher mit ihr ab, „damit wir ein besseres Ergebnis erhalten.“ Charlotte Liebsch hat ebenfalls für das Mitsingen im Kammerchor gefragt. „Sie und andere junge Leute sind begeistert vom Chorgesang“, sagt Burger. „In Deutschland werden die Menschen dafür belächelt. In England werden sie dafür geachtet“, beschreibt der Petrikirchenkantor die Unterschiede.

Mit der Prüfung ist ein erster Schritt gemacht

„Ich könnte mir vorstellen, später im Bereich der Kirchenmusik zu arbeiten“, blickt Lonny Hermann in die Zukunft. Ob sie daraus einen Beruf macht oder im Ehrenamt bleibt? „Das zu entscheiden habe ich noch genug Zeit“, meint sie. „Ich habe noch keine Ahnung. Ich singe gern und möchte das verbessern“, fügt Charlotte Liebsch hinzu. Mit der bestandenen Prüfung sei ein erster Schritt gemacht. Darauf lasse sich aufbauen, in viele Richtungen.

Heben Lonny Hermann oder Charlotte Liebsch ihre Hände und bewegen die Arme, reagieren die Chöre darauf und singen mehrstimmig. „Wer vom Notenblatt die richtigen Einsätze ablesen kann und anzeigt, der hat auch Freude am Chorgesang“, freuen sich Gijs Burger und Detlef Hilder mit den beiden Nachwuchsdirigentinnen.