Mülheim. . Die Affäre um Oberbürgermeister Ulrich Scholten hat die Mülheimer Schlagzeilen 2018 bestimmt wie kein anderes. Wir blicken auf das Jahr zurück.
Begonnen hat das Jahr 2018 in Mülheim mit der Nachricht, dass sich die Stadt mit 33 Projekten um die Teilnahme an der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 2027 bewerben will. Das Ende fand das Jahr mit der Ankündigung des schwer angeschlagenen Oberbürgermeisters Ulrich Scholten, dass er für eine zweite Amtszeit kandidieren will. Unser Rückblick auf das Jahr.
Juli
Zankapfel bleibt die mit Baumängeln behaftete Thyssenbrücke: Dezernent Peter Vermeulen will, dass die Politik Stellung bezieht: Weiterbauen oder gerichtliches Beweissicherungsverfahren? +++ Die Awo kündigt Geschäftsführer Lothar Fink, stellt ihn frei. Zu Gründen schweigt die Vorsitzende Elke Domann-Jurkiewicz +++ Der Fahrradaufzug am Radschnellweg fällt aus. Die Feuerwehr bricht die Tür auf, um eine Person zu retten +++ Von Moers in die Mongolei: Dominik Toepel traut sich mit Freunden auf die „Mongol Rally“ +++ Es ist heiß, so heiß: Die Waldbrandgefahr ist hoch, die Feuerwehr löscht erste größere Flächen. Mitarbeiter des Grünflächenamtes wässern junge Bäume
„Dicken am Damm“ ist wieder zu haben. Zwei Essener wollten eine luxuriöse Location für Hochzeiten eröffnen, haben sich nun aber für den Weiterverkauf entschieden +++ Promi-Wirt Santo Sabatino ist seit zwölf Monaten verschwunden. Die Suche ruht mittlerweile +++ Bei einem Sportfest an der Realschule Broich kämpfen 17 Schüler mit Schwindel und Kreislaufproblemen. Schuld war wohl die Hitze +++ Zerrissen geht die SPD-Fraktion in die Ratsdebatte um die OB-Affäre. Daniel Mühlenfeld, der 2015 Scholtens Wahlkampf gemanagt hat, prescht voran: Der OB habe sich widersprochen. Das Vertrauen sei erschüttert +++ Erfolgreich endet die Petition zum Erhalt des Friedhofs Holthausen. Der OB nimmt 1735 Unterschriften entgegen. Der Stadtrat votiert für den Erhalt +++ Die Thyssenbrücke wird trotz ungeklärter Verantwortlichkeiten für die Baumängel weitergebaut +++ Der Rat gibt 20 städtische Grundstücke für Wohnbebauung und Gewerbe frei. An vielen Stellen muss erst Baurecht geschaffen werden
9415 Unterschriften zur Rettung der VHS überreicht die Bürgerinitiative dem OB. Für das Bürgerbegehren hätten 6700 Signaturen ausgereicht. Jetzt prüft das Rechtsamt +++ Rund 70 Knöllchen à 20 Euro wegen Umweltvergehen schreiben Kräfte von Ordnungs- und Umweltamt bei einer Kontrolle in den Ruhrauen +++ Familientragödie am Lindenhof in Saarn: Eine Mutter (36) hat ihre Kinder (3 und 9) getötet, dann sich selbst das Leben genommen. Die Polizei spricht von erweitertem Suizid +++ Ein Feuer vernichtet ein leerstehendes Wohnhaus an der Tilsiter Straße. Eine gewaltige Rauchwolke zieht über die Stadt +++ Der Streit um die Zukunft von Ruhraue und Badestrand spitzt sich zu: Nachbarn schalten die EU ein, um das Fauna- und Flora-Gebiet zu schützen
Die Initiative „Willkommen in Mülheim“ von Reinhard Jehles löst sich auf. Es kommen weniger Flüchtlinge, die Mietverträge für das Warenhaus an der Friedrich-Ebert-Straße und die Annahmestelle an der Solinger Straße laufen aus +++ Die Hitze hält an: Schon Ende Juli verzeichnet das Naturbad 55 000 Besucher, so viele wie nie zuvor. Im Tierheim gibt's Pools für Hunde +++ Auf dem Matschspielplatz in der Müga bleibt ein Junge (7) in einem Spielgerät stecken. Nur unter Vollnarkose kann er befreit werden. Das Klettergerüst sei intakt gewesen, so die Stadt. Abgesägt wird es trotzdem +++ Die Stadt sperrt die frühere Dümptener Bürgermeisterei wegen massiver Mängel +++ Die Arbeiten am Schulzentrum Broich beginnen. Für 26,2 Millionen Euro werden Gymnasium und Realschule saniert
Die Suche nach Ex-Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub geht erst im Herbst weiter, wenn möglichst viel Schnee getaut ist +++ Ausgerechnet in den Ferien schließt das Naturbad wegen mieser Wasserwerte – und das Wennmann-Bad wegen eines Rohrbruchs
August
Eltern, die gut verdienen, müssen nirgends im Land so viel für die Betreuung ihrer Kinder zahlen wie in Mülheim. Das zeigen Zahlen des Bundes für Steuerzahler +++ Ein Mülheimer (51) ist Finanzvorstand der Welthungerhilfe in Bonn. Ziel von Christian Monning: „Zero Hunger“, also „Null Hunger“, bis 2030 +++ Aus einem Hilfsfonds von Lufthansa, der nach dem Germanwings-Absturz eingerichtet worden ist, fließt Geld nach Mülheim: Angehörige der verunglückten Claudia Diemer sorgen dafür, dass aus den Mittel eine neue Bühne für die Freilichtbühne finanziert wird +++ Ex-Smokie-Sänger und Frauenschwarm Chris Norman feiert ein umjubeltes Konzert auf der Ruhrbühne +++ Respekt! Extremläuferin Dörte Schreinert (52) bewältigt den 250 Kilometer langen „Gobi March“ in der Mongolei +++ Nach dem Tod eines acht Monate alten Mädchens Ende April muss das Jugendamt Gelsenkirchen unangenehme Fragen fürchten. Auch wenn die Familie zum Zeitpunkt der Tragödie in Mülheim lebte, stand die Behörde in der Betreuungspflicht für die Mutter (17) und ihre zwei Kinder
OB Scholten legt den Bericht zu den Spesenabrechnungen vor. Er schafft es nicht, lückenlos darzulegen, dass hinter jedem ausgegebenen Euro ein dienstlicher Anlass steckte, erläutert nur 37 von 87 Belegen. Nicht alle Gesprächspartner seien mit einer Veröffentlichung einverstanden gewesen, sagt er. Zudem seien die Daten des elektronisch geführten Dienst-Kalenders ohne sein Zutun nach sechs Monaten gelöscht worden. Laut Kämmerer Mendack „müssten sämtliche Termineinträge im Backup vorhanden sein“ +++ Kostenlos WLAN will die Ruhrbahn anbieten. 2019 werde bereits jeder fünfte Bus über Internet-Zugang verfügen +++ Die Erwachsenenbildung nimmt wieder Fahrt auf: Im früheren AEG-Gebäude an der Aktienstraße sind auf 2000 Quadratmetern 17 VHS-Kursräume entstanden
Prof. Gudrun Stockmanns, seit 2015 Präsidentin der Hochschule Ruhr West, geht zurück an die Hochschule Niederrhein. Prof. Susanne Staude, bislang Vize, übernimmt die Amtsgeschäfte +++ 100 Jahre alt ist das Kinderheim Raphaelhaus +++ Das Landgericht Duisburg hat das Hauptverfahren gegen den 2013 fristlos gekündigten Chef der Mülheimer Seniorendienste, Heiz Rinas, eingeleitet. Von ursprünglich neun Angeklagten müssen sich noch vier verantworten +++ Werner Bungert, Geschäftsmann und Gründer des Clubs der Schlitzohren, ist tot. Ein Freund schreibt: „Er war ein großartiger Mensch, kümmerte sich weltweit um Kinder in Not“ +++ Zum Schulstart sind 125 Lehrerstellen unbesetzt, davon 57 an Grundschulen +++ Der Verkehr am Oppspring fließt einspurig in Richtung Flughafen. Die Klagen von Anwohnern und Geschäftsleuten werden lauter
Im Streit um Millionen-Einsparungen bei der Ruhrbahn verhärten sich die Fronten: Gewerkschaft und Betriebsrat wehren sich via an die Presse geschickter Stellungnahme gegen das Sparpaket. Der Vorstand spricht von „Unwahrheiten“, die verbreitet würden +++ Mit Rückenwind startet der Ringlokschuppen in die neue Spielzeit. Leiter Matthias Frense ist sicher, nach der schweren Krise vor vier Jahren das Gröbste überstanden zu haben +++ Die Spesen-Affäre beschäftigt den Rat. Scholten gesteht, dass er es „an nötiger Sensibilität“ habe fehlen lassen. Er entschuldigt sich +++ Der Rat lehnt die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens zur VHS ab, folgt der Verwaltung, die meint, dass sich das Begehren gegen einen Ratsbeschluss von 7. Dezember 2017 richtet – und somit zu spät eingereicht worden ist +++ Für einen ausgeglichenen Haushalt 2020 möchte der Kämmerer die Grundsteuer B sowie die Kita-Beiträge anheben, weitere Stellen abbauen und den Nahverkehr beschneiden
September
Die VHS-Bürgerinitiative zieht vor das Verwaltungsgericht +++ Der Bau der Thyssenbrücke könnte 29 Millionen Euro kosten; erste Schätzungen waren von 14 Millionen ausgegangen +++ Laut einem Sozialstatistiker steigt in keiner anderen Großstadt die Kinderarmut so rasant an wie in Mülheim. Jedes dritte Kind sei bedroht +++ Rund eine Viertelmillion Euro soll der Ex-Chef der Seniorendienste, Heinz Rinas, wegen Pflichtverletzungen zahlen: Das Gericht erkennt die Schadenersatzforderungen der städtischen Tochtergesellschaft fast vollständig an +++ Wegen Totschlags hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Vater des toten Babys erhoben. Er hatte behauptet, er sei mit dem Kind gestürzt; die Mutter hatte ihn belastet +++ Mit 2100 Euro pro Schüler und Schuljahr gibt die Stadt für den offenen Ganztag mehr aus als andere Kommunen. Kämmerer Frank Mendack bringt Kürzungen ins Spiel
Das Feuer in dem unbewohnten Haus im Rumbachtal ist gelegt worden; die Polizei sucht Zeugen +++ Labrador-Rüde Riku tritt den Dienst als Schulhund an der Karl-Ziegler-Schule an. Nach der Ausbildung soll er regelmäßig den Unterricht begleiten, für Entspannung sorgen +++ Eine Kita im Wald plant die Pia-Stiftung; eine erst Gruppe könnte 2019 starten +++ Das Theater an der Ruhr bietet erstmals ein Abo an, für 89 Euro +++ Wer übernimmt die Verantwortung für die Feuchtigkeitsschäden in den drei Schulen, die Mülheim in öffentlich-privater Partnerschaft sanieren ließ? Der Streit zwischen Stadt und Bietergemeinschaft der Bauunternehmen Strabag und Züblin landet vor Gericht +++ Und wieder geht es um die Stilllegung der Linie 104 auf dem Kahlenberg: Kämmerer Mendack will erneut das Gespräch mit der Bezirksregierung suchen, sie überzeugen +++ Gitarrist Andy Brings hat die Doku „Full Circle – last Exit Rock ‘n Roll“ fertiggestellt. Premiere ist in der Lichtburg +++ „Die Essenz der Kohle“ ist die vorerst letzte Ausstellung im Kunstmuseum. Das Haus wird renoviert, das Museum zieht ins Übergangsquartier an der Leineweberstraße ein
Wegen des Verdachts der Untreue leitet die Staatsanwaltschaft Duisburg gegen OB Scholten ein Ermittlungsverfahren ein. Selbst die SPD-Fraktion möchte nun, dass er sein Amt ruhen lässt. Laut Rechtsdezernent Steinfort müsste dies die Bezirksregierung anordnen – nachdem der Rat dies im Rahmen eines Abwahlverfahrens mit Zweidrittel-Mehrheit beantragt hat +++ Die Thyssenbrücke ist gesperrt +++ Nach 60 Konzerten ist Schluss mit der Akustiksession im Mocca Nova +++ OB Scholten lässt sein Amt als SPD-Unterbezirksvorsitzender bis zum Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ruhen. Die Bezirksregierung leitet ein Disziplinarverfahren gegen ihn ein +++ Nach 80 Tage geht der Radlift wieder. Lieferschwierigkeiten und Betriebsferien hatten die Reparatur verzögert +++ Das Rhein-Ruhr-Zentrum wird ab 2020 modernisiert. Die neuen Eigentümer wollen eine dreistellige Millionen-Summe investieren +++ Nach vier Jahren ist das Mezzomar am Hafenbecken bald Geschichte – wegen Lärmbeschwerden aus der Nachbarschaft. Nebenan zieht trotzdem der Burger-Laden Manducare ein
Die Dreifach-Turnhalle an der Südstraße könnte 9,2 Millionen Euro kosten: gut ein Drittel mehr als geplant +++ Bis 2023 baut Siemens 599 Arbeitsplätze ab. Auf betriebsbedingte Kündigungen soll verzichtet, in den Standort sogar investiert werden +++ Die SWB baut 84 Mietwohnungen und sieben Eigenheime an der Hermann-Holtmann-Straße/Oberheidstraße +++ Der Rennbahnbetrieb gerät unter Beschuss: Michael Wasnick, sachkundiger Bürger, droht Anzeigen gegen die (ehemaligen) Vorstände sowie Alt-OB Dagmar Mühlenfeld an. Er spricht von Untreue und Insolvenzverschleppung; man sei den Pflichten zur Unterhaltung der Gebäude und Anlagen nicht nachgekommen +++ 900 Gymnasiasten schreien am Gymnasium Broich nach Liebe, singen den Ärzte-Song, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen