Mülheim. . Taxiunternehmer Stephany geht mit dem Neuzugang im Fuhrpark moderne Wege. Das Fahrzeug aus England ist für Transport von Fahrgästen konzipiert.
Als der Mülheimer Taxiunternehmer Randolf Stephany in diesem Sommer einen neuen Wagen für den Fuhrpark in Speldorf brauchte, dachte er zunächst über einen weiteren Daimler für seine Flotte nach. Er entschied sich dann aber für einen Wagen mit Elektro-Antrieb. Damit rollt nun seit wenigen Wochen nicht nur das erste E-Taxi in der Stadt, sondern vor allem hat auch ein besonderes Fahrzeug in Mülheim Premiere: ein Auto, das von vornherein allein für den Taxi-Betrieb hergestellt wurde.
So was baut man in England: LEVC heißt der Hersteller, TX London Taxi das Modell. Allerdings für Mülheim nicht in Schwarz, sondern in der Farbe Elfenbein, wie sich das für Taxis in Nordrhein-Westfalen gehört. „Dieses Auto ist das einzige, das schon von vornherein als Taxi konzipiert ist“, so Stephany. „Es hat mich gereizt, meinen Kunden diesen Service bieten zu können.“
In Deutschland rollen üblicherweise normale Pkw als Taxen, sie werden zuvor entsprechend umgebaut. In seinem Speldorfer Unternehmen am Flockenweg macht Stephany das für seine Auftraggeber bundesweit. Taxameter, Dachschild und die aufwendige Technik samt Ortungssystem und Sitzkontakt bekommt man nicht serienmäßig.
Ein wenig erinnert die Form des großen E-Fahrzeugs aus England, das sechs Passagieren – oder zwei Passagieren und einem Menschen mit Rollstuhl – Platz bietet, an die schwarzen Limousinen, die man aus dem alten London kennt. Doch es ist viel moderner – und natürlich viel leiser. Fahrer Bernd Fenske schwärmt nicht nur von dem kleinen Wendekreis des Wagens: „Der ist spurtschnell und läuft prima, und man hört gar nix“, ist er ganz begeistert. Seine Fahrgäste staunen auch. Gerade kommt Fenske von einer Fahrt aus Essen zurück und wurde von den Passagieren, die übrigens alle hinten sitzen, mit Fragen zum Elektro-Taxi bombardiert.
Über eine Rampe, die alternativ zur Treppenstufe umgebaut werden kann, können auch Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind oder einen Rollator verwenden, bequem einsteigen. Einer der sechs Sitze lässt sich komplett nach außen schwenken, so dass ein gehbehinderter Fahrgast weder Treppe noch Rampe benutzen muss. Kaum eingestiegen, fällt das großzügige Raumangebot auf: Man ist geneigt, die Beine auszustrecken und sich regelrecht in die Sitze zu fläzen. Randolf Stephany kennt das schon: „Da kommt die Wohnzimmerhaltung auf“, lacht er. „Man muss die Leute sogar ermahnen, sich auch anzuschnallen.“ Das Auto ist ein Hingucker. Nicht nur Kinder drücken sich die Nasen an den Scheiben platt, erzählt Fenske.
Schilder wie „Please wear your seat belt“ (Bitte legen Sie den Sicherheitsgurt an) und „Exit“ (Ausgang) an der Tür sorgen für englisches Ambiente. Der Fahrer, der allein vorne (und ganz normal auf der linken Seite) sitzt, ist durch eine Glasscheibe von den Fahrgästen getrennt, kann aber über die moderne Gegensprechanlage auch mit Hörgeräte-Trägern problemlos kommunizieren. Eine Durchreiche unter der Glascheibe dient dem Zahlungsverkehr. Das Londoner E-Taxi schafft 100 bis 120 Kilometer bis zum nächsten Ladevorgang, ein Generator lädt die Batterie. Damit der Wagen bis zur nächsten Steckdose nicht einfach stehenbleibt, dafür ist zusätzlich ein kleiner Dreizylinder-Benzinmotor eingebaut. Wenn der Wagen am Kabel hängt, ist der Akku nach einer Stunde wieder voll geladen.
>>KEINE FÖRDERUNG FÜR DAS E-TAXI
Nach fast 90 Jahren, gegründet wurde das Familienunternehmen anno 1929 in Speldorf, möchte Inhaber Randolf Stephany mit dem ersten Elektro-Taxi seinen Beitrag zur politisch gewünschten E-Mobilität leisten. Er fordert allerdings viel mehr Unterstützung durch die Politik.
Gehofft hatte Stephany auf eine Förderung durch das „Sofortprogramm saubere Luft“ des Bundes, dass u.a. für Taxiunternehmen die Mehrkosten für die Anschaffung eines E-Fahrzeugs im Vergleich zu einem konventionellen in Aussicht stellt. Beim Antrag, der auch von MdB Arno Klare (SPD) unterstützt wurde, ging Stephany aber leer aus. „Das sind 21.000 Euro, die mir fehlen“, sagt er. Eine Summe, die erst mal erwirtschaftet werden müsse.
Der Bundestagsabgeordnete Klare weiß heute, dass die Förderung in 2018 um das 20-fache überzeichnet gewesen ist. „Ich habe aber von Anfang an gesagt, dass man nicht garantieren kann, dass das Geld auch fließt“, sagt er. Eine Begründung, warum der Taxi-Antrag aus Mülheim nicht berücksichtigt wurde, erwartet Klare erst Anfang des Jahres.
Stephany wünscht sich auch von der Lokalpolitik mehr Unterstützung: Jeder Taxiunternehmer sollte E-Fahrzeuge gefördert bekommen, und diese sollten in der Taxischlange vorn stehen dürfen, als erster Wagen, der Gäste aufnimmt. Kritik übt er auch an den drohenden Fahrverboten, etwa in Essen. „Ich sehe da einen großen kartellrechtlichen Eingriff in den Taximarkt.“