Mülheim. . Es war ein Festtag für Christen: Am 21. Dezember 1958 wurde das Gotteshaus in der Altstadt wiedereröffnet. Britische Bomber hatten es zerstört.

Heute warten die Mülheimer auf die Wiedereröffnung des Tersteegenhauses. Vor 60 Jahren freuen sie sich über die Wiedereinweihung der Petrikirche. „Dieser Tag ist nicht nur ein Festtag für die Mülheimer Gemeinde, sondern ein Festtag für alle Gemeinden des Landes. Denn die uralte Petrikirche ist ein Zeichen dafür, dass hier an diesem Ort Menschen schon vor über 1000 Jahren Gott angebetet und an ihn geglaubt haben“, sagt der damalige Präses der rheinischen Landeskirche, Joachim Beckmann, am 21. Dezember 1958.

Auch jenseits der evangelischen Konfession freuen sich an jenem vierten Adventssonntag viele Mülheimer darüber, dass die Petrikirche nach 15 Jahren wieder zu einem funktionstüchtigen Gotteshaus und zu einem Wahrzeichen für den Wiederaufbau der Stadt geworden ist.

„Gemeinschaftswerk von Bürgern aller Konfessionen“

„Die Petrikirche ist ein Gemeinschaftswerk Mülheimer Bürger aller Konfessionen“, betont der Presbyteriumsvorsitzende der damaligen Evangelischen Altstadtgemeinde, Walter Sänger, als ihm Präses Beckmann an diesem denkwürdigen Tag symbolträchtig die Schlüssel der Petrikirche überreicht.

Rückblende: In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 1943 geht die Petrikirche mit den Häusern der Altstadt im Bombenhagel der 500 britischen Kampfflugzeuge unter. Nach dem Luftangriff stehen nur noch die Umfassungsmauer des Gotteshauses, einige Pfeiler und ein Stumpf des vormals windschiefen Kirchturms. Weil die Petrikirche nicht die einzige Luftkriegsruine ist und in der Stadt erst mal das Überleben organisiert werden muss, beginnt man mit dem Wiederaufbau der Petrikirche erst 1949.

Bürgerschaft bringt Hälfte der Kosten auf

„Die Glocken rufen auch dich!“ appelliert die Evangelische Altstadtgemeinde 1950 an die Spendenbereitschaft der Mülheimer. Die Bitte bleibt nicht unerhört. Die Hälfte der Wiederaufbaukosten von 900.000 D-Mark werden durch Spenden aus der Bürgerschaft aufgebracht. Auch der Erlös einer Altstadt-Kirmes trägt zur Finanzierung des Wiederaufbaus bei.

Als man im Januar 1957 das kupferne Spitzdach mit dem alten Wetterhahn aus dem Jahr 1581 wieder auf der Spitze des 70 Meter hohen Petrikirchenturms sieht, wissen die Mülheimer, dass ihr Kraftakt eine Erfolgsgeschichte wird. Und als der damalige Oberbürgermeister Heinrich Thöne drei Tage vor Weihnachten 1958 sagt: „Die Petrikirche ist ein Christgeschenk“, spricht er vielen Mitbürgern aus dem Herzen.

>> Architekt Bonvier und Dezernent Essers leiten Bau

Die Ursprünge der Petrikirche reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Vor ihrer Zerstörung war der Turm windschief. Daran erinnern die hiesigen Karnevalisten bis heute mit ihrer Auszeichnung „Ritter vom windschiefen Turm“.

Im Zuge ihres Wiederaufbaus, der von Architekt Prof. Bonvier und dem damaligen Baudezernenten Paul Essers geleitet wurde, erhielt das Langhaus eine hölzerne und kassettierte Flachdecke. In den Nachkriegsjahren, in denen auch die ebenfalls schwer getroffene, katholische Marienkirche wiederaufgebaut werden musste, nutzten die Christen den 1930 errichteten Altenhof für ihre Gottesdienste.