Mülheim. . Realtheater: Jugendliche und Kinder bieten beachtenswerte Leistung. Gute Unterhaltung mit einfachen Mitteln.

„Habt ihr Hausaufgaben gemacht? Habt ihr aufgeräumt?“, fragt die Frau vom Jugendamt. Die „Bad Girls“ antworten mit trotzigen Bewegungen, stehen auf den Sofas, die ihnen in ihrem Quartier zum Fläzen dienen. Statt Pflichten zu erledigen, lümmeln sie lieber herum und ergattern bei ihren „Schutzgelderpressungen“ im Kiosk nebenan Süßigkeiten.

Mädchengang gegen Jungengang

Die „Bad Girls“ sind eine Mädchengang, die in Styrum ihr Unwesen treibt und den östlichen Teil der Oberhausener Straße beherrscht. Im Westen sind die „Tough Toffies“ beheimatet, eine Jungengang bestehend aus Farbigen, ihre Rivalen. Dieses Grundthema der „West Side Story“ hat das Realtheater in sein neues Stück „Nebengeschichte - Styrum Side Story“, die am Wochenende Premiere hatte, aufgenommen. Mit einfachsten Mitteln haben Peter Eisold und Martina Krall ein unterhaltsames 40-Minuten-Stück auf die Beine gestellt, das bei den Zuschauern in der voll besetzten Talentwerkstatt viel Beifall fand. Szenische Darstellungen wechselten sich ab mit Tanzeinlagen und Videoeinlagen. Alles gewürzt mit den musikalischen Einschüben von Eisold. Er bediente sich bei seiner am Computer entworfenen Komposition der orchestralen Wuchtigkeit des Prologs der „West Side Story“, changierte zu heftigen Breakbeat-Attacken und comicartigen perkussiven Elementen. Auch eine live gespielte Snare setzte er zur Untermalung des Geschehens ein.

Snare untermalt die Geschichte

Das bis auf zwei Ausnahmen aus Schülern bestehende Laienensemble bot eine fehlerfreie Leistung. „Vor Beginn waren wir nervös“, schildert Alina, die ihr schauspielerisches Debüt feierte. Andere wie Fatih, Aurora und Lorena konnten schon bei früheren Aufführungen des Realtheaters Bühnenerfahrung sammeln.

Die Talentwerkstatt – sonst zur Fahrradreparatur genutzt – ist nicht der geeignetste Ort für Theaterdarbietungen: Eine Betonsäule versperrte manchem die Sicht. Aber der Raum passt zum Konzept des „Theater Povere“ von Krall/Eisold: Mit bescheidenen Mitteln gutes Entertainment erzielen.