Mülheim. . Integrationsrat fragt: Was unternimmt die Stadt, damit alle Ü3-Kinder einen Platz bekommen? Flüchtlingsfamilien bei der Vergabe gleich behandelt.

In Mülheim leben 1028 Flüchtlingskinder, die jünger sind als sechs Jahre, also noch nicht schulpflichtig, darunter 495 Kleinkinder unter drei. Fast die Hälfte von ihnen sind in den Altstadtbezirken untergebracht. Dies geht aus einem aktuellen Bericht der Stadt hervor, der jetzt im Integrationsrat vorgestellt wurde. Dort hatte es eine Anfrage gegeben, insbesondere zur Versorgung von geflüchteten Kindern mit Kita-Plätzen.

Dabei haben die Mitglieder des Integrationsrates speziell die sprachliche Entwicklung im Blick: „Das Erlernen einer Fremdsprache sollte spätestens im Kindergartenalter anfangen“, sagen sie. Um später gleiche Bildungschancen in der Schule zu haben, sollten die Kinder möglichst früh Deutsch lernen.

Flüchtlingskinder haben ebenso Anspruch auf einen Betreuungsplatz wie deutsche Kinder: „Bei der Vergabe der Plätze werden alle Familien gleich behandelt“, erklärte Minka Gerent, Jugendhilfeplanerin im Amt für Kinder, Jugend und Schule. Zur Zeit besuchen von insgesamt 533 Flüchtlingskindern im klassischen Kindergartenalter, drei bis sechs Jahre, 389 Mädchen und Jungen eine Kita. Das entspricht laut Stadtverwaltung einer Versorgungsquote von 73 Prozent. Von den jüngeren Kindern unter drei sind 58 in Kitas untergebracht und 29 bei Tagesmüttern: eine Versorgungsquote von 17,6 Prozent.

Unterschiede zwischen Stadtteilen

Im Einzelnen ist die Situation in Mülheim aber sehr uneinheitlich, was vor allem daran liegt, dass in manchen Stadtteilen vergleichsweise viele Flüchtlingsfamilien mit Kindern leben, in anderen deutlich weniger (siehe Grafik). Besonders augenfällig ist hier der Unterschied zwischen den beiden Altstadtbezirken und Menden/Holthausen.

Betrachtet man die Versorgung aller Ü3-Kinder, gleich welcher Herkunft, mit Kita-Plätzen, so wird in Menden/Holthausen bereits jetzt eine Versorgungsquote von über 90 Prozent erreicht. Besonders viele Plätze, nicht nur für geflüchtete Kinder, fehlen demgegenüber in der Stadtmitte: Hier sieht die Verwaltung einen Bedarf von 161 zusätzlichen U3- und 167 Ü3-Plätzen. Mindestens zwei neue Einrichtungen seien hier nötig.

Im Integrationsrat wurde insbesondere auch nachgehakt, was die Stadt unternimmt, damit alle Flüchtlingskinder im Ü3-Alter untergebracht werden können. Grundsätzlich gelte: „Die Herausforderung, allen Eltern passgenaue Angebote zu unterbreiten, wird zunehmend größer“, erläuterte Jugendhilfeplanerin Minka Gerent. Zwar seien in den vergangenen vier Jahren insgesamt über 460 Plätze neu geschaffen worden, zugleich habe sich der Bedarf erhöht, eben auch durch den Zuzug von Familien aus Krisengebieten.

Kinderstuben eingerichtet

Speziell für Flüchtlingskinder, die ja auch erst Deutsch als Fremdsprache lernen müssen, gibt es in Mülheim besondere Angebote, um die Zeit bis zur Kita zu überbrücken. Für Kleinkinder wurden 2016 zwei sogenannte Kinderstuben eingerichtet: Jeweils neun Jungen und Mädchen werden in den Flüchtlingsunterkünften am Klöttschen und an der Oberheidstraße pädagogisch betreut. Das Projekt läuft in Kooperation mit der Initiative Ruhr-Futur und dem Diakonischen Werk in Mülheim, es wird gefördert bis Ende Juli 2019. Die Kinderstuben sollen den Neuankömmlingen den Übergang in den Kindergarten erleichtern, „und das klappt in der Praxis auch ganz gut“, sagt die Jugendhilfeplanerin.

Für Kinder über drei Jahren bestehen Spielgruppen, und für Vorschulkinder mit Fluchterfahrung wurden in Mülheim Brückenprojekte eingerichtet, beispielsweise an der Grundschule Augustastraße in Styrum. Weitere sind nach Angaben der Stadt geplant.

Auf Grundlage einer neuen Modellrechnung zur Einwohnerentwicklung und zur Nachfrage der Eltern hat die Stadt Mülheim ihre Bedarfsplanung für die Kinderbetreuung bis zum Jahr 2025 aktualisiert.

Das plant die Stadt Mülheim

Für die Altersgruppe der über dreijährigen Mädchen und Jungen gilt weiterhin das Ziel, innerhalb der nächsten sieben Jahre eine Versorgungsquote von
99 Prozent zu erreichen.

Für die U3-Kinder wird jetzt bis 2025 eine Versorgungsquote von 50 Prozent angestrebt, bisher galten hier 45 Prozent.

Um diesen Bedarf zu decken, werden im Stadtgebiet insgesamt 1092 zusätzlich Plätze in Kindertageseinrichtungen gebraucht, 481 für Kleinkinder und 611 für über Dreijährige. Laut diesem Plan wird in der Stadtmitte von Mülheim der größte Nachholbedarf gesehen.