Mülheim. . Drei neue Esskastanien gedeihen in der Grünanlage Papenbusch. Bürgerinitiative Baumwatch stiftete eine davon. Flächenfraß wird kritisiert.

Raphael (6) und Jonathan (3) Panne schippen kräftig mit ihren Spaten Erde: Unterstützt von den anwesenden Mitgliedern des Klimaschutzbeirats pflanzen sie in der Grünanlage Papenbusch den Baum des Jahres 2018.

In diesem Jahr wurde der Esskastanie diese Auszeichnung zuteil, die jährlich vom Kuratorium „Baum des Jahres“ vergeben wird. Seit zehn Jahren hat das Umweltamt in Abstimmung mit dem Grünflächenmanagement es sich zur Aufgabe gemacht, dem Preisträger im Stadtgebiet einen Ort zum Wachsen und Gedeihen zu verschaffen. „Hier im Papenbusch hat der Baum genug Platz zum Wachsen“, klärt Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamtes, auf. „Außerdem stören abfallende Kastanien hier weniger als auf stark frequentierten Straßen.“ Ein weiteres Kriterium seien die Bodenverhältnisse.

Baumwatch stiftete dritte Esskastanie

Nicht nur die Stadt pflanzte am Samstag zwei Jungbäume. Von der Bürgerinitiative Baumwatch wurde zudem eine dritte Esskastanie gestiftet. „Der Vorschlag für den Standort kam von unserer Seite, da wir den Baum unserem zweijährigen Sohn spenden und direkt in der Nachbarschaft wohnen“, berichten Melanie und Sebastian Wolters von Baumwatch.

Diese Baumart leiste auch einen Beitrag zum Erhalt gefährdeter Insektenarten: „Die Esskastanie ist eine beliebte Bienenweide“, betont Melanie Wolters.

Mit privaten Mitteln finanzierte Familie Wolters zudem noch die Setzung einer Elsbeere, etwas abseits der Esskastanienreihe gelegen. Diese Pflanzenart diene besonders dem Vogelschutz, erläutert Baumschützerin Melanie Wolters.

Mittel aus Ausgleichszahlung der Baumschutzsatzung

Jürgen Zentgraf lobt das Engagement der Initiative: „Wenn private Organisationen wie Baumwatch einen zusätzlichen Beitrag leisten, dann ist das nur positiv.“ Die Stadt könne aufgrund ihrer Haushaltslage keine zusätzlichen Pflanzungen vornehmen. Die nötigen Mittel stammen sämtlich aus Ausgleichszahlungen nach der Baumschutzsatzung. Bauherren sind demnach verpflichtet, für gefällte Bäume eine finanzielle Entschädigung zu leisten, wenn sie keine Ersatzpflanzung erbringen können.

Insgesamt sei die Situation in Mülheim bezüglich des Baumbestandes gut, versichert der Umweltamtsleiter: „Wir haben in der Stadt 25.000 Straßenbäume – das ist schon eine gewaltige Menge.“ Die Kommune brauche daher kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn Genehmigungen für Baumfällungen erteilt werden: „Manchmal gibt es auch noch andere Prioritäten“, so Zentgraf.

Kritik: Baurecht schlage immer noch Baumrecht

Melanie Wolters sieht es etwas kritischer: „Wir haben in der Stadt einen großen Flächenfraß.“ Baurecht schlage immer noch Baumrecht. Durch Fällungen werde die CO2-Bilanz verschlechtert: „Die Neupflanzungen brauchen sicherlich zwanzig Jahre, bis sie die gleiche Wirkung wie die der gefällten älteren Bäume erzielen können.“

>>> STIELEICHE WAR ERSTER BAUM DES JAHRES

1989 wurde mit der Stieleiche hierzulande der erste Baum des Jahres gewählt. Das verantwortliche Kuratorium „Baum des Jahres“ (darunter Naturschutzorganisationen wie Robin Wood, WWF, BUND, aber auch IG Bauen-Agrar-Umwelt) richtet sich bei der Ausrufung nicht nur nach Seltenheit oder Bedrohtheit einer Art. Allgemein will man über die Bedeutung der Bäume informieren.

Bäume des Jahres: 2009 Berg-Ahorn; 2010 Vogel-Kirsche; 2011 Elsbeere; 2012 Europäische Lärche; 2013 Holzapfel; 2014 Traubeneiche; 2015 Feldahorn; 2016 Winterlinde; 2017 Gemeine Fichte; 2018 Esskastanie; 2019 Flatterulme