Mülheim. . Peter-Torsten Schulz bringt seinen 31. Kalender heraus – mit poetischen Texten zu den Motiven. Darunter sind bislang unveröffentlichte Arbeiten.
Und der Rest ist Leere. Die vierte Jahres-Edition von Peter-Torsten Schulz ist ein Nussbaumrahmen in eleganter Schlichtheit, der mit einer gelaserten Künstlersignatur versehen ist. Ein nobles, aufgeschraubten Schild trägt den Titel: „Wenn du nicht da bist“. Doch das Glas dieses Readymades ist leer. Auf der dazugehörenden Karte assoziiert der 74-Jährige über die Lücke, die das Glück ersetzt. „Wenn du nicht da bist, dann bin ich nicht, hab ich nicht, mach ich nicht, kann ich nicht ...“. Zum Ende der Aufzählung schreibt der Künstler, „dann wird Glück zu Glas“. Brüchig und durchschaubar. „Für den Satz habe ich drei Stunden im Garten gebraucht“, sagt Schulz, der sonst das Glück auf den Punkt der Zweisamkeit bringt.
Herausforderung: Jedes Jahr etwas Neues
Jedes Jahr etwas Neues zu machen, ist schon eine Herausforderung. Das gilt umso mehr, will er das wichtigste Gebot beherzigen, das für ihn lautet: „Du sollst keinen Freund langweilen.“ Freunde sind für ihn alle, die sich für seine Arbeiten interessieren. Auf einem anderen Blatt mit anonymer Großstadtkulisse sucht er nicht nur vergeblich jemanden zum Lieben, sondern einen, mit dem er lachen kann. Der Witz funktioniert nur im Englischen, wo „love“ wie „laugh“ ausgesprochen wird. Niemanden zu finden sei eine Tragödie.
Momentan beschäftigt ihn die Illustration von Kurzwitzen, bei denen man um die Ecke denken muss. Er hat dann einen Heidenspaß, wenn die Atelierbesucher erst einmal ahnungslos aus der Wäsche schauen. „Mögen Sie Beuys“? - „Lieber Girls“, heißt es da und Storch Georch, schaut, einen Filzhut auf dem Kopf, verwegen um die Ecke. Das ist noch eins der ersichtlichsten Motive, die er auf ramponierte Buchdeckel gemalt hat.
Der großformatige Kalender geht in das 31. Jahr
Natürlich gibt es auch im 31. Jahr in Folge pünktlich zum Adventsgeschäft den großformatigen Kalender mit bisher unveröffentlichten Arbeiten aus fünf Jahrzehnten. Dieses Mal streiten sich Herzen auf dem Titelblatt. Unersättlich sind sie im August und das Rad der Leidenschaften dreht sich immer weiter. „Das wird ja immer schöner mit dir!“, jubiliert das Herz. Es sind an die 40 Blätter, die Schulz sich mit seinem Team anschaut. Die Motive sollen so vielfältig sein, als hätten zwölf Maler den Kalender gestaltet. Rapunzel darf nicht fehlen, Storch Georch und seine Georgine, zu sehen in einer heiklen, aber erregenden Situation, auch nicht. „Mach dir keinen Kopp“ zeigt mit Karikaturen von 1974 eine weniger bekannte Seite Petoschus.
Wenn der Wind weht, liebt sich der Baum
Wie immer setzt er poetische Texte zu den Motiven. „Wenn der Wind weht, liebt sich der Baum. Dann umarmen sich seine Äste, dann streicheln sich seine Blätter, dann schmiegen sich seine Äste aneinander und fliegen wieder hinaus, um neuen Anlauf zu nehmen zum großen Rauschen,“ heißt es zum September-Blatt. Es zeigt einen Baum an der Küste im Sturm. Letztes Jahr, erzählt Schulz, seien am vierten Advent alle Kalender ausverkauft gewesen. Pro Stück kosten sie 28 Euro.
>>> ATELIER IST AN ADVENTSTAGEN GEÖFFNET
Das Atelier am Klostermarkt 3 hat an den Adventssamstagen von 11 und 16 Uhr geöffnet. Termine sind auch montags, dienstags und mittwochs nach Vereinbarung möglich. Neben dem großen Kalender sind die kleinen, im Dumont-Verlag erschienenen Kalender, erhältlich. Auf Holz sind 364 Sprüche verfügbar. Die Hansen-Kalender haben eine Auflage von 1,5 Millionen.