Mülheim. IG Rumbachtal in Mülheim ärgert sich, dass die Renaturierung immer noch nicht gestartet ist. Sie weist seit fünf Jahren auf die Risiken hin.

Noch fließt der Rumbach beschaulich durch das Tal zwischen Zeppelin- und Velauerstraße. Das Jahr war viel zu trocken. Mit dem ersten kräftigen Dauerregen kann sich das jedoch schnell ändern. Das Wasser kommt auch von den Hängen, dann tritt der Bach über die Ufer, sammelt das im Wald liegende Totholz ein. Unter dem engen Durchfluss an der Tilsiter Straße könnte das Holz einen Damm bilden, der das Wasser staut und die Keller der Anrheinerhäuser voll laufen lässt.

Schäden im sechstelligen Bereich erwartet

Mit Schäden im sechsstelligen Bereich rechnen die Anwohner. Schäden, für die die Stadt nach ihrer Ansicht haften müsste. Denn im Umweltamt kennt man das Szenario seit Jahren gut. Und dennoch ist es in diesem Bereich zwischen Tilsiter- und Rumbachtalstraße Hausnummer 8 ebenso lange untätig geblieben. Die verschiedenen Zusagen – zuletzt im Juli 2018 –, den Bereich noch in diesem Winter herzurichten, hielt die Stadt nicht ein.

Hochwasserrisikostelle im Rumbachtal. Hier staut sich das Wasser bei Starkregen.
Hochwasserrisikostelle im Rumbachtal. Hier staut sich das Wasser bei Starkregen. © Tamara Ramos

Dabei bringen die gut 100 Anrheiner ihre Sorgen über die Hochwasserrisiken seit fünf Jahren vor, gründeten eine Interessensgemeinschaft Rumbachtal (IGR), um die notwendige Renaturierung zu begleiten. Deren Geduldsfaden scheint nach den vielen Verhandlungsversuchen überstrapaziert zu sein: In einem Bürgerantrag nach § 24 der Gemeindeordnung an den Umweltausschuss und den Rat der Stadt, machen sich Unmut und Frust Luft. „Wir erwarten von der Stadt, dass sie unverzüglich die ausstehenden und mehrfach zugesagten Renaturierungsarbeiten aufnimmt“, heißt es in dem Schreiben.

Denn auch mit Gesprächen beißen die Bürger nunmehr auf Granit, „wir haben noch vor kurzem Gespräche mit dem Umweltamtsleiter gesucht, weil wir die Sache nicht negativ an die Öffentlichkeit zerren wollten. Dr. Zentgraf hat dies abgelehnt“, zeigt sich der Sprecher der IGR, Heinz Moseler, gegenüber der Zeitung überrascht, „mein Gefühl ist, wir sind lästig“.

Verletzung der kommunalen Pflichten

Umweltdezernent Peter Vermeulen weist Untätigkeit und Verletzung der kommunalen Pflichten zurück, wirkt aber von der wortstarken Bürgerinitiative strapaziert: „Hochwasserrisiko gibt es an vielen Stellen, wir können nicht immer dort zuerst aktiv werden, wo man am lautesten ist.“ Der Dickswall und der Krankheitsausfall des Umweltamtsleiters habe das Amt vor Herausforderungen gestellt. Wann man sich um den Bereich im Rumbachtal kümmern wird? Vermeulen lässt es offen: Dr. Zentgraf werde in der Sitzung am 4. Dezember dazu Angaben machen. Das Dezernat ist nun vorsichtig mit Zusagen geworden, die den politischen Druck weiter erhöhen würden.

Erst hatte die Stadt kein Personal für die Planung der Renaturierungsmaßnahmen, dann kein tragfähiges Konzept und nun offenbar Wichtigeres zu tun? IGR-Sprecher Moseler, der selbst lange in der Mülheimer Verwaltung arbeitete, sieht die Stadt im Schadensfall auf schwerer See: „Hochwasserrisikomanagement und Gewässerunterhaltung sind Pflichtaufgaben der Kommune. Wir sind sicher: Sie ist haftbar für Schäden, die aufgrund dieser Verzögerungen eintreten.“ Es wäre ein Schaden auch für den knapp gestrickten Haushalt der Stadt.

Land würde das Projekt fördern

Denn ein Konzept gibt es laut IGR seit Juli 2018 – und auch die Mittel im Haushalt sollen bereit stehen. Das Land wolle das Gesamtprojekt der Renaturierung mit Bürgerbeteiligung noch stärker zu fördern, wie die IGR aus Gesprächen mit der Bezirksregierung Düsseldorf weiß. Doch bislang hat die Stadt weder entsprechende Förderanträge gestellt noch avisiert.

Das bestätigt auch Dezernent Peter Vermeulen. Sie würden erst gestellt, wenn die Planung fertig sei. Den Anwohnern fehlt dafür das Verständnis, Moseler wirbt um Annäherung: „Man stelle sich vor: Stadt und Bürger arbeiten bei der Renaturierung Hand in Hand – was das für ein Prestige-Projekt für Mülheim wäre.“

>>So lautet der IGR-Antrag: „Wir regen an, die Umweltverwaltung zu beauftragen, noch im Winter 2018/19 die dringend notwendigen und mehrfach zugesagten Renaturierungsarbeiten im Bereich Rumbachtal 8 bis zum Durchlass Tilsiter Straße aufzunehmen und abzuschließen sowie den Bereich Rumbachtal 82 bis 48 direkt folgen zu lassen.“

Der Bürgerantrag der IGR soll am Dienstag, 4. Dezember, im Ausschuss für Umwelt und Energie behandelt werden.