Mülheim. . Kirchliche Unternehmen dürfen bei Bewerbungen keine Religionszugehörigkeit mehr fordern. Viele machen es schon länger nicht mehr – mit Ausnahmen.
Kirchliche Arbeitgeber dürfen bei Stellenausschreibungen künftig nicht mehr pauschal auf eine Religionszugehörigkeit von Bewerbern pochen. Das entschied das Bundesarbeitsgericht zuletzt. In Mülheim halten die Arbeitgeber die Religionszugehörigkeit in Bewerbungen ohnehin schon weitestgehend offen. In der Regel gilt: Die Bewerber müssen sich mit christlichen Werten identifizieren können und sie nach außen vertreten.
Damit reagieren die Arbeitgeber auf die Veränderung der Gesellschaft, die multikultureller wird. Die Kirche vertritt immerhin die Harmonie und das Zusammenleben ebenfalls als Grundwert, weshalb sich die Arbeitgeber nach außen öffneten. Beim Bistum Essen wurden beispielsweise schon vor drei Jahren die Regeln entschärft, die sich bis dato auch auf Bewerbungen bezogen. Im Generalvikariat in Essen selbst arbeiten mittlerweile auch Evangelische. Genauso wie im Kita-Zweckverband, der über das Bistums organisiert ist.
Haltung statt Religionszugehörigkeit
Bei der Caritas wird schon seit vielen Jahren keine Religionszugehörigkeit mehr gefordert. „Wichtiger ist uns die Haltung“, betont Martina Pattberg aus dem Vorstand. Die Leitlinien sollen eingehalten werden, wobei die Religion in den Hintergrund gerät. Die Caritas hat sich zur interkulturellen Öffnung entschieden. Gerade auch, nachdem 2015 die Flüchtlingswelle Deutschland erreichte und sich dadurch neue Projekte ergaben. So arbeiten auch muslimische Mitarbeiter für die Caritas.
Die Diakonie unterliegt dem Evangelischen Kirchenkreis, der sich an einen Beschluss der Landessynode aus diesem Jahr hält. Demnach wird die Konfession nicht mehr gefordert, womit die Landessynode einer Richtlinie des Rates der Evangelischen Kirchen in Deutschland aus dem Jahr 2016 folgt. Klagen hat es vorher laut Sprecherin Annika Lante nicht gegeben. „Die Konfession spielt bei uns in den Bewerbungen keine Rolle, manche geben sie freiwillig an“, sagt sie. Die neuen Auszubildenden in der Verwaltung des Kirchenkreises seien die ersten, die bei der Bewerbung kein Pflichtfeld vorgefunden haben.
Beitrag zur Gesellschaft leisten
Die evangelische Kirche in Mülheim möchte einen Beitrag zu der sich verändernden Gesellschaft leisten. „Dazu gehört auch die religiöse Toleranz“, erklärt Lante. Bei der Landessynode wurde bewusst der Dialog zwischen Christen und Muslimen gefordert.
Nur in Ausnahmefällen ist bei den Arbeitgebern noch eine Konfession gefordert. Dies ist bei den Kirchen etwa im Bereich der Seelsorge der Fall. Die Pfarrer unterstehen nach wie vor den Konfessionen, dies wird sich vorerst auch nicht ändern. Im Ev. Kirchenkreis ist auch für Gespräche im Falle der Auflösung des Evangeliums eine Konfession Pflicht. Annika Lante erinnert: „Wir sind als Kirche trotzdem noch ein Tendenzbetrieb.“ Bei der Caritas trifft dies etwa auf die katholische Schwangerschaftsberatung zu.
>>> Krankenhäuser zeigen sich ebenfalls offen
Die beiden Krankenhäuser in Mülheim (EKM und St. Marien-Hospital) fordern ebenfalls keine Religionszugehörigkeit – auch wenn sie christlichen Organisationen unterliegen. Kenntnis und Verständnis der christlichen Werte ist aber gewünscht. Hubert Brams, Geschäftsführer des katholischen Krankenhauses, erklärt: „Wir freuen uns über jeden Bewerber, der mit seiner Kompetenz das St. Marien-Hospital bereichert. Wir sind ein offenes Haus und erwarten von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie die christlichen Werte mit tragen.“