Mindestens 30 Euro werden ab dem 1. Januar für die Blaue Tonne fällig. Die Entsorgungsgesellschaft MEG hatte Verluste von 250 000 Euro jährlich - und reagiert jetzt.

Von nichts auf 30 Euro – die Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) erhebt für die „Blaue Tonne” ab dem 1. Januar 2010 ein Entgelt. Zusätzlich zur gewohnten Leerung alle vier Wochen bietet sie die haushaltsnahe Abholung des Altpapiers dann auch 14-tägig an – zum Preis von 50 Euro. Im Mai 2008 führte die MEG die Blaue Tonne als kostenfreies Zusatzangebot ein, die Depotcontainer blieben bestehen.

Die 250 000 Euro, die die Entsorgungsgesellschaft seitdem jährlich in den Abholservice gesteckt hat, konnte sie nicht wieder hereinholen – im Gegenteil. „Unser Verlust beträgt ebenfalls 250 000 Euro”, sagte gestern Jürgen Jeppel, neben Günther Helmich Geschäftsführer bei der MEG. Im Frühjahr 2008 hatten beide bis zu 20 Prozent mehr entsorgtes Altpapier durch die Tonnen erwartet. „Diese Hoffnung ist nicht eingetreten”, so Helmich. Auch die Euphorie, die damals aus dem spektakulär hohen Papierpreis entstanden war, hat sich mittlerweile mehr als gelegt. Im April 2008 bekamen Entsorger noch über 100 Euro pro Tonne Altpapier, Ende des Jahres waren es teilweise noch fünf. „Mittlerweile sind wir bei 40 Euro”, sagt Jürgen Jeppel. „Die Erholung am Markt ist nur marginal und hilft uns nicht bei der Kostendeckung.” Vorerst akzeptieren die Geschäftsführer, dass, so ihre Erwartung, im nächsten Jahr bis zu 20 Prozent der Mülheimer die Blaue Tonne abmelden könnten – die Depotcontainer werden über die Abfallgebühr finanziert. Für die MEG sei das immer noch besser als die letzten Verluste. Und auch immer noch besser als die Tonne ganz abzuschaffen – auch diese Überlegung habe im Raum gestanden.

Abnahmeverträge liefen weiter

Sicher war die Wirtschaftskrise der Hauptgrund für den freien Fall des Altpapierpreises, meint Günther Helmich. Bereits im Herbst 2008 hatte er sein Rekordtief erreicht. „Wir konnten die Blaue Tonne nur deshalb noch das gesamte Jahr 2009 kostenfrei anbieten, weil unsere Abnahmeverträge weiterliefen”, erklärt der MEG-Geschäftsführer. Um die Kosten für das Angebot zu decken, müsste der Preis wieder auf mindestens 80 Euro ansteigen – ein Ziel in weiter Ferne.

Zu dem Auf und Ab der Preise kam in den vergangenen eineinhalb Jahren noch das unerwartete Verhalten der Mülheimer hinzu: Sie warfen, trotz eigener Tonne, keineswegs mehr Papier weg – sondern immer weniger. „Zwar haben über 10 000 Haushalte die Blaue Tonne bestellt”, so MEG-Geschäftsführer Jürgen Jeppel. „Nutzen dafür dann aber die Depotcontainer nicht mehr so wie zuvor.”

Letztendlich machten diese aber doch das Rennen: Von den 12 000 Tonnen Altpapier, die jährlich in Mülheim anfallen, fallen laut der beiden Geschäftsführer 9000 in die großen Container und nur maximal 2000 in die Blauen Tonnen – der Rest stammt aus dem Gewerbe. Kostenpflichtig ist seit Mai 2008 lediglich das Vollservice-Angebot, bei dem die MEG die Blaue Tonne direkt vom Hof abholt und der Kunde sie nicht selbst zur Straße bringen muss. Doch nur 480 Bestellungen für den Service waren eingegangen. Für Gewerbebetriebe führte die MEG bereits im April ein Entgelt ein. „Seitdem haben wir eine Abmeldequote von zehn Prozent”, so Jürgen Jeppel. Für den privaten Bereich erwartet er etwa das Doppelte. Noch gibt es rund 12 500 Blaue Tonnen in Mülheim. In den nächsten Tagen will die MEG alle Kunden anschreiben und um Bestellung oder Abmeldung bis zum 31. Dezember bitten.