MÜLHEIM. . Das Klostermuseum Saarn feiert seine Gründung vor zehn Jahren. 23 000 Besucher lernten bereits über Mülheimer Geschichte. Neues Projekt steht an.

Mülheimer Geschichte von mehr als einem Jahrtausend, ganz besonders zu dem im Jahr 1214 auf dem Gelände gegründeten Zisterzienserkloster, findet sich an diesem Ort. Der Verein der Freunde und Förderer des Klosters Saarn feiert mit allen Kirchenfreunden am Sonntag, 28. Oktober, das zehnjährige Bestehen des Klostermuseums.

Im Oktober 2008 gründete der Förderverein das dazugehörige Museum. „Das Museum soll wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, aber keinen wissenschaftlichen Zweck verfolgen“, sagt Wolfgang Geibert. Er ist Museumsführer und Gründungsmitglied des Vereins. Der 75-Jährige kennt jedes der mehr als 500 Exponate. 926 Führungen hat Geibert seit der Eröffnung des Museums gegeben und dabei fast
17 000 Menschen die Geschichte des Klosters nahegebracht.

Die Werte des Klosters: „Armut, Gehorsam und Keuschheit“

Insgesamt haben knapp 23 000 Personen die Exponate bestaunt. „Die Besucher kommen aus ganz NRW. Vereinzelt gab es auch schon polnische und englische Gruppen.“ Kommunion, die eigene Hochzeit – das feierte Geibert in der Klostergemeinde. Er schreibt immer wieder sein Wissen über die Geschichte des Mülheimer Ordens auf.

„Das Kloster wurde als Zisterzienserkloster im Jahr 1214 gegründet“, erläutert der Hobby-Historiker. Die vier Räume im Kellergewölbe des Klosters handeln von Macht, Unternehmertum und Frauen, die auch im Mittelalter ihren Weg gingen. Die Zisterzienser stehen für Armut, Gehorsam und Keuschheit. „Die Nonnen kamen alle aus dem Landadel, brachten Vermögen für ihren Orden mit“, sagt Geibert.

Die Tongefäße aus dem 13. und 14. Jahrhundert stehen für die Werte der Zisterzienser, „Armut, Gehorsam und Keuschheit“.
Die Tongefäße aus dem 13. und 14. Jahrhundert stehen für die Werte der Zisterzienser, „Armut, Gehorsam und Keuschheit“.

Pfannen und Gefäße, jeweils aus Ton, spiegeln die Werte der Zisterzienser im 13. und 14. Jahrhundert wieder. Doch im Laufe der Jahrhunderte vollzog sich ein Wandel: eine Abkehr vom einfachen, volksnahen Leben und das Zelebrieren eines prunkvolles Lebensstils. „Die Nonnen aßen feine Speisen und trugen Schmuck.“

Im 18. Jahrhundert nahmen die Zisterziensernonnen die Vorgaben ihres Ordens nicht mehr ernst. Sie trugen Schmuck und tranken aus Gold- und Silberkelchen.
Im 18. Jahrhundert nahmen die Zisterziensernonnen die Vorgaben ihres Ordens nicht mehr ernst. Sie trugen Schmuck und tranken aus Gold- und Silberkelchen.

Eine Vitrine mit Gold- und Silberkelchen aus dem 18. Jahrhundert zeigt diesen Wandel. Den Hang zum Prunk trieb Äbtissin Maria Theresia von Reuschenberg auf die Spitze. Die adelige Nonne baute sich außerhalb der Klostermauern eine Villa. „Die Mitschwestern haben sie deshalb angefeindet, heute würde man sagen, gemobbt“, sagt Geibert. Die Nonnen dichteten der Äbtissin sogar ein Liebesverhältnis mit einem Grafen an. Solche und andere Geschichten birgt das kleine Museum.

Maria Theresia von Reuschenberg war Äbtissin von 1720 bis 1741. Sie liebte den Prunk und baute sich eine Villa – zum Missfallen der anderen Nonnen.
Maria Theresia von Reuschenberg war Äbtissin von 1720 bis 1741. Sie liebte den Prunk und baute sich eine Villa – zum Missfallen der anderen Nonnen.

Rund 600 000 Euro kostete das Museum im Jahr 2008. Die örtliche Sparkasse, der Landesverband Rheinland und die Leonhard-Stinnes-Stiftung gaben die größten Batzen. Mülheimer Firmen führten kostenlos Bau- und Schreinerarbeiten durch. Instandhaltungskosten habe der Verein derzeit keine, sagt Geibert.

„Eine Projektgruppe entscheidet bis 2020, wie wir mehr Besucher mit moderner Technik erreichen können“, sagt der Museumsführer. Als außerschulischer Lernort sei das Museum bereits gut angenommen worden. „Im Jahr führe ich bis zu 20 Schulklassen durch das Museum, auch Kita-Kinder“, sagt der Saarner.

Der Festtag am Sonntag - die Details:

Die Feierlichkeiten finden am Sonntag, 28. Oktober, auf dem Klostergelände, Klosterstraße 53, statt.

Um 14.30 Uhr wird ein „Insektenhotel“ eingeweiht. Dieses soll im Klostergarten Wildbienen ab dem nächsten Frühjahr Nistmöglichkeiten bieten.

Einer kostenlosen Führung durch das Klostermuseum kann sich jedermann ab 15 Uhr anschließen. Das Klostercafé bietet am Jubiläumstag ein „Klostergedeck“ an.