Mülheim. Angela Huestegge will Ideen von Kollegen und Schülern bündeln und so Neues anstoßen. Sie findet: Wir müssen Jugendliche zu Demokraten erziehen,
Die „Teamarbeit“ liegt ihr besonders am Herzen. „Sie ist der Dreh- und Angelpunkt an einer Schule. Der Lehrer als Einzelkämpfer ist wirklich out“, sagt Angela Huestegge, die neue Schulleiterin am Gymnasium Broich. Deshalb setzt sie auf Teamentwicklung – und sie weiß, wie man Zusammenarbeit effektiv fördert.
Denn: Die 60-Jährige hat im Laufe ihres Berufslebens nicht nur Schüler unterrichtet, sie war auch Trainerin für pädagogische Schulentwicklung, hat unter anderem Steuerungsteams beraten, Teamentwicklungs- und Kommunikationsseminare für Lehrer gegeben.
Nach dem Abi nach Berlin
Doch zurück auf Null: Geboren und aufgewachsen ist die Mutter von drei erwachsenen Kindern in Mülheim, sie machte ihr Abitur am Karl-Ziegler-Gymnasium. „Danach bin ich mit dem Jungen, der in der Schule neben mir gesessen hatte, nach Berlin gegangen und habe angefangen, Elektrotechnik zu studieren“, erzählt sie schmunzelnd. Aus dem Mitschüler wurde später ihr Mann, das Studienfach wechselte sie aber nochmal. „Ich wollte ‘was mit Kindern machen“, erinnert sie sich. Also studierte sie Physik, Geografie, Informatik und später noch Ethik auf Lehramt – und wurde Lehrerin in der Hauptstadt.
An mehreren Berliner Schulen war Angela Huestegge im Einsatz, lange als Fachleiterin, auch als stellvertretende Schulleiterin. „Anfangs, direkt nach der Wende, habe ich auch im Osten der Stadt gearbeitet“, berichtet sie. Das Kollegium bestand zur Hälfte aus Ossis und zur andere Hälfte aus Wessis. „Das war natürlich nicht ganz einfach, aber sehr spannend. Wir haben schnell gemerkt, dass wir viel voneinander lernen konnten.“
Rückkehr ins Ruhrgebiet nach 40 Jahren
Nach 40 Jahren Berlin ist die erfahrene Pädagogin nun zurückgekehrt ins Ruhrgebiet, steht seit Beginn des Schuljahres 907 Schülern und etwa 70 Lehrer am Broicher Gymnasium vor. „Das Kollegium ist jung und sehr ideenreich. Auch die Schüler sind mit vielen tollen Vorschlägen zu mir gekommen. Ich traue mir zu, diese Ideen effektiv zu bündeln und so Innovationen anzustoßen“, sagt sie.
Die Schwerpunkt der Schule – bilingualer Zweig, MINT-Fächer, Schule ohne Rassismus – will Angela Huestegge beibehalten. Gerade sei man dabei, weitere Partnerschulen im Ausland zu suchen – sogar in China. Auch wolle man den naturwissenschaftlich-technischen Bereich noch weiter ausbauen. „Es ist mir darüber hinaus wichtig, die Schüler zu politisch denkenden und demokratisch handelnden Menschen zu erziehen. Wir sollten ihnen die Möglichkeiten aufzeigen, mitzuwirken in unserer Gesellschaft, eine Meinung zu haben und sich einzumischen.“ Die Schule müsse das nötige Wissen dazu liefern und den Jugendlichen helfen, sich bei der heutigen Fülle an Informationen, richtig auszusortieren. Froh ist die neue Schulleiterin, dass an der Ritterstraße „ein guter Umgangston unter den Schülern herrscht“.
Rückkehr zu G9: Herausforderung und Chance
Als Herausforderung, aber auch Chance, sieht Huestegge die Rückkehr zu G9 an (die in Broich wohl gewünscht wird) – auch wenn sie selbst aus Berlin nur G8 kennt. „Bei G9 können die Schüler mehr üben und haben vor allem mehr Zeit, um sich selber etwas zu erarbeiten“, findet sie.
Die Kontakte zur benachbarten Realschule möchte Angela Huestegge intensivieren. Richtig toll findet sie die gute Kooperation der Mülheimer Gymnasien („gab’s in Berlin nicht“). Sie selbst hat viel Organisatorisches zu erledigen, gibt aber auch einen Physik-Leistungskurs. Zeit für Hobbys bleibt da kaum. Die zweifache Großmutter liebt Gartenarbeit und möchte wieder anfangen, Saxophon zu spielen. Im Ruhrgebiet fühlt sie sich (wieder) wohl. „Ich mag den Menschenschlag hier, die Leute sind offen und geradeaus“, sagt sie.
>>>Neue Leiter an mehreren weiterführende Schulen
Vorgänger von Angela Huestegge war Ralf Metzing. Er leitete das Broicher Gymnasium 41 Jahre lang und arbeitete seine Nachfolgerin noch ein.
Weitere neue Schulleiter/innen gibt es an der Gustav-Heinemann- und der Willy-Brandt-Gesamtschule sowie bald auch an der Luisenschule. Wir stellen die Neuen ebenfalls vor.