Mülheim. . Unternehmen locken Schüler auf der Ausbildungsmesse „Berufsstart“ mit Aktionen an ihre Stände. Sie lassen ihre Azubis von Erfahrungen erzählen.
Kreuz und quer laufen Schüler durch die Stadthalle, ein Hämmern vom Stand der Dachdecker- und Zimmerinnung durchdringt das Erdgeschoss. An den Ständen der rund 60 Aussteller der Ausbildungsmesse „Berufsstart“ gibt es viel zu entdecken, die Betriebe wollen mit spannenden Mitmachaktionen die 1200 potenziellen Bewerber anlocken.
So auch Edeka Paschmann, die Interessenten zu einem „Meet & Greet“ und einer Apfelschnitz-Challenge einladen. Besonders den wenig bekannten Beruf des Frischespezialisten wollen sie vorstellen. „Damit die Schüler ein Feingefühl für Lebensmittel entwickeln, haben wir ihnen die Aufgabe mit dem Apfel gestellt“, erklärt Tetyana Bronzmann, Azubi im zweiten Lehrjahr.
Fachverkäufer hinter der Fleischtheke sind gesucht
70 Azubis seien bei Paschmann aktuell in die Lehre gestartet. „Wir haben momentan keine Schwierigkeiten, Lehrlinge zu finden“, sagt Venice Mückschitz, zuständig für die Ausbildung bei Edeka Paschmann. Lediglich Azubis zum Fachverkäufer hinter der Fleischtheke zu finden, sei nicht einfach. Schüler können sich vor Ort nach einem Praktikum erkundigen. Wenn es auf beiden Seiten passt, kann sich eine Ausbildung anschließen.
Bei einem Blick auf die Aussteller fällt auf: Arbeitgeber versuchen verstärkt, über den eigenen Nachwuchs Kontakt zu potenziellen Azubis zu knüpfen. Auch Rainer Lill, Baustellenleiter beim Malerbetrieb Goldkuhle, weiß um die Wirkung seiner beiden Lehrlinge Justin (16) und Michelle (19) am Stand: „Sie können mit den Schülern auf Augenhöhe reden und ihre Erfahrungen teilen.“ Justin fiel die Entscheidung für die Ausbildung nicht schwer: „Das Renovieren unserer Wohnung hat mir Spaß gemacht, und daher konnte ich mir das auch beruflich vorstellen.“ Vor einigen Jahren sei es noch nicht nötig gewesen regelmäßig Messen und Speed-Datings zu besuchen. „Seit ein paar Jahren werben wir intensiver um Azubis“, so Lill. Nicht jeder wolle früh aufstehen und sich die Hände schmutzig machen. „Dabei sind die Übernahmechancen nach der dreijährigen Ausbildung gut.“
Werbeaktionen der Handwerksbetriebe kommen an
Ein Indiz dafür, dass die Werbeaktionen kleiner Handwerksbetriebe und die große Imagekampagne der Kreishandwerkerschaft angekommen ist, sind die Zahlen der aktuell abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Mülheim und Oberhausen: Waren es 2017 noch 482 , sind es in diesem Jahr 520 Verträge.
Neben dem Handwerk muss auch die Pflegebranche um Nachwuchs kämpfen. Die Einstellungsvoraussetzungen sinken seit Jahren, ein Hauptschulabschluss reicht für eine Pfleger-Ausbildung inzwischen aus. „Mit höheren Anforderungen würden wir einfach nicht genügend Azubis finden“, sagt Felicitas Behmenburg, Pflegedienstleiterin der Tagespflege beim häuslichen Pflegedienst Behmenburg aus Mülheim.
Pflege als Beruf der Zukunft
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Kathrin Zimmermann wollen sie Vorurteile abbauen. „Pflege ist nicht eklig, sondern ein Beruf mit Zukunft, der sowohl dem Pfleger als auch den Patienten viel gibt“, sagt Felicitas Behmenburg.
18 Azubis stehen bei ihnen bereits in den Startlöchern. Einige von ihnen müssten allerdings an die Hand genommen werden, viele Grundlagen erst lernen. Am Stand können Schüler auch hautnah spüren, wie sich ältere Menschen fühlen. Eine schwere Weste und Brillen, die das Sehvermögen einschränken, liegen bereit. Spannend wird sein, mit welchen Ideen die Unternehmer die potenziellen Bewerber im nächsten Jahr wieder an ihre Stände locken.
<<< AUSTAUSCH ZWISCHEN FIRMEN UND SCHÜLERN
Die Ausbildungsmesse „Berufsstart“ soll eine Plattform für den direkten Austausch zwischen Schülern und regionalen Unternehmen schaffen.
20 Messe-Guides führten die Schüler gezielt über die Messe.
In Workshops lernten die Schüler, wie sie das Vorstellungsgespräch meistern und den Einstellungs-Test bestehen.
Die Sozialagentur, das U 25 Haus, die Agentur für Arbeit und der Jobservice haben die Messe organisiert.